#dkkontrovers. Ist Männlichkeit toxisch? Große Fragen des 21. Jahrhunderts
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Ist Männlichkeit toxisch?

Als »frauenbewegte Frau« denke ich oft und gern über das Verhältnis der Geschlechter und Rollenaufteilungen in der Gesellschaft nach. Normal, schließlich bin ich eine Frau und Teil dieser Gesellschaft. In jüngster Zeit jedoch frage ich mich immer häufiger, ob ich versehentlich im falschen Film oder in einem schrägen Paralleluniversum gelandet bin. Rechtsnationale Gruppierungen radikalisieren gezielt junge Männer und mischen sich munter unter aluhuttragende Covidioten, was diese nicht weiter zu stören scheint. Ein veganer Möchtegernkoch läuft verschwörungsideologisch Amok, musikalisch untermalt vom »Die Erde ist eine Scheibe«-Gesang eines Mannheimers, der eindeutig nicht von dieser Welt ist. Pick-Up-Artists (PUA) machen im wahrsten Sinne des Wortes Schule. Die Incel-Community spricht Frauen gar das Menschsein ab, bezeichnet sie als »feminoid« und verharmlost, leugnet oder empfiehlt Vergewaltigung, damit man(n) »zu seinem naturgegebenen Recht« kommt. Geht’s noch? Es scheint, als seien eine Menge Männer verrückt geworden.

Höchste Zeit also, sich intensiv mit dem Thema »toxische Männlichkeit« zu befassen! Und was tue ich, wenn ich mehr über ein Thema wissen will? Ich lese. Eines der Bücher auf meinem Lesestapel neben der Badewanne: »Ist Männlichkeit toxisch?« aus der Reihe #dkkontrovers des Dorling Kindersley Verlages. Das reich bebilderte Debattenbuch beschäftigt sich mit unterschiedlichen Vorstellungen von Männlichkeit im Wandel der Zeit und wägt zwischen den Vorzügen moderner Definitionen und den Nachteilen traditioneller Rollenklischees ab. Nicht zuletzt durch die #metoo-Bewegung und den antifeministischen Männerrechtsaktivismus sind traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit ein Streitpunkt in vielen öffentlichen und privaten Diskussionen geworden. Aber was genau meinen wir eigentlich mit »Maskulinität« und warum sollte sie – so die Duden-Definition von »toxisch« – giftig, bösartig, gefährlich, schädlich oder zermürbend sein?

 

Alles rund um die Geschlechterdebatte

Das Buch gliedert sich in vier Kapitel – »Die Entwicklung des Männlichkeitsbegriffs«, »Die Macht, Schaden anzurichten«, »Männer und zwischenmenschliche Beziehungen« und »Männlichkeit im Umbruch« –, die in kompakter Form die heutigen Entwicklungen und Gefahren analysieren und eine fruchtbare Grundlage für spannende Diskussionen mit deinen Mitmenschen schaffen. Dabei setzt sich das Debattenbuch auf gewohnt intelligente und provokante Weise mit ethischen Fragen und kontroversen Themen rund um das Patriarchat und Geschlechterrollen auseinander.

Kapitel für Kapitel kommst du unter anderem Antworten auf die folgenden Fragen auf die Spur: Wie definieren wir heute Männlichkeit und die damit verbundenen Verhaltensweisen und Rollenmuster? Inwiefern und für wen kann Männlichkeit toxisch, also schädlich sein? Was bedeutet es, ein Mann zu sein? Und warum sind Männer aggressiver?

 

Highlights

• Topaktuelle Themen: Vier Kapitel beschäftigen sich anschaulich mit unterschiedlichen Vorstellungen von Männlichkeit und wägen zwischen den Vorzügen moderner Männlichkeit und den Nachteilen traditioneller Rollenklischees ab.

• Provokante Fragen: Das Buch beleuchtet die Schattenseiten der männlichen Geschlechtsidentität und regt zum Nachdenken und Diskutieren an.

• Innovatives Lesekonzept: Unterschiedliche Schriftgrößen, übersichtliche Absätze und eindrückliche Abbildungen ermöglichen dir ein qualifiziertes und effizientes Querlesen in nur 30 Minuten.

 

#dkkontrovers. Ist Männlichkeit toxisch? Große Fragen des 21. Jahrhunderts

Ist Männlichkeit toxisch?

 

Buchinformationen

  • Titel: #dkkontrovers. Ist Männlichkeit toxisch? Große Fragen des 21. Jahrhunderts
  • Paperback: 144 Seiten
  • Verlag: Dorling Kindersley Verlag
  • Erscheinungsdatum: 30. Juni 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Format: 15,1 x 1,4 x 22,9 Zentimeter
  • ISBN-10: 3831040117
  • ISBN-13: 978-3831040117
  • Preis: EUR 12,95 [D] | EUR 13,40 [A]

 

Über den Autor

→ Andrew Smiler ist Psychotherapeut. In seiner therapeutischen Arbeit ist er auf männliche Teenager und Männer spezialisiert und hat bereits mehrere Bücher zu Männlichkeit und der männlichen Pubertät veröffentlicht.

 

Aktuelle Themen zum Diskutieren mit #dkkontrovers

Originell, kritisch, modern und anschaulich beschäftigt sich die DK-Reihe #dkkontrovers intensiv mit den spannendsten Herausforderungen unserer heutigen Gesellschaft. Das innovative Lesekonzept verschafft dir einen schnellen Überblick zu den großen Fragen des 21. Jahrhunderts, gibt interessante Denkanstöße und unterstützt dich bei deiner eigenen Meinungsbildung. Eine chronologische Übersicht der wichtigsten Meilensteine jedes Themas befindet sich zum Ausklappen im hinteren Umschlag. Diskutiere aktiv mit bei den brodelnden Themen unserer Zeit – egal ob im Freundes-, Bekannten- und Familienkreis oder auf Social Media und nutze dabei den Hashtag #dkkontrovers.

 

Meine Gedanken zur toxischen Männlichkeit

Feminismus postuliert Gleichberechtigung. Von dieser sind wir selbst in der westlichen Welt immer noch weit entfernt. Dass nun vermehrt Männer auftreten, die sich durch Frauen bedroht, ja geradezu »in ihren Freiheiten beschnitten« fühlen, erscheint absurd. Bei allem Verständnis für empfindsame Männerseelen: »Neomas­ku­line« Frauenverachtung kann keinesfalls die Antwort sein! Die Beto­nung evolu­ti­ons­bio­lo­gi­scher Unter­schiede zwischen den Geschlech­tern und die damit einhergehende Idealisierung stereo­typer Männ­lich­keits­bilder ist historisch überholt. Männer, die private, berufliche und soziale Erfolge von Frauen fürchten und sich angesichts starker Frauen, die ihnen auch schon mal ein »Nein« entgegenschleudern, ihres »Geburtsrechts als Mann« beraubt fühlen, haben es schlichtweg versäumt, erwachsen zu werden.

Sicher, wir leben in einer Gesellschaft, die sich – endlich! – mehr und mehr der Gleichberechtigung der Geschlechter öffnet. Aller Geschlechter. Und jeglicher sexuellen Orientierung. Das kann zugegebenermaßen für den einen oder anderen Mann, der mit einem eher traditionellen Rollenverständnis von »Männlichkeit« aufgewachsen ist, verwirrend sein. Das gibt diesen Männern aber nicht das Recht, auf das geistige Niveau von Neandertalern zurückzufallen und die Keule aus der Höhle zu holen. Das Debattenbuch »Ist Männlichkeit toxisch?« zeigt ebenso anschaulich wie eindringlich, wie sich der Männlichkeitsbegriff in den letzten Jahrhunderten entwickelt hat. Dabei fällt auf: Nicht alle Ausprägungen von Männlichkeit waren schlecht, viele machten rückblickend sogar Sinn. Denn Frauen und Männer sind nicht gleich. Frauen haben eine Vagina und Männer einen Penis.

 

Der kleine Unterschied …

Dieser kleine biologische Unterschied bedingte, dass Frauen in früheren Zeiten tatsächlich oft an Heim und Herd gebunden waren, um die Kinder aufzuziehen. Und im besten Fall einen »starken Mann« an ihrer Seite hatten, der die Familie ernährte und liebevoll beschützte. Denn welche Frau hat schon die Energie, mit einem schwergewichtigen Babybauch und womöglich weiteren Kindern am Rockzipfel die Welt zu erobern? Kitas und Co. gab es noch nicht. Heute aber leben wir zumindest in der westlichen Hemisphäre in einer Gesellschaft, in der Frauen frei und selbstbestimmt wählen können, wie sie ihr Leben gestalten.

Was auch bedeutet, dass sie sich für oder gegen Kinder entscheiden können. Und für einen Beruf, den sie lieben und der sie erfüllt. Oder beides. Ebenso haben Frauen das Recht, sich gegen diesen oder jenen Mann zu entscheiden. Frauen sind keine austauschbaren Sexobjekte – das waren sie nie! Heutzutage brauchen Frauen keinen »Versorger und Beschützer« mehr, wir leben im Deutschland des Jahres 2020, nicht im späten 19. Jahrhundert. Was nicht zuletzt auch bedeutet, dass Frauen Frauen lieben und gemeinsam mit ihrer Partnerin Kinder großziehen können. Gleiches gilt selbstverständlich für homosexuelle Männer.

 

Hosen aus!

Das alles mag anti­fe­mi­nis­ti­sche »Männerrechtler« irritieren, verwirren und vielleicht sogar ängstigen. Ich aber sage: Werdet erwachsen, Jungs! Ihr habt zwar einen Penis, besitzt aufgrund dessen aber keinerlei »Geburtsrecht«, das euch ermächtigt, diesen hineinzustecken, in wen immer ihr wollt. Ihr fühlt euch frustriert, machtlos und unmänn­lich und gebt den Frauen die Schuld an eurer Situation? Das ist in der Tat toxisch. »Echte Kerle« haben es nämlich nicht nötig, andere Menschen für ihre eigenen Unzulänglichkeiten und Misserfolge verantwortlich zu machen. Stattdessen arbeiten wahrhaft starke Männer daran, zu einem besseren Mann, einem besseren Menschen zu werden – und das Tag für Tag.

Es gibt zum Glück keine Zeitmaschine, die uns ins vorletzte Jahrhundert zurückversetzt. Männern, die sich dennoch nach der »guten alten Zeit« sehnen, in der klar war, wer die Hosen an hat, empfehle ich wärmstens, diese öfter mal auszuziehen. Und zwar nicht etwa, um fröhlich sexualisierter Gewalt zu frönen, sondern um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich denke manchmal, dass die Genitalien einengende Beinkleider vielleicht der Grund dafür sind, dass aktuell so viele Männer durchdrehen. Der zwickende und zwackende Blutstau an Penis und Hoden scheint sich bei ihnen direkt aufs Hirn zu übertragen. Womöglich verhilft verunsicherten Männern ja »freies Schwingen« im Röckchen zu mehr Selbstbewusstsein?

 

Alles nur Schall und Rauch?

Spaß beiseite! Fakt ist: Die wenigsten »Männerrechtler« sind die von Frauen begehrten Alpha-Männer, die sie so gern wären. Da helfen auch kein PUA-Workshop, Persönlichkeitstraining mit Pferden in der Buxtehuder Volkshochschule oder die Aneignung und Pflege von frauenfeindlichem Gedankengut. Im Internet plöppen derzeit auch im deutschsprachigen Raum immer mehr »männerrechtsaktivistische« Websites auf, auf denen PUAs und Incels einander mit Tipps für bestimmte Gestik, Mimik oder Artikulation »auf die Frau helfen« wollen. Natürlich nur auf »echte, weibliche Frauen, die weich sind, oft lächeln und dem Mann gern die Führung überlassen«. Kommt noch jemandem das Frühstück hoch?

Zwar mögen manche »Persönlichkeitstricks« im Sinne einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung bis zu einem gewissen Grad funktionieren (wer selbstbewusst auftritt, wird meist auch als selbstbewusst wahrgenommen), »männlicher« erscheinen diese Männer dadurch allerdings nicht. Im Gegenteil! Das krampfartige Einüben von vermeintlich »männlichen« Verhaltensweisen vermittelt im besten Fall die Illusion von Dominanz, Macht und Erfolg, wirkt im schlechtesten Fall aber lediglich bemüht und armselig auf das weibliche Gegenüber. Frauen sind nämlich nicht halb so dumm, wie diese Pseudo-Alphas es gern hätten.

 

Warum »Männer-Rechtsaktivisten« toxisch sind

Nun könnte unsere Gesellschaft solche selbsternannten »Alphas« mitleidig lächelnd abtun und gelassen zur Tagesordnung übergehen. Die ist mit all den Verschwörungsmystikern, Namenstänzern und Aluhutträgern da draußen schon wild genug. Von Rechtsextremisten und »Reichsbürgern«, die im Moment in vielen deutschen Großstädten offen ihre Fahnen schwingen, einmal ganz zu schweigen. Doch genau hier gewinnt die Frage nach der Toxizität moderner Männlichkeit an Gewicht. Schlimm genug, dass »Männerrechtler« ihren Frauenhass immer offener ausleben, Schwule terrorisieren und »dem heterosexuellen Mann von nebenan« vorschreiben wollen, wie ein Mann zu sein hat. Das alles ist toxisch für eine moderne Gesellschaft.

Noch schlimmer und damit weitaus toxischer für unsere Gesellschaft ist, dass Frauenverachtung, Antifeminismus und ein »neomas­ku­lines« Männerbild von Rechtsextremisten und »Reichsbürgern« begeistert geteilt werden. Während radikale Strömungen aller Couleur früher sanft nebeneinander hergedümpelt sind, marschieren heute Verschwörungstheoretiker, PUAs, Incels und Rechtsextremisten Seite an Seite durch unser Land und feiern Verbrüderung. Aus »Männer-Rechtsaktivisten« werden Rechtsaktivisten, aus Rechtsaktivisten Rechtsextremisten. Eine böse Saat, die da gerade aufsprießt …

Und ganz sicher pures Gift für alle.

 

Sissis Resümee

Die Lektüre des Debattenbuches »Ist Männlichkeit toxisch?« hat mich fasziniert und inspiriert. Andrew Smiler gelingt es, die Geschichte des Männlichkeitsbegriffes nachzuzeichnen, ohne diese jedoch zu bewerten oder gar zu verurteilen. Sachlich reiht er Fakten und spannendes historisches Wissen aneinander, beleuchtet gleichermaßen ausgewogen das positive und destruktive Potenzial des zeitgenössischen Männerbildes und wirft nicht zuletzt die Frage auf, ob sich unser Bild von Männlichkeit verändern muss, wenn unsere Gesellschaft eine Zukunft haben soll. Über 200 farbige Fotos und Illustrationen untermalen die Texte und sprechen oft eine eindringlichere Sprache als diese selbst. Einige veranschaulichen das Thema, andere provozieren oder stoßen Denkprozesse an und wieder andere liefern zusätzliche wertvolle Informationen.

Vollkommen hingerissen bin ich vom innovativen Lesekonzept des Buches. Es arbeitet mit unterschiedlichen Schriftgrößen, welche die Wichtigkeit der einzelnen Absätze anzeigen und so auch ein schnelles Überfliegen des Buches ermöglichen. Das greift nicht nur die Lesegewohnheiten vor allem junger Menschen auf, sondern erleichtert auch den raschen Einstieg ins Thema oder ein Auffrischen der Inhalte beim zweiten Lesen. Jeder kann selbst entscheiden, wie tief er in die Materie eintauchen möchte.

Wenn es nach mir ginge, wäre das Buch Pflichtlektüre in den weiterführenden Schulen. Und ich wünsche mir sehr, dass der Verlag in seiner Reihe #dkkontrovers in einer seiner nächsten Ausgaben auch den Weiblichkeitsbegriff thematisiert. Insbesondere, wenn ich an manche Influencer in den Bereichen Beauty und Fashion denke, wird derzeit wieder ein Frauenbild stereotypisiert, das eigentlich in die Vergangenheit gehört und zugleich eine fast schon science-fictioneske »Körperoptimierung« propagiert. Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Rollenbildern ist eine entscheidende Grundlage für den Erwerb von Geschlechtersensivität. Dabei wäre ein Buch mit dem Titel »Ist Weiblichkeit toxisch?« ebenfalls sehr hilfreich.

Bist du bereit für die Debatte und möchtest aktiv am modernen gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen? Dann kannst du das Debattenbuch »Ist Männlichkeit toxisch?« von Andrew Smiler über den → Buchhändler deines Vertrauens beziehen oder direkt → beim Dorling Kindersley Verlag bestellen.

XOXO

Sissi

[Produkthinweise erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Transparenz: Das Buch »Ist Männlichkeit toxisch?« von Andrew Smiler wurde uns als Rezensionsexemplar vom → Dorling Kindersley Verlag zur Verfügung gestellt. Artikelbild: Damir Spanic.]