Christstollen Dresdner Art
In meiner Kindheit mochte ich keinen Christstollen, fand ihn sogar ziemlich eklig. Mich hat es regelrecht geschüttelt, wenn ich andere Menschen genüsslich ein Stück Stollen verspeisen sah. Ist das zu fassen? Meine Abneigung wandelte sich schlagartig in Begehrlichkeit, als mich eine VHS-Kollegin ihren veganen Nussstollen probieren ließ. Mööönsch, war der lecker! Leider ist ihr wunderbares Rezept bei einem meiner zahlreichen Umzüge verloren gegangen, sodass ich vor dem Problem stand, selbst in der Backstube experimentieren zu müssen.
Seitdem habe ich zahlreiche Rezepte ausprobiert und mag noch immer Nussstollen am liebsten, dicht gefolgt von Mohnstollen. Doch auch der klassische Christstollen schmeckt mir inzwischen – selbst dann, wenn er Orangeat und Zitronat enthält. Diese kandierten Zitrusfrüchteschalen nämlich waren es, die mir in meinen jüngeren Jahren den Appetit auf das weihnachtliche Gebäck verleidet haben. Was mich daran erinnert, dass ich demnächst dringend mal wieder Pomeranzen und Orangen kandieren muss (an Zitronatzitronen komme ich leider meist nicht heran), um bei den Zutaten auf der sicheren Seite zu sein. Genug geplaudert – ab in die Küche! Du willst Heiligabend ja nicht ohne Christstollen dastehen, oder?
Rezept für Christstollen
Zutaten für einen Stollen:
- 500 Gramm Bio-Dinkelmehl Type 630 oder 500 Gramm Dr. Schär »Kuchen und Kekse – Mix C«
- 1 Päckchen Bio-Trockenhefe
- 130 Gramm brauner Bio-Rohrohrzucker
- 2 Esslöffel selbst gemachter Vanillezucker
- 1 Abrieb von einer Bio-Zitrone
- 1 Esslöffel frisch geriebener Ingwer
- 3 Safranfäden, zum Beispiel von Azafran
- 1 Messerspitze selbst gemachtes Vanillesalz
- 1 Messerspitze Kardamompulver
- 200 Gramm weiche Butter oder Pflanzenmargarine
- 250 Milliliter Milch von munter muhenden Kühen, Hafermilch, Reismilch oder Mandelmilch
- 150 Gramm Sultaninen
- 100 Gramm gemahlene Mandeln
- je 100 Gramm Orangeat und Zitronat
- auf Wunsch: 100 Gramm Marzipan wie zum Beispiel mein selbst gemachtes Walnussmarzipan
- zum Einpinseln: 50 Gramm geschmolzene Butter oder Pflanzenmargarine
- zum Bestäuben: 50 Gramm Puderzucker
Zubereitung des Christstollens
- Alle Zutaten bis auf Orangeat, Zitronat und Marzipan miteinander vermischen und zu einem homogenen Teig verkneten. Zu einer Kugel formen, mit einem sauberen Tuch abdecken und an einem warmen Ort rund 45 bis 60 Minuten gehen lassen. In der Zwischenzeit Orangeat, Zitronat und Marzipan hacken und beiseite stellen.
- Wenn der Teig sich ungefähr verdoppelt hat, das »Kleingehackte« dazugeben und gründlich unterkneten. Das geht am besten von Hand! Den Teig erneut zu einer Kugel formen, abdecken und weitere 45 Minuten gehen lassen.
- Nun hast du mehrere Möglichkeiten, deinen Christstollen in Form zu bringen: Ganz klassisch von Hand, mithilfe einer sogenannten Stollenbackhaube, in einer Brot- oder Kuchenbackform oder auch in einer Form für Mini-Brote – was ist dir am liebsten? Sobald du eine Entscheidung getroffen hast, den Backofen vorheizen – Ober-/Unterhitze: etwa 200°C, Heißluft: etwa 180°C, Gas: Stufe 3-4. Ich habe mich bei diesem Rezept für eine Kastenform entschieden, da ich blöderweise kein Backpapier mehr im Haus hatte. Da sind in den letzten Wochen wohl ein paar Plätzchenparaden zu viel durch meinen Ofen marschiert …
- Wenn du von Hand formst, ein Backblech mit Backpapier auslegen und den Stollen daraufsetzen, ansonsten den Teig in deine gegebenenfalls gründlich gefettete Wunschform(en) geben. Den Stollen dann im vorgeheizten Ofen etwa 50 bis 60 Minuten backen, bis er eine schöne goldbraune Farbe entwickelt hat. Bei kleineren Stollenformen verringert sich die Backzeit entsprechend!
- Den oder die Christstollen herausnehmen, sofort mit der geschmolzenen Butter oder Margarine einpinseln und mit Puderzucker bestäuben.
Der Dresdner Christstollen
Eine süße Tradition mit Geschichte
Der Dresdner Christstollen ist als Weihnachtsgebäck in aller Welt bekannt. Seine Wurzeln reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Ursprünglich ein aus wenigen Zutaten bestehendes, schlichtes Fastengebäck, entwickelte er sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem wahren Kunstwerk der Konditorei.
Vor allem August der Starke, ein sächsischer Kurfürst mit einem Faible für opulente Feste, trieb die Geschichte des Stollens voran: Für ein großes Fest ließ er einen riesigen Stollen backen, der die Backkunst der Dresdner Bäckermeister weit über die Grenzen Sachsens hinaus bekannt machte.
Heute ist der Dresdner Christstollen ein geschütztes Produkt und steht für höchste Qualität. Seine besondere Form, die an ein verschnürtes Baby in Windeln erinnern soll, und seine würzigen Aromen machen ihn zu einem unverzichtbaren Begleiter der Weihnachtszeit.
Sissis Resümee
Ich werde oft gefragt, warum ich in meinen Rezepten so viel Safran verwende. Mei, jeder kennt doch die Zeile »Safran macht den Kuchen gehl!« aus dem populären deutschen Kinderlied, oder? Eben! Safran sorgt für eine schöne appetitliche Färbung des Teiges, was sich auch bei meinem Christstollen deutlich zeigt. Ich möchte nicht mehr auf dieses tolle Gewürz verzichten!
Der gut ausgekühlte und in einem luftdichten Gefäß verpackte Christstollen hält sich bis zu zwei Wochen lang frisch. Im Miniaturformat ist er ein niedliches Mitbringsel zum Adventskaffeetrinken und auch ein gern gesehenes kulinarisches Geschenk.
Wir sehen uns am Adventskranz!
XOXO
Sissi
[Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag wurde erstmals am 17. Dezember 2015 veröffentlicht und behutsam modernisiert. Produktempfehlungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Alle Preisangaben ohne Gewähr. Produktverfügbarkeiten und Preise können im DACH-Raum variieren. Artikelbild: Anatoly Repin via Adobe Stock.]