Die Vierzähnige Kegelbiene
In unserem Bienenkalender steht der Mai ganz im Zeichen der Vierzähnigen Kegelbiene (Coelioxys conica). Denn jetzt im Wonnemonat offenbart sie uns ihre faszinierende Strategie, Eier unbemerkt in die Nester anderer Bienen zu schmuggeln. Ein beeindruckendes Beispiel für die versteckten Netzwerke des Lebens!
Wir können Kegelbienen schnell an ihrem kegelförmigen, zum Körperende schmaler zulaufenden Hinterleib erkennen. Helle Binden oder Flecken am ansonsten dunklen Hinterleib bilden bei den Kegelbienen einen auffälligen Kontrast. So zeigt sich auch unsere Wildbiene des Monats im auffälligen Gewand.
Sie erreicht eine maximale Körpergröße von 13 Millimetern. Typisch ist zudem der dornenartige Fortsatz am Hinterleib der Männchen. Coelioxys conica wird zu den sogenannten »Kuckucksbienen« gezählt, das heißt zu den Bienen, die selbst keine Futtervorräte für ihre Nachkommen anlegen. Stattdessen schmuggeln diese Bienen ihre Eier zu anderen Wildbienen, die bereits Pollen und Nahrung für ihre eigenen Larven gesammelt haben. Diese Strategie ist bei Wildbienen weit verbreitet. Immerhin ist in Deutschland jede fünfte Wildbienenart eine Kuckucksbiene.
Die Vierzähnige Kegelbiene wählt für ihren Nachwuchs gern die Nester von Blattschneiderbienen aus. In einem günstigen Moment durchstößt sie die Blatthülle der Brutkammern ihrer Wirte und legt dort jeweils ein Ei auf den Pollenvorrat. Die Kegelbienen-Larve schlüpft nach drei Tagen und frisst das Wirtsei und das Pollenbrot, bevor sie sich verpuppt.
Futterpflanzen der Vierzähnigen Kegelbiene
Beim Blütenbesuch ist unsere Wildbiene des Monats nicht wählerisch, da sie nur Nahrung für sich selbst suchen muss. Um Energie zu tanken, saugt die Vierzähnige Kegelbiene mit Vorliebe Nektar an Gewöhnlichem Hornklee, Wiesen-Platterbse, Rot- und Weiß-Klee sowie Flockenblumen und an vielen weiteren Blütenpflanzen.
Dabei gibt es auch Beobachtungen, die auf Nektardiebstahl hinweisen. Beim Hufeisenklee sammelt sie zum Beispiel Nektar, indem sie ihren Rüssel seitlich zwischen den Blütenblättern vorbeiführt, ohne diese zu beschädigen. Die Vierzähnige Kegelbiene ist in diesem Fall zu klein, um den Bestäubungsmechanismus der Pflanze auszulösen. Hummeln haben eine noch andere Strategie: Sie beißen von außen Löcher in die Blütensporne, um an den Nektar zu kommen.
Verbissene Schläfer
Kegelbienen zeigen zudem eine besondere Schlafgewohnheit: Sie verharren nachts an Blattstielen, Zweigen oder Grashalmen. Festgebissen mit den Mundwerkzeugen, verbringen sie so regungslos die Nacht. Wir kennen dieses Verhalten auch von Wespen-, Filz- und Harzbienen. Auch die Männchen verschiedener Furchen- und Schmalbienen sowie Sägehornbienen versammeln sich zur Nachtruhe an trockenen Fruchtständen in größeren Gruppen.
So unterstützt du die Vierzähnige Kegelbiene
Um der Vierzähnigen Kegelbiene und anderen Wildbienen zu helfen, pflanzt du am besten heimische Wildpflanzen anstelle von Zuchtformen. Biete auch gern ober- und unterirdische Nistmöglichkeiten an. Verzichte auf Pestizide und teile dein Wissen. Schaffe blütenreiche Ecken in deinem Garten oder auf dem Balkon und unterstütze lokale Bienenprojekte. Jede kleine Tat zählt!
Weitere Tipps, wie du bienenfreundliche Strukturen nicht nur für die Vierzähnige Kegelbiene gestalten kannst, findest du unter anderem in den von mir vorgestellten Büchern »Gartenmomente: Bienen- und insektenfreundlich gärtnern«, »Wildnis im Garten« und »Auf ins Beet! 30 wilde Gartenideen für Radieschenräuber und Bienenretter« oder online unter Deutschland summt und Wir tun was für Bienen.
Steckbrief der Vierzähnigen Kegelbiene
- Lateinischer Name: Coelioxys conica (Linnaeus 1758)
- Flugzeiten: Mai bis August
- Lebensraum: zeigt keine besonderen Ansprüche
- Nahrung: braucht nur Nektarquellen
- Nistweise: baut keine eigenen Nester
- Wirtsbienen: Große Harzbiene (Anthidium byssinum PANZER, 1798), Schornstein-Pelzbiene (Anthophora plagiata ILLIGER, 1806), Gebänderte Blattschneiderbiene (Megachile circumcincta KIRBY, 1802) und Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella KIRBY, 1802)
- Gefährdung: weitverbreitet, mäßig häufig, steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste in Deutschland, in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedroht
- Besonderheiten: Schlafgewohnheiten der Männchen
Weiterführende Literatur
- Amiet, Felix & Albert Krebs: Bienen Mitteleuropas – Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Haupt Verlag, Bern 2012.
- Bellmann, Heiko & Helb, Matthias: Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
- Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna: Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
- Michener, Charles Duncan: The Bees of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2007.
- Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim 2016.
- Westrich, Paul: Die Wildbienen Deutschlands, 2.Auflage, 1 700 Farbfotos. Ulmer-Verlag, Stuttgart 2019.
- Wiesbauer, H.: Wilde Bienen – Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2017.
Sissis Resümee
Die Vierzähnige Kegelbiene ist eine hübsche kleine Wildbiene. Aufgrund ihrer geringen Individuendichte ist sie allerdings nicht häufig zu entdecken. Du findest die »Eierschmugglerin mit Charme« von Mai bis August in offenem und sonnigem Gelände, insbesondere an sandigen Orten. Damit ist es keine allzu große Überraschung, dass sie sich in unserem Garten nicht heimisch fühlt. Von Sand herrscht hier nämlich keine Spur …
Doch Mitteleuropa bietet – noch – genügend passende Plätzchen, sodass es sich lohnt, nach ihr Ausschau zu halten! Und vielleicht hast du ja auch Lust, in deinem Garten die oben genannten Nektarquellen anzupflanzen? Hornklee, Wiesen-Platterbse, Flockenblumen und Co. »schmecken« nämlich nicht nur der Vierzähnigen Kegelbiene, sondern auch vielen weiteren Wildbienen und sind überdies hübsch anzusehen.
Ich wünsche dir beim Garteln und Wildbienenbeobachten auch in diesem Monat wieder viel Freude!
XOXO
Sissi
[Quelle: Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Grafik: Dominik Jentzsch via Stiftung für Mensch und Umwelt. Artikelbild: Vierzähnige Kegelbiene, fotografiert von Roland Günter.]