Auf den Spuren von Napoleon
Der Thurgau ist reich an kulturellen Errungenschaften. Die Geschichten, die dahinter stecken, lassen sich in den zahlreichen Museen, Klöstern, Schlössern und anderen Sehenswürdigkeiten entdecken und erleben. Wusstest du zum Beispiel, dass Napoleon III. einen Großteil seiner Jugend auf Schloss Arenenberg im Thurgau verbrachte und den Thurgauer Dialekt perfekt sprach? Damit war er mir sprachlich haushoch überlegen.
Doch wie kam es dazu und wieso gerade im Thurgau?
Als Napoleons Onkel, Kaiser Napoleon I., abgesetzt und ins Exil verbannt wurde, musste auch der Rest der Familie Bonaparte Frankreich verlassen. Zuerst ließen sie sich in Konstanz nieder und kauften 1817 mit ihrem stolzen Vermögen das Schloss Arenenberg im Thurgau. Königin Hortense, die standesbewusste Mama, beschrieb das Anwesen als »recht beengend, ziemlich heruntergekommen, aber sehr schön gelegen«. Bald danach wurde das Schloss umgebaut und erstrahlte danach im prachtvollen Pariser Stil. Zum Haus gehörte dann auch ein elegant angelegter Park.
Was ist heute noch davon übrig?
Was die Familie zurückließ, ist heute im einzigen deutschsprachigen Museum über den letzten Kaiser Frankreichs im Schloss Arenenberg zu entdecken. Wie ein kostbares Juwel steht die prachtvolle Anlage auf dem Arenenberg. Gäste flanieren bei den Führungen durch die originalbelassenen, aristokratischen Räume und erfahren, wie Hortense mit ihrem Sohn Louis gelebt hat. Auch der Napoleonturm ist noch heute zu bestaunen. Auf den 200 Stufen – jede steht für ein Jahrzehnt – lassen sich zwei Jahrtausende Regionalgeschichte entdecken, mit allen wichtigen Ereignissen und Entwicklungen.
Und wie war Napoleon?
Louis Napoleon sprach Thurgauer Dialekt, kannte viele Bars, zahlte wegen zu schnellen Reitens Bußen und soll auch Nachfahren im Thurgau hinterlassen haben … Bei den Frauen war er jedenfalls alles andere als unbeliebt. Seine Liebe zum See war groß und Louis sportlich: Er schwamm regelmäßig auf die Insel Reichenau. Dass er überhaupt und vor allem so weit schwimmen konnte, war zu jener Zeit eine erstaunliche Leistung. Und nicht nur damals! Ich habe mir die Strecke angesehen und gestehe, dass ich nicht in der Lage wäre, so weit zu schwimmen. Jedenfalls nicht, wenn ich nicht muss.
Persönlicher Ausflugstipp von Louis Napoleon
Unterwegs in Napoleons ehemaligem Reich ist man auch auf der → Tour Napoleon. Sie führt zu Fuß von Ermatingen über das Kongresszentrum Schloss Wolfsberg und den Seerücken bis zum Napoleonturm hinauf. Nach dem Genuss der grandiosen Aussicht vom Turm aus geht’s über Oberfruthwilen, immer mit Blick über den See, hinab zum → Napoleonmuseum und Schloss Arenenberg. Das Bistro Louis Napoleon lockt mit Arenenberger Weinen und anderen regionalen Köstlichkeiten. Als krönender Abschluss lässt sich am Ende der Wanderung im Hafen Mannenbach eine Schifffahrt zurück nach Ermatingen oder einer anderen Destination nach Wahl genießen.
Wachgeküsster Schlosspark, wie bitte?
Der Park von Schloss Arenenberg ist ein Phänomen: Mehr als 100 Jahre wartete er unter einer meterhohen Humusschicht unter Wald und Wildwuchs darauf, wachgeküsst zu werden. Im Jahre 2007 begannen die Grabungen, die fast vollständige Installationen wie Grotten, eine Kaskadenwand, eine acht Meter breite Brunnenschale und das Fundament der verschollenen Eremitage zu Tage brachten. Ein Jahr später begann die Rekonstruktion. Heute ist der Park – verbunden mit dem aus der Kaiserzeit erhaltenen Napoleonschloss – mit Traumausblicken über den Bodensee eine echte Attraktion.
Die prachtvolle Gartenanlage wurde 2014 um einen Patriziergarten erweitert, der möglicherweise in ähnlicher Form im Mittelalter auf Arenenberg existierte. Mit Blick über den See können Besucher zwischen Rasenbänken und duftenden Pflanzen lustwandeln, so wie es seinerzeit schon die Patrizierfamilien taten.
Sissis Resümee
Irgendwann in der Schule habe ich mal gelernt, dass Napoleon III. sich eine Zeitlang im Thurgau aufgehalten hat. Aber Hand auf’s Herz: Wer erinnert sich Jahrzehnte nach dem Abi noch an Details? Es lohnt sich daher, dem öffentlich zugänglichen Schlossmuseum einen Besuch abzustatten, durch die Dauerausstellung in den original erhaltenen Räumen zu schlendern und zum Abschluss durch die Parkanlagen zu flanieren – alles auf den Spuren von Napoleon.
Günstig ist der Spaß allerdings nicht: Stolze 15 Fränkli muss man als Erwachsener berappen, wenn man das Museum inklusive der jährlichen Sonderausstellungen mit wechselnden Themen besuchen möchte. Da trägt es für Menschen aus der Region eventuell Früchte, über den Erwerb einer Jahreskarte für 35 Franken nachzudenken. Sonst bleibt am Ende kein Sackgeld mehr für einen Abstecher in den charmanten Museumsshop übrig!
XOXO
Sissi
[Quelle: → Thurgau Tourismus und eigene Recherche. Artikelbild: → Helmuth Scham via Thurgau Tourismus.]