Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens)
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Filzzahn-Blattschneiderbiene

Sie wird nur zehn Millimeter groß und steckt voller Überraschungen: Hast du schon mal von einer Biene gehört, die ihr Nest aus präzise geschnittenen Blattstückchen baut? Die Filzzahn-Blattschneiderbiene ist solch eine geschickte Handwerkerin. Sie gehört zur Gattung Megachile, die in Deutschland mit 23 Arten gelistet ist. Vor allem die Männchen der Gattung sind oft schwer voneinander zu unterscheiden. Die Flugaktivität der Weibchen hingegen können wir durch einen deutlich hörbaren hohen Flugton vernehmen, was uns bei ihrer Bestimmung hilft. 

Die Filzzahn-Blattschneiderbiene ist weitverbreitet und liebt trockenwarme Standorte. So hat sie sich in den vergangenen Jahren neue Regionen in Deutschland erschlossen und kommt mittlerweile auch in Norddeutschland vor. Besonders wohl fühlt sie sich auf Magerrasen, in Weinbergen mit Trockenmauern, in Lehm- und Kiesgruben und an sonnigen Steilwänden. Hier nistet sie ober- und unterirdisch.

Als geschickte Innenarchitektin schneidet das Weibchen passgenaue Blattstückchen für ihr Nest, die sie miteinander verklebt. Auch für den Nestverschluss verbaut sie Blattstückchen. Ihr Nest finden wir in Hohlräumen am Boden, in Felsspalten, in Lücken von Steinhaufen und in offenen Fugen von Trockenmauern. Die Männchen haben keinen Anteil am Nestbau. Sie nächtigen oft in Gemeinschaft, festgebissen an Pflanzenstängeln. Die Flugzeit der Filzzahn-Blattschneiderbiene erstreckt sich über die Monate Juni bis August.

Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens)

Nahrungspflanzen

Für den Nachwuchs sammelt das Weibchen in den Sommermonaten Pollen von Kratzdistel, Wald-Platterbse, Hornklee, Hauhechel, Felsen-Fetthenne und weiteren Blütenpflanzen aus insgesamt drei Pflanzenfamilien. Dabei bevorzugt sie Schmetterlingsblütler. Um den Blütenpollen zu transportieren, nutzen die Weibchen ihre feinhaarigen weißen Bauchbürsten.

Vorsicht vor der Kuckucksbiene

Als Gegenspielerin ist die Schuppenhaarige Kegelbiene (Coelioxys afra LEPELETIER, 1841) bekannt. Sie ist eine Kuckucksbiene, die ihre Eier in die Nester von Blattschneiderbienen legt, anstatt selbst Brutpflege zu betreiben. Sie fliegt von Juni bis August an trockenen, warmen Standorten und benötigt Nektar von Pflanzen wie Hornklee oder Natternkopf. Obwohl sie in einigen Teilen Deutschlands vorkommt, ist sie in vielen Regionen stark gefährdet, ebenso wie die Filzzahn-Blattschneiderbiene, wie du der Verbreitungskarte entnehmen kannst.

So unterstützt du die Filzzahn-Blattschneiderbiene

Willst du unserer Wildbiene des Monats helfen? Dann erlaube gern etwas mehr »Unordnung« in deinem Garten: Lasse vertrocknete Pflanzenstängel stehen, schichte Totholz auf, platziere Natursteine, und mache den Garten nicht winterfest – auch, wenn es dir vielleicht zuweilen in den Fingern juckt! Schon im kommenden Frühjahr werden Wildbienen & Co. es dir danken.

Weitere Tipps, wie du insektenfreundliche Strukturen nicht nur für die Filzzahn-Blattschneiderbiene gestalten kannst, findest du unter anderem in den von mir vorgestellten Büchern »Gartenmomente: Bienen- und insektenfreundlich gärtnern«, »Wildnis im Garten« und »Auf ins Beet! 30 wilde Gartenideen für Radieschenräuber und Bienenretter« oder online unter Deutschland summt und Wir tun was für Bienen.

Steckbrief der Filzzahn-Blattschneiderbiene

  • Lateinischer Name: Megachile pilidens (Alfken 1924)
  • Flugzeiten: Juni bis August
  • Lebensraum: trockenwarme Standorte: sonnige Steilwände, Magerrasen, Weinberge mit Trockenmauern, Lehm- und Kiesgruben
  • Nahrung: unspezialisiert (polylektisch)
  • Nistweise: nistet ober- und unterirdisch; schneidet Blattstückchen mit ihren Mundwerkzeugen für Brutzellen und Nistverschluss
  • Kuckucksbiene: Schuppenhaarige Kegelbiene (Coelioxys afra LEPELETIER, 1841)
  • Gefährdung: weitverbreitet, in Ausbreitung nach Norddeutschland; Rote Liste: Kategorie 3
  • Besonderheit: Weibchen geben hohen Flugton von sich

Weiterführende Literatur

  • Amiet, Felix & Albert Krebs: Bienen Mitteleuropas – Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Haupt Verlag, Bern 2012.
  • Bellmann, Heiko & Helb, Matthias: Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
  • Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna: Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
  • Michener, Charles Duncan: The Bees of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2007.
  • Saure, C. Rolke, D. & Förster, J.: Ergänzungen zur Stechimmenfauna des Landes Sachsen-Anhalt (Hymenoptera: Aculeata); Entomologische Mitteilungen Sachsen-Anhalt 30, Heft 1: 45-51, 2022.
  • Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim 2016.
  • Westrich, Paul: Die Wildbienen Deutschlands, 2.Auflage, 1.700 Farbfotos. Ulmer-Verlag, Stuttgart 2019.
  • Wiesbauer, H.: Wilde Bienen – Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2017. 

Sissis Resümee

Die Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens) ist eine hübsche kleine Biene, der ich nur zu gern in meinem Garten ein Zuhause bieten würde. Laut unterschiedlichen Quellen triffst du sie jedoch lediglich in Süd- und Osteuropa sowie in trockenwarmen Regionen Mitteleuropas an – in Deutschland bis etwa 51° nördlicher Breite, in der Schweiz ist sie nur im Wallis häufig. Wie viele andere Insekten auch, ist die solitär lebende Wildbiene  hauptsächlich durch die Zerstörung ihrer Habitate gefährdet: trockenwarme Hänge in Weinbergen, Lehm- und Kiesgruben und Sandrasen.

Nichts davon kann ich ihr bieten. Zu schade, denn unterstützende Pflanzen sind in unserem Garten reichlich vorhanden. So findest du bei uns unter anderem Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare), Saat-Luzerne (Medicago sativa), Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus), Dornige Hauhechel (Ononis spinosa) und Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre). Immerhin profitieren davon auch zahlreiche andere Insektenarten.

Auf jeden Fall freue ich mich nach ein paar ausgesprochen eisigen Tagen schon jetzt im Dezember auf den Frühling! Ich kann es kaum erwarten, dass es wieder überall kreucht und fleucht, summt und brummt.

Wir sehen uns draußen!

XOXO

Sissi

[Quelle: Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Grafik: Dominik Jentzsch via Stiftung für Mensch und Umwelt. Fotos: Filzzahn-Blattschneiderbiene, insektenjagd_CC BY 4.0.]