Männchen der Blutweiderich-Langhornbiene (Eucera salicariae)
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Blutweiderich-Langhornbiene

Nur weil sie fliegen können, kommen Wildbienen nicht unbedingt sehr weit voran. Untersuchungen haben gezeigt, dass die meisten Wildbienen beim Pollensammeln eine Flugdistanz von weniger als 500 Meter zurücklegen. Honigbienen legen im Gegensatz dazu Entfernungen von ein bis zwei Kilometern zurück. So braucht auch die Blutweiderich-Langhornbiene (Eucera salicariae) nahe gelegene Pollenquellen und Nistmaterial, um zu überleben und ihre Jungen aufzuziehen.

Die kleine Biene wird bis zu elf Millimeter groß. Die Männchen haben auffallend lange Fühler, die fast ihre gesamte Körperlänge erreichen. Ihr Brustbereich und ihr zweites Hinterleibssegment sind mit langen gelbbraunen Haaren besetzt, während ihre mittleren Segmente gräuliche Filzhaare aufweisen. Die Weibchen sind dabei noch filziger behaart als die Männchen. Die Blutweiderich-Langhornbiene ist selten und kommt nur in bestimmten Gegenden Mitteleuropas vor. Sie bevorzugt warme, offene Landschaften – besonders Fluss- und Bachauen –, wo sie ihre Lieblingspflanze, den Blutweiderich (Lythrum salicaria), findet. Manchmal ist sie auch in alten Sand- und Kiesgruben zu entdecken.

Nester und Nahrung der Blutweiderich-Langhornbiene

Ihre Nester baut die Blutweiderich-Langhornbiene an offenen Bodenstellen mit spärlicher Vegetation, zum Beispiel in Sand und Lösslehm, oft in Hochwasserdämmen, Lössböschungen und Erdwegen. Die Biene fliegt in einer Generation von Mitte Juli bis weit in den September hinein. Um eine einzige Brutzelle für ihren Nachwuchs zu versorgen, benötigt sie Blutweiderich-Pollen von über 200 Blüten!

Im südöstlichen Mitteleuropa nutzt sie gelegentlich auch den Ruten-Weiderich (Lythrum virgatum) als Pollenquelle. Vereinzelt sammeln die Weibchen auch Pollen von Weißem Steinklee (Melilotus albus). Ihre Hauptnahrungsquelle bleibt jedoch der Blutweiderich. Die Nester der Blutweiderich-Langhornbiene sind höchst attraktiv für die Filzbiene (Epeolus tristis). Diese Kuckucksbiene nutzt das gemachte Langhornbienen-Nest einfach für ihre eigene Brut. Diese ist bisher nur in Österreich und in der Schweiz nachgewiesen.

Weibchen der Blutweiderich-Langhornbiene (Eucera salicariae)
Weibchen der Blutweiderich-Langhornbiene (Eucera salicariae)

So unterstützt du die Blutweiderich-Langhornbiene

Wir können der seltenen Blutweiderich-Langhornbiene helfen, indem wir Blutweiderich in unsere Gärten pflanzen. Viele Schmetterlinge, aber auch die hochspezialisierte Blutweiderich-Sägehornbiene (Melitta nigricans), sind auf die mehrjährige Staude als Nahrungsquelle angewiesen. Wenn wir zudem darauf achten, offene, vegetationsarme Bereiche mit sandigem oder lehmigem Boden anzubieten, finden Wildbienen und Co. ideale Nistmöglichkeiten. 

Zusätzlich können wir die natürlichen Lebensräume schützen und uns für den Erhalt von Fluss- und Bachauen sowie alten Sand- und Kiesgruben einsetzen. Indem wir Freunde und Nachbarn über die Bedeutung von Wildbienen informieren und sie ermutigen, ebenfalls Maßnahmen zum Schutz dieser faszinierenden Insekten zu ergreifen, unterstützen wir die Blutweiderich-Langhornbiene und zahlreiche andere Tiere.

Weitere Tipps, wie du bienenfreundliche Strukturen nicht nur für die Blutweiderich-Langhornbiene gestalten kannst, findest du unter anderem in den von mir vorgestellten Büchern »Gartenmomente: Bienen- und insektenfreundlich gärtnern«, »Wildnis im Garten« und »Auf ins Beet! 30 wilde Gartenideen für Radieschenräuber und Bienenretter« oder online unter Deutschland summt und Wir tun was für Bienen.

Verbreitungskarte der Blutweiderich-Langhornbiene (Eucera salicariae, Lepeletier, 1841)
Verbreitungskarte der Blutweiderich-Langhornbiene

Steckbrief der Blutweiderich-Langhornbiene

  • Lateinischer Name: Eucera salicariae (Lepeletier 1841)
  • Flugzeiten: Mitte Juli bis weit in den September 
  • Lebensraum: warme, offene Landschaften, Fluss- und Bachauen sowie alte Sand- und Kiesgruben
  • Nahrung: spezialisiert auf Blutweiderich (Lythrum salicaria), gelegentlich auch an Ruten-Weiderich (Lythrum virgatum) und Weißem Steinklee (Melilotus albus) 
  • Nistweise: baut Nester an offenen Bodenstellen mit spärlicher Vegetation, zum Beispiel in Sand und Lösslehm, oft in Hochwasserdämmen, Lössböschungen und Erdwegen 
  • Kuckucksbienen: Filzbiene (Epeolus tristis); diese ist nur in Österreich und in der Schweiz nachgewiesen 
  • Gefährdung: in Deutschland gefährdet; in Berlin und Bayern ausgestorben, in Brandenburg vom Aussterben bedroht, in Baden-Württemberg stark gefährdet, in Rheinland-Pfalz gefährdet, für die restlichen Bundesländer keine Angaben 
  • Besonderheiten: stark verlängerte Fühler der Männchen; enge Bindung an den Blutweiderich als Hauptnahrungsquelle

Weiterführende Literatur

  • Amiet, Felix & Albert Krebs: Bienen Mitteleuropas – Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Haupt Verlag, Bern 2012.
  • Bellmann, Heiko & Helb, Matthias: Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
  • Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna: Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
  • Michener, Charles Duncan: The Bees of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2007.
  • Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim 2016.
  • Westrich, Paul: Die Wildbienen Deutschlands, 2.Auflage, 1 700 Farbfotos. Ulmer-Verlag, Stuttgart 2019.
  • Wiesbauer, H.: Wilde Bienen – Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2017. 

Sissis Resümee

Ich muss gestehen, dass mir bewusst noch keine Blutweiderich-Langhornbiene unter die Augen gekommen ist. Zu schade, denn ich finde die kleinen Wildbienen sehr hübsch, vor allem die Männchen mit ihren langen Fühlern. Bei der Artenvielfalt der Bienen ist das aber auch kein Wunder! Es ist gar nicht so einfach, sich auf diesem Gebiet Wissen anzueignen. Zumal diese nützlichen Insekten nur selten still sitzen und ich weder in der Natur noch im Garten ständig mit der Lupe unterwegs bin. Aber vielleicht sollte ich mir das angewöhnen?

Der Blutweiderich, Staude des Jahres 2024, steht bereits auf meiner Wunschliste für das kommende Gartenjahr. Die buschig wachsende, rosa blühende Wildstaude ist eine beliebte Futterquelle vieler Insekten und mit ihrer beeindruckenden Größe von bis zu 150 Zentimetern ein lebendiger Blickfang in jedem Naturgarten. Im Stelldichein mit Sumpf-Dotterblume, Gauklerblume und Bach-Ehrenpreis wirkt sie im Steingarten oder am Teichrand besonders attraktiv. Einziger Nachteil ist ihr relativ hoher Wasserbedarf, sodass im besten Fall eine stets gut gefüllte Regentonne bereit stehen sollte.

Wir sehen uns im Garten!

XOXO

Sissi

[Quelle: Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Grafik: Dominik Jentzsch via Stiftung für Mensch und Umwelt. Bienenfotos: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs (CC BY-SA 4.0 ).]