Cthulhu lässt grüßen ... – Die Grotten von Vallorbe

Die Grotten von Vallorbe

Als Kind wollte ich Wissenschaftlerin werden. Oder Schriftstellerin. Später dann Amazonasforscherin mit eigenem Fachverlag. Nun, das Leben wollte es anders. Doch meine Liebe zum Entdecken und Erkunden des Unbekannten hat mich nie losgelassen. Ich verschlang Bücher wie Jules Vernes »Reise zum Mittelpunkt der Erde« und träumte mich in fantastische Welten voller Wunder und Gefahren. Wir wissen heute, dass ein Besuch im Erdinneren unmöglich ist: Bis zum Mittelpunkt der Erde sind es 6.000 Kilometer, mit jedem Kilometer nehmen Druck und Temperatur unerträglich zu. Was aber – fast – jederzeit möglich ist, ist ein Besuch im Höhlensystem der Grotten von Vallorbe im Kanton Waadt.

Logisch also, dass ich die Grottes de Vallorbe, wie die Grotten von Vallorbe auf Französisch heißen, ins Ausflugsprogramm der Wilden Weiber aufgenommen habe. Genau genommen war dies sogar unser erstes Ausflugsziel nach der Ankunft in unserem Chalet im Wald von Les Prés-d’Orvin (BE).

Highlights

  • Naturstätte
  • Unterirdischer Fluss
  • Ton- und Lichtinszenierung
  • Käsekeller
  • Whiskykeller
  • Mineralienausstellung

Die Grotten von Vallorbe befinden sich nur einen Katzensprung von der französischen Grenze entfernt. Erreichen kannst du sie ganz bequem und umweltfreundlich mit dem Bus der Linie 613. Er fährt stündlich die Strecke Grottes de Vallorbe ⇔ Le Day ⇔ Yverdon-les-Bains. Fahrpläne findest du direkt bei der SBB, auch deine Tickets kannst du bequem online kaufen. Wir waren heuer ausnahmsweise mit dem Auto unterwegs und somit weitestgehend unabhängig von Zeit und Raum. Von unserem Chalet aus haben wir lediglich rund eine Stunde und 20 Minuten Fahrzeit gebraucht – und das trotz kurzer Grenzkontrolle.

Stalagmiten von besonderer Form begrüßen die Besucher ...
Stalagmiten von besonderer Form begrüßen die Besucher …

Traumbilder in der Tiefe

Ich wäre allerdings noch viel weiter gefahren. Immerhin sind die Grotten von Vallorbe die größten Tropfsteinhöhlen der Schweiz und zählen zu den schönsten Höhlen Europas. Also ein Muss, wenn du in der Region um Yverdon-les-Bains unterwegs bist! Hier, wo Naturgewalten und menschliche Kreativität verschmelzen, erlebst du eine Reise durch eine urtümliche Unterwelt.

Als lebendiges Zeugnis der Kraft des Wassers hat die Orbe über Millionen von Jahren hinweg ein faszinierendes unterirdisches Labyrinth aus Stalaktiten, Stalagmiten und Kalksteinsäulen geschaffen, das durch ein atemberaubendes Lichtkonzept in Szene gesetzt wird.

Ein Besuch der Grotten ist ein unvergessliches Abenteuer! Das tosende Wasser, das durch die bizarr geformten Gänge und Galerien rauscht, und die märchenhafte Beleuchtung schaffen eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Die Felsformationen wirken surreal, wecken Assoziationen von namenlosen Kreaturen und lassen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Immer wieder glaubte ich, an der nächsten Biegung auf Höhlenbären zu treffen. Und war das dort unten in dem silbrig glitzernden Becken nicht ein Grottenolm?

Impressionen

Hommage an die Entdecker der Grotten von Vallorbe
Hommage an die Entdecker der Grotten von Vallorbe
Im Herzen der Grotten kreiert ein regionaler Whiskybrauer jedes Jahr einen einzigartigen kostbaren Whisky. Er reift in der stabilen und feuchten Atmosphäre der Höhlen in Einzelfässern.
Im Herzen der Grotten kreiert ein regionaler Whiskybrauer jedes Jahr einen einzigartigen kostbaren Whisky.
Schautafeln erläutern den Wasserkreislauf in den Höhlen von Vallorbe
Schautafeln erläutern den Wasserkreislauf in den Höhlen von Vallorbe
Was erkennst du in diesen Felsformationen?
Was erkennst du in diesen Felsformationen?
Gitter schützen besonders zarte Stalaktiten
Gitter schützen besonders zarte Stalaktiten
Quallen oder Cthulhu?
Quallen oder Cthulhu?
Fantasieanregende Tropfsteingebilde
Fantasieanregende Tropfsteingebilde
Replik des Schädels eines Höhlenbären
Replik des Schädels eines Höhlenbären

Lichtspiel mit Musik

Nach mehreren hundert Metern treppauf, treppab quer durch die beeindruckenden Felsformationen der Grotten von Vallorbe erreichten wir eine einzigartige Besonderheit der Schweizer Schauhöhle: den unterirdischen Flusslauf der Orbe. Es gurgelte und gluckerte unter meinen Füßen, begleitet von einem kontinuierlichen Rauschen. Mal leise wie das Surren eines Insekts, mal laut wie ein sich näherndes Gewitter, bahnt sich die Orbe ihren Weg durch die Felsen. Undenkbar, jetzt auszurutschen und in die Tiefe zu stürzen!

Zum Glück sind beide Seiten des Weges gut gesichert. Und so gelangten wir über weitere schwindelerregende Treppen schließlich unversehrt in die Kathedrale. Der majestätische Saal ist überwältigend. Ich spürte von Sekunde zu Sekunde intensiver, dass ich mich inmitten der Erde befand. Obwohl ich als Ruhrpottkind wohl Dutzende Male im Deutschen Bergbau-Museum Bochum in 20 Metern Tiefe unter Tage war, war dieses Gefühl mit nichts zu vergleichen, was ich zuvor erlebt habe. Es ist halt doch noch mal etwas anderes, ob man in einem Anschauungsbergwerk oder in einem Höhlensystem unterwegs ist.

Gerade, als sich mein Puls wieder ein bisschen beruhigte, setzte ein musikalisch untermaltes Lichtspiel ein, das die von der Orbe geschaffenen imposanten geologischen Formationen aufs Schönste inszenierte. Was für eine Kulisse, was für ein Schauspiel! Die Licht- und Toninszenierung in der Kathedrale ist ein emotionaler Moment, der den Besuch der Grotten gelungen abrundet und beendet. Stolze 650.000 Schweizer Franken hat die Gesellschaft Grottes de Vallorbe investiert, um Besuchern diesen unbeschreiblichen Genuss zu ermöglichen.

Funkelnder Feenschatz

Nach dem Besuch der Kathedrale geht es über den Rundweg zurück. Eine neue Perspektive, neue Entdeckungen. Besonders angetan hat es mir eine Felsformation, die wie ein glücklicher Hund aussieht, der seine Nase in die Höhe streckt. Was für einen verheißungsvollen Duft er wohl erschnuppern mag?

Am Ausgang wartete noch eine besondere Überraschung auf uns – der Feenschatz mit 250 funkelnden Mineralien aus aller Welt. Der Schatz der Feen befindet sich in vier vom Architekten B. Verdon in den Felsen gegrabenen Kuppelhöhlen, welche zu den schönsten in Europa gehören.

Der Großteil der wunderschönen Mineraliensammlung lagert in gut einsehbaren Vitrinen. Einige Amethystdrusen und andere kristallene Exponate werden aber auch offen präsentiert. Solch eine Geode würde sich bestimmt auch gut in meinem Schlafzimmer machen …

Der Feenschatz war ein wunderbarer Ausklang unserer Wanderung durch die Grotten von Vallorbe. Bei einem zweiten Besuch würde ich mir allerdings zuerst die Mineralien und dann die Grotten ansehen. Denn nach dem Erkunden des Höhlensystems war mein Kopf viel zu voll von all den Eindrücken, um die Mineralien noch angemessen würdigen zu können. Gut zu wissen: Der Trésor des Fées kann auch unabhängig von einer Besichtigung der Grotten bewundert werden.

Praktische Informationen

Öffnungszeiten

März: 9:30 bis 16:00 Uhr, Ladenschluss um 17:30 Uhr.
April, Mai: 9:30 bis 16:00 Uhr, Ladenschluss um 17:30 Uhr.
Juni, Juli, August: 9:30 bis 17:00 Uhr, Ladenschluss um 18:30 Uhr.
September, Oktober: 9:30 bis 16:00 Uhr, Ladenschluss um 17:30 Uhr.
November: 13:30 bis 16:00 Uhr, Ladenschluss um 17:00 Uhr.

Eintrittspreise

Erwachsene: CHF 18,00.
Kinder von 5 bis 15 Jahren:
CHF 8,00.

Gruppen ab 12 Personen:
Erwachsene:
CHF 16,00.
Kinder von 5 bis 15 Jahren:
CHF 7,00.

Extratipp: Frage an der Kasse nach besonderen Rabatten! Diese gibt’s zum Beispiel für Studenten, Senioren und Inhaber von Tourismuspässen. Gruppen können überdies eine Führung buchen.

Adresse

Grottes de Vallorbe
Chemin de la Résurgence 1
1337 Vallorbe VD
Schweiz

GPS-Koordinaten

516.643 / 172.858

Kontakt

Telefon: +41 (0)21-843-22-74
E-Mail: info@grottesdevallorbe.ch
Website: www.grottesdevallorbe.ch

Im Reich der Tiefe

Spooky: »Badebecken« im Inneren der Erde
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Auf Knopfdruck verzaubern besondere Licht- und Schattenspiele die Besucher
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Glitzerbart oder versteinerter Besucher aus einer anderen Welt?
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Sissis Resümee

Obwohl ich normalerweise touristische Sehenswürdigkeiten meide wie der Teufel das Weihwasser, konnte ich während der Planungen für unseren Abenteuertrip 2024 den Grotten von Vallorbe nicht widerstehen. Die unterirdischen Galerien, die hohen Gewölbe und das an den Felswänden widerhallende trommelnde und pochende »Herzklopfen« der Orbe sind ein auf der Welt einmaliges Naturphänomen – und das sozusagen gleich um die Ecke und für alle Menschen erreichbar.

Das war nicht immer so! Vor 1979 nämlich waren die Grotten einzig erfahrenen Höhlenforschern zugänglich. Heute lassen sich rund drei Kilometer des Höhlensystems über Gänge, Treppen und Galerien erkunden. Der offizielle Rundgang beinhaltet einen Kilometer Strecke mit 28 Besichtigungspunkten, die in gut einer Stunde bequem abzulaufen sind. Einen Plan der Grotten kannst du an der Kasse am Eingang für kleines Geld erwerben oder dir, so du der französischen Sprache mächtig bist, online ansehen.

Wer mag, kann sich bereits vorab über die Topografie der Grotten von Vallorbe informieren und dabei allerlei Wissenswertes über die spannende Geschichte des Höhlensystems und die Orbe erfahren. Noch mehr Informationen über Entstehung und Entdeckung der Grottes de Vallorbe erhältst du im kostenlosen Audioführer, den es für iPhone und Android gibt.

Meine Tipps für deinen Besuch der Grotten von Vallorbe:
  1. Ziehe rutschfeste Schuhe und eine wasserdichte Jacke an. Zwar herrscht im Höhlensystem das ganze Jahr über eine angenehme Temperatur von rund zehn Grad, doch der Boden ist an einigen Stellen rutschig und da du dich in einer Tropfsteinhöhle befindest, tropft es zwangsläufig hier und da auch schon mal erfrischend von der Decke.
  2. Wirf ab und zu einen forschenden Blick in die Ecken und auf den Boden, es lohnt sich! Denn selbst auf zementierten Wegen tropft und »wächst« das Gestein weiter, sodass du immer wieder neue, kuriose Felsgebilde in Form von Blumenkohl, Weintrauben oder kleinen Aliens entdecken kannst.
  3. Informiere dich vor deinem Besuch über die Grotten und ihre Besonderheiten, um dein Abenteuer voll auszukosten. Namen wie Schafsee, Strudellochsiphon, Galerie der Halbertränkten, Nadelsaal, Badewannensiphon, Quallensaal oder Büffel sprechen für sich.
  4. Nimm dir ausreichend Zeit, die exzentrischen, skurrilen Versteinerungen und deine Fantasien dazu zu genießen. Du musst den Höhlenrundgang nicht in einer Stunde absolvieren!
  5. Gönne dir zum Abschluss einen Abstecher in den Shop und ein kleines Souvenir. Ich habe mir zum Beispiel ein niedliches Armband aus Rhodonit für nur fünf Schweizer Franken gekauft. Nichts unglaublich Aufregendes, aber eine schöne Erinnerung an einen schönen Tag.

Sehen wir uns unter der Erde und munkeln im Dunkeln?

XOXO

Sissi

[Ausflugsempfehlungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Alle Preisangaben ohne Gewähr. Fotos: Sissi St. Croix.]