Als Blume des Jahres 2025 ist das Sumpf-Blutauge Botschafterin für den Arten- und Klimaschutz
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Sumpf-Blutauge ist Blume des Jahres 2025

Wurden Moore in Märchen und Gedichten früher oft als schaurige und gefährliche Orte dargestellt, stehen sie heute für die drängendsten Themen unserer Zeit: den Arten- und Klimaschutz. 95 Prozent der Moorflächen Deutschlands gelten als zerstört – eine verheerende Bilanz sowohl für die hochspezialisierten Arten, die auf diesen Lebensraum angewiesen sind, als auch für die Senkung der Emissionen klimaschädlicher Gase. Mit der Wahl des Sumpf-Blutauges (Comarum palustre) zur 46.Blume des Jahres ruft die Loki Schmidt Stiftung zum Schutz der moorigen Ökosysteme auf und stellt deren Bedeutung für Pflanzen und Tiere, aber auch für uns Menschen in den Vordergrund. Die Bekanntgabe der Blume des Jahres 2025 fand am 24. Oktober im Botanischen Garten der Universität Hamburg im Beisein von Stiftungs-Botschafter und Fernsehgärtner John Langley statt.

»Die Zerstörung unserer Moore muss enden. Ihre Entwässerung, die Abtorfung und zerstörerische landwirtschaftliche Nutzung müssen gestoppt werden, damit die großflächige Renaturierung endlich beginnen kann. Aber nicht nur Moore, auch artenreiche Uferzonen von Gräben, Flüssen und Teichen sind vielerorts zerstört. Mit der Wahl des Sumpf-Blutauges zur Blume des Jahres 2025 setzen wir ein Zeichen für den dringend erforderlichen Schutz und die nachhaltige, konsequente Renaturierung dieser Lebensräume.«

Axel Jahn, Geschäftsführer der Loki Schmidt Stiftung

Blutrote Schönheit aus dem Moor

Das Sumpf-Blutauge (Comarum palustre) wächst bevorzugt im Randbereich von Hochmooren und auf schlammigen, offenen Böden von Niedermooren, aber es kommt auch in nährstoffarmen Gräben sowie am Ufer stehender oder langsam fließender Gewässer vor. Von Mai bis August zieht seine auffällig purpurne, braune bis blutrote Färbung dort nicht nur unsere Blicke auf sich:

Eine Vielzahl an Insekten, vor allem Wildbienen wie Baum-, Stein und Ackerhummeln sowie Fliegen, werden von ihr angelockt und für den Besuch mit zuckerreichem Nektar und Pollen belohnt. Das Sumpf-Blutauge gehört zur Familie der Rosengewächse, zu welcher nicht nur die namensgebenden Rosen, sondern auch viele Obstsorten wie Apfel oder Erdbeere zugeordnet werden. Stacheln oder essbare Früchte sind bei der Blume des Jahres aber nicht zu finden. Seine 20 bis 70 Zentimeter langen Stängel sind oft flaumig bis zottig behaart, die Blätter bestehen aus drei bis fünf unpaarig zusammengesetzten Blattfiedern.

Mit seinen purpurfarbenen bis blutroten Blüten ist das Sumpf-Blutauge ein wahrer Hingucker in unseren Mooren
Mit seinen purpurfarbenen bis blutroten Blüten ist das Sumpf-Blutauge ein wahrer Hingucker in unseren Mooren

Während die Früchte heranreifen, erinnert die aufgequollene Blütenachse tatsächlich an eine Erdbeere. Es werden etwa 1,5 Millimeter große Nüsse ausgebildet, die dank ihrer Hakenspitze zum Beispiel im Gefieder von Wasservögeln hängenbleiben und fortgetragen werden. Die Samen sind erstklassige Schwimmer und können bis zu zwölf Monate an der Wasseroberfläche treiben, bis sie an einem neuen Wuchsort angeschwemmt werden.

Das Sumpf-Blutauge breitet sich zudem über Erdsprosse aus. Diese sogenannten Rhizome werden bis zu einem Meter lang und wachsen untergetaucht im Wasser oder mit Vorliebe durch offenen, schlammigen Boden.

Eine Blume, viele Namen

Blutstropfen, Teufelsauge oder Sumpf-Fingerkraut – im Volksmund ist die Blume des Jahres unter verschiedenen Namen bekannt. Doch auch in der Wissenschaft gibt es zwei Bezeichnungen: Ehemals als Potentilla palustris beschrieben, und somit den Fingerkräutern zugehörig, ergaben genetische Untersuchungen, dass das Sumpf-Blutauge die eigenständige Gattung Comarum bildet. Seit Anfang der 2000er heißt es daher Comarum palustre.

Hummeln und weitere Wildbienenarten finden an den Blüten der Blume des Jahres 2025 Nektar und Pollen
Hummeln und weitere Wildbienenarten finden an den Blüten der Blume des Jahres 2025 Nektar und Pollen

Gefährdete Art

Die Blume des Jahres 2025 ist auf helle, feucht-nasse und vor allem nährstoffarme Lebensräume angewiesen. Aber genau diese sind in den vergangenen Jahrzehnten rapide zurückgegangen: Moore wurden durch Torfabbau, Entwässerung und anschließende Kultivierung zerstört; Gräben, Gewässer und Nasswiesen trockengelegt oder durch den Eintrag von Nährstoffen überdüngt. Diese Lebensräume sind für zahlreiche spezialisierte Pflanzen-, Pilz- und Tierarten verlorengegangen, in der Folge werden immer mehr Arten auf den Roten Listen geführt. Das Sumpf-Blutauge steht mittlerweile in allen Bundesländern auf der Roten Liste gefährdeter Arten:

  • Baden-Württemberg: gefährdet (Rote Liste 3)
  • Bayern: gefährdet (Rote Liste 3)
  • Berlin: gefährdet (Rote Liste 3)
  • Brandenburg gefährdet (Rote Liste 3)
  • Hamburg: Vorwarnliste
  • Hessen: gefährdet (Rote Liste 3)
  • Mecklenburg-Vorpommern: gefährdet (Rote Liste 3)
  • Niedersachsen und Bremen: Vorwarnliste
  • Nordrhein-Westfalen: gefährdet (Rote Liste 3)
  • Rheinland-Pfalz: Vorwarnliste
  • Saarland: gefährdet (Rote Liste 3)
  • Schleswig-Holstein: gefährdet (Rote Liste 3)
  • Sachsen: Vorwarnliste
  • Sachsen-Anhalt: gefährdet (Rote Liste 3)
  • Thüringen: gefährdet (Rote Liste 3)

Moorschutz ist Klimaschutz

Intakte Moore sind die effektivsten und größten Kohlenstoffspeicher auf der Erde. Obwohl sie nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, binden sie in ihren Torfschichten ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs. Werden Moore entwässert, gelangt Luft in den Moorkörper, der Torf wird mineralisiert. In der Folge entweichen nicht nur riesige Mengen Methan (CH4) und Kohlenstoffdioxid (CO2), sondern zusätzlich auch Lachgas (N2O), dessen klimaschädliche Wirkung 300 Mal höher ist als die des CO2.

Entwässerte Moore werden so zur Treibhausgasquelle und tragen erheblich zum Klimawandel bei. In Deutschland sind Moorböden aufgrund unangepasster Bewirtschaftung und Entwässerung für etwa 2,5 bis sieben Prozent der jährlich vom Menschen verursachten CO2-Emissionen verantwortlich. Mit dem Verlust wertvoller Moore steht also nicht nur das Überleben einer Vielzahl gefährdeter Arten auf dem Spiel – auch das Klima wird in erheblichem Maße beeinflusst.

Das Sumpf-Blutauge kommt im Randbereich von Hochmooren oder in Nieder- und Übergangsmooren vor
Das Sumpf-Blutauge kommt im Randbereich von Hochmooren oder in Nieder- und Übergangsmooren vor | Foto: Julian Denstorf

Das Moor braucht unsere Unterstützung

In den letzten Jahrhunderten war Torf ein wichtiger Rohstoff und wurde beispielsweise zum Heizen verwendet. Der industrielle Abbau erfolgt aber noch immer, unter anderem für die Produktion von Gartenerde. Dabei gibt es heute vielfältige Alternativen für jeden Gärtnerbedarf!

Wir sollten den immensen Vorteil des Moores als Kohlenstoffspeicher in den Vordergrund stellen und den Verbrauch torfhaltiger Produkte stoppen. Jede und jeder kann im Alltag ganz einfach einen Beitrag zum Moorschutz leisten. Verzichte bitte unbedingt auf den Kauf von torfhaltiger Blumenerde, »Moorkartoffeln« oder Möhren aus Moorgebieten!

Eine weitere Möglichkeit, um die Lebensräume der Blume des Jahres zu erhalten, ist die Sicherung dieser Flächen als Stiftungsland. Daher bittet die Loki Schmidt Stiftung um Spenden, welche den Kauf, den Erhalt und die Pflege mooriger und dauernasser Flächen ermöglicht.

Eine Renaturierung zerstörter Moorflächen ist möglich, benötigt jedoch viel Zeit und aufwendige Maßnahmen
Eine Renaturierung zerstörter Moorflächen ist möglich, benötigt jedoch viel Zeit und aufwendige Maßnahmen | Foto: Hermann Timmann

Broschüre, Samenpostkarte, Fotokalender zur Blume des Jahres 2025

Mit faszinierenden Fotos stellt der Kalender 2025 die vielfältigen, farben- und artenreichen Lebensräume des Sumpf-Blutauges vor. Wer tiefer in das Thema eintauchen möchte, kann bei der Loki Schmidt Stiftung die Broschüre zur Blume des Jahres bestellen oder mithilfe der Saatgutmischung ein Feuchtbeet im Garten oder einen nass gehaltenen Pflanzkübel auf dem Balkon anlegen.

Zusätzlich zur Gebühr (Kalender: EUR 4,00, Broschüre: EUR 4,00, Samenpostkarte: EUR 3,00) bittet die Loki Schmidt Stiftung um eine Spende, die den Naturschutzprojekten der Stiftung zugutekommen wird. Bestellen kannst du die Produkte unter bestellung@loki-schmidt-stiftung.de oder (040) 24 34 43.

Veranstaltungen zur Blume des Jahres 2025

Im Jahr 2025 wird die Stiftung Führungen in verschiedene Moorgebieten in Norddeutschland anbieten, auch eine Fachtagung ist in Planung.

Loki digital am Abend: Die Blume des Jahres 2025

Zum Schluss habe ich noch einen blumigen Veranstaltungstipp für dich: Biologe André Palm, bei der Loki Schmidt Stiftung für das Projekt Blume des Jahres verantwortlich, stellt dir die blutrote Moorschönheit und ihre Lebensräume in einem Online-Vortrag vor. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Termin: Mittwoch, 22. Januar 2025, von 19:00 bis 20:30 Uhr.

Anmeldungen sind ab sofort unter anmeldung@loki-schmidt-stiftung.de möglich.

Über die Loki Schmidt Stiftung

Die Loki Schmidt Stiftung kauft, gestaltet und pflegt seit über 40 Jahren deutschlandweit Naturflächen für bedrohte Pflanzen und Tiere. Durch Bildungsarbeit mit über 1.000 jährlichen Veranstaltungen begeistert sie für die Schönheit und Vielfalt der Natur und regt dazu an, Verantwortung zu übernehmen.

Viele praktische Projekte zum Schutz der Natur in Hamburg und ganz Deutschland haben die Stiftung bekannt gemacht. Die Aktion Blume des Jahres wurde bereits 1980 von Loki Schmidt initiiert, um zum Schutz von Wildpflanzen aufzurufen. Die Arbeit der Stiftung wird zu einem großen Teil aus Spenden finanziert.

Spendenkonto: IBAN DE37 2005 0550 1280 2292 28.

Sissis Resümee

Das Sumpf-Blutauge ist nicht nur Blume des Jahres 2025, sondern auch ein wunderschönes Beispiel für die Schätze der Natur in unseren Mooren. Umso unverständlicher ist, dass nach wie vor Gartenerde mit Torfanteilen produziert und verkauft werden darf. In meinen Augen hat die Gesetzgebung hier vollkommen versagt. Leider ist das immer noch viel zu oft so: Profitgier schlägt Umweltschutz.

Was also tun? Wichtig ist, dass wir alle ein bisschen aufmerksamer werden und darauf achten, was wir kaufen – und warum. Öffentlichkeitsarbeit durch die Medien gehört ebenso dazu wie Gespräche im Familien- und Freundeskreis oder auch unter Kollegen. Viele Menschen kaufen Torfprodukte nicht aus böser Absicht, sondern aus Unwissenheit. Und da hilft es natürlich auch nicht, Vorwürfe zu machen. Besser ist es, Alternativen aufzuzeigen und Hobbygärtnern, die Interesse an einem naturnahen Garten haben, zur Seite zu stehen.

Ich werde mich auf jeden Fall für den Online-Vortrag zur Blume des Jahres anmelden und freue mich schon sehr darauf, mehr über diese interessante Pflanze zu erfahren. Und wer weiß? Vielleicht gebe ich dem Sumpf-Blutauge im kommenden Jahr ja sogar ein Zuhause auf meiner Terrasse. Zusammen mit Garten-Blut-Weiderich, Schwanenblume und Breitblättrigem Rohrkolben ergibt sich im Kübel ein stimmiges Bild.

Wir sehen uns im Garten!

XOXO

Sissi

[Quelle: Loki Schmidt Stiftung und eigene Recherche. Artikelbild: Als Blume des Jahres 2025 ist das Sumpf-Blutauge Botschafterin für den Arten- und Klimaschutz, fotografiert von Cyrille Claudel.]