Bunte Biomasse hat Zukunft
Die → Veolia Stiftung, der → Deutsche Jagdverband und die → Deutsche Wildtier Stiftung, Projektträger des Kooperationsprojektes »Bunte Biomasse – Ressource für Artenschutz und Landwirtschaft«, ziehen eine überaus positive Bilanz des ersten Projektjahres und blicken hoffnungsvoll in die Zukunft: Deutschlandweit konnten 2019 bereits über 120 Hektar mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomassenutzung neu etabliert werden.
»Da das Projekt erst im Frühjahr und damit mitten in der Anbauphase gestartet ist, haben wir mit einer so großen Nachfrage von Landwirten nicht gerechnet«, sagt Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Natur und Artenschutz bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Gleichzeitig wurden bereits über 80 000 Euro an Kofinanzierungsmitteln eingeworben, die gemeinsam mit den Projektmitteln zur Honorierung der teilnehmenden Landwirte eingesetzt werden. »Sowohl die Anzahl der bereits jetzt teilnehmenden Betriebe als auch die Höhe der zugesagten Kofinanzierungsmittel zeigen uns, dass ›Bunte Biomasse‹ ein Anbausystem mit Zukunft ist«, so Dr. Andreas Kinser weiter. Als Kofinanzierer konnten bereits mehrere Jagd- und Fachverbände sowie Verwaltungen und Privatpersonen überzeugt werden.
Bunte Biomasse – Zukunftschance für Artenschutz und Biogas
Bunte Biomasse – was steckt dahinter?
Durch das Kooperationsprojekt »Bunte Biomasse« soll das Anbausystem von mehrjährigen Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion in der landwirtschaftlichen Praxis verankert werden. Die Vorteile von bunter Biomasse im Vergleich zu konventionellen Biomassepflanzen wie Mais sind vielfältig: Die Kulturen aus bis zu 25 verschiedenen Wildpflanzenarten bieten ganzjährig Lebensraum für Insekten, Agrarvögel und Wintergäste und die ganzjährige Bewurzelung des Oberbodens verbessert die Humusbilanz und vermindert Erosion. Mehrjährige Wildpflanzenkulturen bieten außerdem ein hohes Potenzial zur Stickstoffbindung und helfen dadurch beim Grundwasserschutz. »Die Verknüpfung von Arten- und Ressourcenschutz ist ein überzeugendes Argument für das Anbausystem ›Bunte Biomasse‹«, sagt Sylke Freudenthal vom Vorstand der Veolia Stiftung.
Doch auch ökonomisch sind mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion attraktiv. »Im Jahr 2019 haben einige Betriebe trotz schwieriger Bedingungen über 40 Tonnen Frischmasse des Aufwuchses mehrjähriger Wildpflanzenmischungen geerntet«, sagt Johann Högemann, der im Auftrag der Kooperationspartner die teilnehmende Landwirte im Projekt »Bunte Biomasse« kostenlos bei der Etablierung der Bestände und der Ernte des Aufwuchses berät. »Je nach Standortgüte können Erträge von neun bis 14 Tonnen Trockenmasse je Hektar bei einer Gasausbeute von etwa 65 Prozent gegenüber Mais erzielt werden«, so Högemann weiter.
Da die einmal etablierten, mehrjährigen Wildpflanzenbestände bis zu fünf Jahre lang geerntet werden können, sind die Produktionskosten im Vergleich zu einjährigen Biomassepflanzen wie Mais deutlich geringer. Um »Bunte Biomasse« zukünftig als einen festen Bestandteil in der landwirtschaftlichen Praxis zu etablieren, braucht es jedoch einen zusätzlichen Anreiz. Ein guter Weg wäre dabei die Einbindung des Anbausystems in die Agrarumweltmaßnahmen der Länder.
Sissis Resümee
Wir alle wissen, was die Monokultur der vergangenen Jahrzehnte der Natur angetan hat. Aber auch die Landwirtschaft selbst hat darunter gelitten. In Reinkultur angebaute Nutzpflanzen ziehen nur bestimmte Nährstoffe aus dem Boden. Diese einseitige Bodennutzung führt dazu, dass es von einigen Stoffen schnell zu wenig, von anderen zu viel in der Erde gibt. Als Folge müssen die Landwirte düngen, was in der Regel zugleich den Boden schädigt und das Grundwasser verschmutzt. Ein geschädigter Boden aber muss erneut »aufbereitet« werden – ein Teufelskreis! Darüber hinaus sind Monokulturen anfälliger für Bodenerosionen und Schädlinge. Ersteres führt dazu, dass der Boden sehr aufwändig bearbeitet und bewässert werden muss. Was für eine Verschwendung von Ressourcen! Um Schädlinge zu bekämpfen, greifen Landwirte überdies zu Pflanzenschutzmitteln. Diese vergiften unsere Umwelt und unsere Nahrung und schaden der Tierwelt.
Nicht zuletzt nehmen Monokulturen den Tieren ihren Lebensraum. Sie wandern ab oder verhungern. So lässt sich auch das Bienensterben zu einem großen Teil auf Monokulturen zurückführen. Umso bedeutsamer ist es nun, Kooperationsprojekte wie → »Bunte Biomasse – Ressource für Artenschutz und Landwirtschaft« der Veolia Stiftung, des Deutschen Jagdverbandes und der Deutschen Wildtier Stiftung zu unterstützen und bekannt zu machen. Anstelle zu sagen: »Das haben wir schon immer so gemacht und es geht auch nicht anders« haben bereits viele Landwirte verstanden, dass es so nicht weitergehen kann. Der Anbau von von bunter Biomasse stellt eine wichtige und richtige Alternative zu konventionellen Biomassepflanzen wie Mais und Co. dar – auch aus wirtschaftlicher Sicht. Und aus Liebe zu Tier und Natur sowieso.
XOXO
Sissi
[Quelle: → Deutsche Wildtier Stiftung und eigene Recherche. Fotos: Jill Dimond.]