Die Gelbfleckige Düsterbiene (Stelis signata)
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Die Gelbfleckige Düsterbiene

Namensgebend für die zehn in Deutschland heimischen Düsterbienen ist ihre schwarze Färbung. Nicht so bei unserer Wildbiene des Monats! Denn mit ihrer Zeichnung ähnelt die Gelbfleckige Düsterbiene (Stelis signata) der weitverbreiteten und viel größeren Garten-Wollbiene. Sie kann auf den ersten Blick aber auch für eine Wespe gehalten werden. Wie allen Weibchen der Gattung fehlt ihr die Bauchbürste. Diesen »Sammelapparat« brauchen Düsterbienen nämlich nicht: Sie sind Kuckucksbienen und gehen somit keinem eigenen Brutgeschäft nach. So parasitiert die Gelbfleckige Düsterbiene bei der Kleinen Harzbiene. Dieser sieht sie zum Verwechseln ähnlich. Die Düsterbiene ist ebenfalls auffällig schwarz-gelb gezeichnet und mit sieben Millimetern genauso groß wie ihre Wirtsbiene.

Zwar ist die Gelbfleckige Düsterbiene weitverbreitet, kommt aber nur selten vor. In Deutschland gilt sie als gefährdet. Mancherorts ist sie vom Aussterben bedroht oder bereits verschollen (siehe Verbreitungskarte). Wir finden diese Kuckucksbiene im Lebensraum ihrer Wirtsbiene. Diese fühlt sich vor allem auf Trocken­standorten wohl. Daher tummelt sie sich an Felshängen, sonnigen Waldrändern, lichten Kiefernwäldern sowie Sand- und Kiesgruben, aber auch in offen gelassenen Steinbrüchen. Als echte Sonnenanbeterin fliegt sie von Anfang Juni bis Ende August. Die Männchen erscheinen etwas früher als die Weibchen. Sie können schon ab Ende Mai auf Nektarsuche sein.

 

Timing ist alles

Um die Generation für das kommende Jahr zu sichern, muss das Weibchen zur rechten Zeit am rechten Ort sein: Noch während die Kleine Harzbiene ihr Nest baut, muss das Weibchen der Gelbfleckigen Düsterbiene seine Eier in das Wirtsnest schmuggeln. Insbesondere die Bauten der Kleinen Harzbiene zeigen den Erfindungsreichtum der heimischen Bienenwelt. So gehört die Kleine Harzbiene zu einer Handvoll Wild­bienen, die nicht in Hohlräumen oder in der Erde nisten. Die »mutige« Biene errichtet ihre Nester im Freien an der Südseite von Steinen, Baumstämmen oder Pflanzenstängeln. Für den Bau verwendet sie Steinchen und Baumharz, zumeist Kiefernharze. Um das Nest besser zu tarnen, durchsetzt sie die amphorenförmigen Gebilde mit Rindenstückchen. Die Nestöffnung dient der Belüftung ihrer Kinderstube. Das Verschließen einer Brutzelle dauert etwa 20 Minuten. Währenddessen fliegt die Kleine Harzbiene mehrfach für ein bis zwei Minuten davon. Diese Zeit muss die Gelbfleckige Düsterbiene nutzen, um ihr eigenes Ei in der Brutzelle zu platzieren.

Als Kuckucksbiene hat es unsere Wildbiene des Monats nicht nötig, Pollen zu sammeln. Sie hat schließlich keinen Nachwuchs zu versorgen. Um Energie zum Fliegen zu haben, braucht sie aber reichlich Nektar. Dazu fliegt sie auf allerhand Wildpflanzen, unter anderem auf Feld-Thymian, Berg-Sandglöckchen, Wilde Resede und Habichtskräuter.

 

So hilfst du der Gelbfleckigen Düsterbiene

Die Gelbfleckige Düsterbiene unterstützt du am besten, indem du auch anderen Wildbienen und Bestäubern unter die Flügel greifst: Pflanze im Garten und auf dem Balkon heimische Wildstauden und achte auch beim Kauf von Bio-Saatgut auf heimische Pflanzen. Insbesondere Hornklee, Berg-Sandglöckchen oder Wilde Resede sind wahre Insektenmagneten und sehen noch dazu hübsch aus! Neben den richtigen Pflanzen brauchen wir auch Gartenstrukturen aus stehendem und liegendem Totholz sowie Lesesteinhaufen (hierzu in Kürze mehr), damit sich die Natur wieder mehr entfalten kann.

Weitere Tipps, wie du bienenfreundliche Strukturen gestalten kannst, findest du unter anderem in den von mir vorgestellten Büchern → »Gartenmomente: Bienen- und insektenfreundlich gärtnern«, → »Wildnis im Garten« und → »Auf ins Beet! 30 wilde Gartenideen für Radieschenräuber und Bienenretter« oder online unter → Deutschland summt und → Wir tun was für Bienen. Ab Mai zeige ich dir überdies ein paar schnelle DIY-Ideen rund um die Wildbienenhilfe.

 

Nachweiskarte und Gefährdung der Gelbfleckigen Düsterbiene

Nachweiskarte und Gefährdung der Gelbfleckigen Düsterbiene

 

Steckbrief der Gelbfleckigen Düsterbiene

Lateinischer Name: Stelis signata (Latreille 1802)
Flugzeiten: Juni bis August
Lebensraum: braucht Trockenstandorte wie ihre Wirtsbiene
Nahrung: unspezialisiert, benötigt nur Nektar zur Eigenversorgung; sammelt an Feld-Thymian, Berg-Sandglöckchen, Wilde Resede, Felsen-Fetthenne, Brombeere, Wald-Weidenröschen und Habichtskräutern
Nistweise: baut keine eigenen Nester
Wirte: Kleine Harzbiene (Anthidium strigatum, Panzer 1805); Synonym: Zwergharzbiene (Anthidiellum strigatum Panzer 1805)
Gefährdung: gilt in Deutschland als gefährdet, selten; in Schleswig-Holstein bereits ausgestorben/verschollen; in Sachsen-Anhalt vom Aussterben bedroht, in Sachsen stark gefährdet
Besonderheiten: gelb-schwarze Zeichnung, ähnelt ihrer Wirtsbiene, Weibchen ohne Bauchbürste

 

Weiterführende Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs: Bienen Mitteleuropas – Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Haupt Verlag, Bern 2012.

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias: Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.

Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna: Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim 2016.

Westrich, Paul: Die Wildbienen Deutschlands, 2.Auflage, 1 700 Farbfotos. Ulmer-Verlag, Stuttgart 2019.

Wiesbauer, H.: Wilde Bienen – Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2017.

 

Sissis Resümee

Ich muss gestehen, dass ich seit Jahren keine Gelbfleckige Düsterbiene mehr gesehen habe und finde das traurig. Nun bot allerdings unser Garten in meiner alten Heimat in München auch nicht gerade die idealen Lebensbedingungen für die hübsche Wildbiene und ihren Wirt, die Kleine Harzbiene. Und auch unser Gartenumschwung in der Schweiz ist kein perfektes Zuhause für diese beiden Wildbienenarten. Daran lässt sich auch nicht viel ändern. Denn ich kann weder einen Kiefernwald pflanzen noch gezielt für Trockenstandorte sorgen. Das muss ich aber vielleicht auch gar nicht, da es in der näheren und weiteren Umgebung passende Biotope gibt. Daher werde ich schlicht dafür sorgen, dass es bei uns ausreichend Nektar gibt, wenn die Gelbfleckige Düsterbiene für einen »Snack« bei uns vorbeischaut.

Und das kannst auch du tun! Feld-Thymian (Thymus serpyllum), Berg-Sandglöckchen (Jasione montana), Wilde Resede (Reseda lutea), Felsen-Fetthenne (Sedum reflexum), Brombeere (Rubus), Wald-Weidenröschen (Epilobium angustifolium) und Habichtskräuter (Hieracium) lassen sich leicht im heimischen Garten ansiedeln.

Dickes Plus in unserer vom Klimawandel gezeichneten Zeit: All diese Wildgartenpflanzen brauchen weniger Wasser als herkömmliche Gartenkulturpflanzen und sind noch dazu viel pflegeleichter. Einmal »angekommen«, kümmern sich die genügsamen Wildlinge um sich selbst. Wenn du unsicher bist, wo und wie du beginnen sollst, hilft der Besuch einer guten Bio-Staudengärtnerei. Hier steht man dir gern mit Rat und Tat zur Seite. Und auch online sind viele der genannten Pflanzen bzw. ihr Saatgut inzwischen zu haben. Du musst nur anfangen, die Wildbienen finden dich dann schon.

XOXO

Sissi

[Quelle: → Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Grafik: Dominik Jentzsch via Stiftung für Mensch und Umwelt. Artikelbild: Hans-Jürgen Sessner.]