Fahndungserfolg: 10.000ster Gartenschläfer gesichtet
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10.000ster Gartenschläfer gesichtet

Ein Team aus Wissenschaftlern und Naturschützern hat in den letzten Jahren bundesweit nach dem stark gefährdeten Gartenschläfer (Eliomys quercinus) gefahndet. Aus der Bevölkerung gingen zahlreiche Hinweise auf die kleinen Nager ein. Dieser Tage kam die 10.000ste Meldung aus Rheinland-Pfalz. Sie markiert einen wichtigen Meilenstein der Spurensuche und trägt dazu bei, das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers in Deutschland neu zu definieren.

Verbreitung des Gartenschläfers soll systematisch erfasst werden

Ziel der Suche ist, die Verbreitung des Gartenschläfers in Deutschland erstmals systematisch zu erfassen. Dazu wurde im Rahmen des Projekts »Spurensuche Gartenschläfer« eine Meldestelle eingerichtet.

Das Projektteam besteht aus dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Es rief dazu auf, Gartenschläfer aus dem ganzen Bundesgebiet zu melden – am besten mit einem Foto oder Video oder einer Tonaufnahme. Mit großem Erfolg: Jetzt wurde mit der 10.000sten Meldung ein putzmunterer Gartenschläfer in Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz) eingetragen.

Sven Büchner, Gartenschläfer-Experte: »Der Erfolg der Meldestelle hat seit ihrer Einrichtung im Jahr 2019 unsere Erwartungen weit übertroffen. Er unterstreicht die Strahlkraft des Projekts und die Begeisterung der Menschen für die kleine Schlafmaus.«

Alle eingehenden Nachweise werden durch geschulte Experten geprüft, um sie wissenschaftlich zu verifizieren. Rund zwei Drittel aller Meldungen lassen sich anschließend bestätigen. Nur eine kleine Anzahl von Meldungen kann nicht bewertet werden.

Maske, große Ohren und Schwanzquaste: Der Gartenschläfer ist unverwechselbar.
Maske, große Ohren und Schwanzquaste: Der Gartenschläfer ist unverwechselbar.

Vorkommen des Gartenschläfers

Während der Gartenschläfer ursprünglich in den meisten Bundesländern Süd- und Mitteldeutschlands vorkam, fehlt heute vielerorts seine Spur. Seine Verbreitung konzentriert sich auf den Südwesten Deutschlands. Dort lebt er vor allem im urbanen Raum. Seine Bestände sind stellenweise recht hoch.

Weitere Vorkommen des bunten Bilchs wurden ebenfalls in den Hochlagen der Mittelgebirge wie etwa im Harz, im Fichtelgebirge und im Bayerischen Wald gemeldet. Auf Grundlage dieser Informationen werden nun vielerorts geeignete Schutzmaßnahmen umgesetzt.

Spurensuche Gartenschläfer

Im Projekt »Spurensuche Gartenschläfer« untersuchte der BUND gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung die Frage, warum der Gartenschläfer in kurzer Zeit aus immer mehr Regionen verschwindet.

Auf Grundlage dieser Informationen wurden anschließen passende Schutzmaßnahmen umgesetzt. Das Projekt »Spurensuche Gartenschläfer« wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

Nützliche Links

Sissis Resümee

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz sind die possierlichen Gartenschläfer auf dem Rückzug. Es ist Jahre her, dass ich einen zu Gesicht bekommen habe! Die Ursachen sind hüben wie drüben dieselben: Es fehlt allerorten an wilden Wäldern und naturnahen Landschaften. Dabei kann gerade die Schweiz hier noch wesentlich besser punkten als meine alte Heimat.

Durch gezielte Schutzmaßnahmen können wir dazu beitragen, die Bestände der Gartenschläfer zu sichern und somit die Vielfalt unserer Ökosysteme zu erhalten. Nun kann wohl kaum jemand von uns einen kompletten Wald anpflanzen, um dem Gartenschläfer zu unterstützen. Was aber diejenigen unter uns tun können, die ein größeres Stück Land oder Garten bewirtschaften, ist das Anlegen von Streuobstwiesen, strukturreichen Obstgärten und Hecken, das Zulassen von verwilderten Flächen und das Anbieten von Nistkästen. Damit ist nicht nur dem Gartenschläfer geholfen, sondern auch vielen anderen schützenswerten Tierarten.

Vielleicht denkst du: »Ach, was kann ich allein schon ausrichten?« Ich kann dir versichern, dass sich jede noch so kleine Mühe lohnt und reiche Früchte trägt. So hat sich in drei Jahren die Artenvielfalt im Reich der Insekten und Arachniden in unserem Garten um rund 300 Prozent erhöht. Auch Tigerschnegel (Limax maximus) fühlen sich bei uns sehr wohl – gestern Abend konnten wir zum wiederholten Male die Paarung der hübsch gemusterten Tiere beobachten. Und mit ein bisschen Glück zieht vielleicht irgendwann auch der Gartenschläfer bei uns ein – die Vorbereitungen sind jedenfalls getroffen.

Wir sehen uns im Garten!

XOXO

Sissi

[Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. und eigene Recherche. Fotos: Jiří Bohdal.]