Ein Paar, ein Tandem und 15.000 km nach Indonesien
Normalerweise mag ich keine Bücher von Bloggern. Denn nur die wenigsten haben wirklich etwas zu sagen. Oft springen die Verlage einfach auf irgendeinen Trendzug auf und hypen Menschen, die es nicht verdienen. Ich schwöre: Wenn noch ein einziger Wohnratgeber in »schickem Weiß« oder »hyggeligem Greige« auf meinem Rezensionstisch landet, werde ich zur Eremetin und züchte Gänseblümchen auf der Alm. Ganz anders geht es mir mit dem nächste Woche im Goldmann Verlag erscheinenden Buch »Ein Paar, ein Tandem und 15.000 km nach Indonesien« von Antonia Merz. Mein erster Gedanke: verrückt! Mein zweiter: Cool, das muss ich lesen!
Und darum geht’s: Antonia und Daniel kündigen ihre Jobs, um bei alten Freunden in Indonesien eine Pizza zu essen – ohne dafür zu fliegen. Auf dem Tandem reisen sie über den Balkan, die Türkei, Georgien, Aserbaidschan, den Iran, fast alle Stan-Länder, China und Südostasien. Was sie erwartet? Eine Welt, die sich ihnen öffnet. Mit all ihren Reizen, ihren Wundern und Begegnungen. Und all ihren Härten, Ungerechtigkeiten und Strapazen.
Was macht es mit zwei Menschen, die glauben einander zu lieben, stundenlang denselben Rhythmus zu treten? Und dabei so exponiert zu sein, wie nur möglich. Auf einem Tandem, für jeden sicht- und berührbar, nie für sich allein. Antonia nimmt uns mit auf die Reise. In ihrem eigenen Kopf. Wir dürfen teilhaben – an den widersprüchlichen Gefühlen, den Herausforderungen, aber vor allem an all dem Glück, das uns berührt.
[blockquote align=“none“ author=“Antonia Merz“]»Wir sind berauscht von so viel Energie, Tatendrang und Leidenschaft und strampeln trotzdem ein wenig widerwillig davon. Schon wieder müssen wir Menschen verlassen, die sich nach Heimat anfühlen und die uns tief beeindruckt haben.«[/blockquote]
Ein Paar, ein Tandem und 15.000 km nach Indonesien
Buchinformationen
Titel: Ein Paar, ein Tandem und 15.000 km nach Indonesien. Was wir auf unserer Reise durch 22 Länder über uns und die Welt erfahren haben
Broschiert: 320 Seiten mit achtseitigem vierfarbigen Bildteil
Verlag: Goldmann Verlag
Erscheinungsdatum: 22. März 2023
Sprache: Deutsch
Format: 13,2 x 2,8 x 20,3 Zentimeter
ISBN-10: 3442179637
ISBN-13: 978-3442179633
Preis: EUR 16,00 [DE] | EUR 16,50 [AT] | CHF 22,50 [CH]*
Die Autorin
→ Antonia Merz, geboren 1985, hat die Welt bereist — auch mit dem Flugzeug —, bis sie sich durch ihr Studium der Nachhaltigkeit und durch die Arbeit in einer NGO dagegen entschieden hat. Reisen finden jetzt per Tandem oder dem Zug statt, meist von Tägerwilen in der Schweiz aus, wo sie derzeit lebt und arbeitet.
→ Interview von Julia Meyn mit Antonia Merz
Impressionen aus dem Bildteil
Antonia beim Dehnen in den türkischen Bergen
Einer der Schnipsel mit einer persönlichen Nachricht, Georgien (Tolle Idee, solch ein Reisestempel!)
Strandkorb auf iranisch, irgendwo am kaspischen Meer
Rano kocht Plov in der offenen Küche, Usbekistan
Ankunft in Yogyakarta bei Nana und Matze
Sissis Resümee
Was für ein Buch! Ich habe die 320 Seiten in einem Rutsch durchgelesen. In einer Nacht, nur unterbrochen von kurzen Pausen, um frischen Kräutertee aufzusetzen. Ich habe mitgelitten, wenn Antonias Knie und Po schmerzten, sie dreckig, verschwitzt und hungrig in die Pedalen trat. Habe gelacht, wenn Daniel und Antonia über die omnipräsente Salatgurke auf iranischen Obsttellern kicherten oder von einem Esel verfolgt wurden. Und mich gefreut, wenn Antonia wieder einmal ein köstliches Eis genießen konnte. Aber ich habe auch sehr viel gegrübelt, wenn die beiden Reisenden an interkulturelle Grenzen stießen und Antonia ihr »Frau-Sein« neu definiert hat, ja, neu definieren musste.
Ihre sanfte Naivität angesichts der fundamentalistisch-muslimischen Kultur mancher Länder (Iran!) hat mich verblüfft, irritiert und streckenweise sogar ein wenig verärgert. Heute stehen Reisenden so viele Informationsquellen zur Verfügung. Warum wurden diese nicht genutzt? So schön es ist, intellektuell unbelastet auf Reisen zu gehen, so sehr hätte das auch gewaltig schiefgehen können. Trotzdem war und bin ich hingerissen von diesem bezaubernd geschriebenen Buch. Das liegt zum einen an Antonias bildreicher Sprache und zum anderen an ihrer erfrischenden Ehrlichkeit und Authentizität.
Wenn ich auf all die gelesenen Reisebücher zurückblicke, kam es nur selten vor, dass ein Mensch seine Erfahrungen und Gedanken dermaßen offen und ehrlich geteilt hat. Antonias Gedanken unterwegs berühren mich tief. Ebenso wie all die bereichernden Begegnungen mit Menschen aus 22 Ländern, die beim Lesen zu Freunden werden. Die Fotos im Bildteil tun ein Übriges, um tief in die Gedanken- und Gefühlswelt der Autorin abzutauchen. Sehr charmant finde ich auch die eingestreuten »Augenblicke«: kleine kostbare Momentaufnahmen von der Reise.
Trotz unseres Altersunterschiedes (Antonia war drei, als ich meine erste Rucksackreise nach Marokko unternahm) und meiner klitzekleinen Kritik würden Antonia und ich uns hoffentlich gut verstehen. Vielleicht laufen wir einander ja mal über den Weg, uns trennen weniger als 20 Kilometer! Für mich mit dem Rad aktuell ein Unding. Aber vielleicht liest sie ja diese Zeilen und wir treffen uns im Sommer mal auf einen Kafi am Bodensee?
Im Moment ist sie laut der Karte auf ihrem Blog gerade in Konstanz, heute Morgen war sie noch in Österreich. Und am 23. März liest sie bei den → Schweitzer Fachinformationen aus ihrem Buch in Hamburg. Ob sie dorthin ebenfalls radelt? Zwischen Tägerwilen und der Hansestadt liegen rund 830 Kilometer. Das sind etwa 45 Stunden mit dem Rad – für die sympathische Autorin ein Klacks! Wenn du jetzt Lust bekommen hast, dein Tandem aus dem Keller zu holen und gemeinsam mit Antonia Merz zu radeln, kannst du das Buch »Ein Paar, ein Tandem und 15.000 km nach Indonesien« ab dem 22. März beim Buchhändler deines Vertrauens entdecken. Ich wünsche dir viel Spaß beim Schmökern!
XOXO
Sissi
[Buchempfehlungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. *Empfohlener VK-Preis. Transparenz: Das Buch »Ein Paar, ein Tandem und 15.000 km nach Indonesien« von Antonia Merz wurde uns als Rezensionsexemplar (PDF) vom → Goldmann Verlag zur Verfügung gestellt. Artikelbild: Das Tandem beim Frühstückshalt auf dem Weg zum Ak Baital Pass (4655 Meter), Tadschikistan. Alle Fotorechte: Antonia Merz.]