Gelbbeinige Kielsandbiene
Bedingt durch ihre schmalen Binden sieht die Gelbbeinige Kielsandbiene (Andrena chrysosceles) auf den ersten Blick wie eine Schmalbiene aus. Auch ihre geringe Körpergröße von maximal zehn Millimetern trägt zu diesem Eindruck bei. Allerdings verraten ihr breiter Kopf und ein auffälliges Haarbüschel am Bein, dass sie eine Sandbiene ist. Charakteristisch – und der Grund für ihren Beinamen »gelbbeinig« – ist die goldgelbe Färbung der unteren Beinabschnitte, die unter dem weißen Haarschmuck ins Auge sticht. Dieses Merkmal unterscheidet sie von ähnlichen Arten wie der Frühen Doldensandbiene (Andrena proxima).
Die Gelbbeinige Kielsandbiene ist überall in Deutschland verbreitet. Geeigneten Lebensraum findet sie in trockenen Wiesen, Fettwiesen und Streuobstwiesen sowie auf Hochwasserdämmen, in alten Weinbergbrachen, auf Feldfluren, an Ruderalstellen und an Waldrändern. Auch in den Gärten und Parks unserer Städte, wo oft eine überraschende Vielfalt an Blüten vorhanden ist, fühlt sie sich wohl. Sie kann sich an verschiedene Umgebungen anpassen, dort Nahrung finden und ihre Nester bauen. Im April nimmt das Weibchen den »Flugbetrieb« auf.
Nestbau
Sein Nest baut das Weibchen häufig an schütter bewachsenen Stellen, so zum Beispiel an Böschungen oder Feldrainen, wobei es keine besonderen Ansprüche an die Bodenart stellt. Bis in den Juni hinein ist die Biene in einer Generation aktiv. Dabei nutzt sie eine vielfältige Nahrungspalette: Sie besucht die Blüten von zehn Pflanzenfamilien, darunter Doldenblütler wie Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) und den bei Gärtnern verhassten Giersch (Aegopodium podagraria), Kreuzblütler wie Raps (Brassica napus) und Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis). Auch Rosengewächse wie der Zweigrifflige Weißdorn (Crataegus laevigata) werden von der Gelbbeinigen Kielsandbiene gern besammelt.
Gegenspieler
Als »Gegenspielerin« ist die Rotschwarze Wespenbiene (Nomada fabriciana) bekannt, welche noch an zwei anderen Sandbienenarten parasitiert. Die Weibchen der Wespenbienen dringen in die Nester ihrer Wirtsbienen ein, um dort ihre Eier abzulegen. Zuvor zeigen sie ein charakteristisches Suchverhalten im Bereich der Wirtsnester und nehmen oft eine Lauerstellung ein, bevor sie in das Nest eindringen. Die Wirtsbienen reagieren in der Regel nicht aggressiv auf die Anwesenheit der Wespenbienen. Je häufiger eine Wespenbienenart an Nestern einer Wirtsart angetroffen wird, desto wahrscheinlicher ist die entsprechende Wirt-Parasit-Beziehung.

Gefährdungsstatus
In Deutschland gilt die Gelbbeinige Kielsandbiene als ungefährdet. In Berlin und Brandenburg wird sie jedoch auf der Vorwarnliste geführt. Um sie und andere Wildbienen im eigenen Garten zu fördern, lässt du am besten sonnige, offene Bodenstellen mit sandiger Erde frei. Oder du schaffst kleine Böschungen mit spärlicher Vegetation. Pflanze heimische früh blühende Arten wie Wiesenkerbel, Schlehe, Sal-Weide oder Ackersenf, damit im April und Mai ausreichend Pollen vorhanden ist. Verzichte auf Pestizide, mähe nicht zu oft und lass Wildblumen stehen. Totholz und andere Naturstrukturen wie Lesesteine fördern viele weitere Wildbienenarten.
Unterstützende Pflanzen
- Ackerglockenblume (Campanula rapunculoides)
- Ackerrettich (Raphanus raphanistrum)
- Ackerringelblume (Calendula arvensis)
- Ackersenf (Sinapis arvensis)
- Ackerwinde (Convolvulus arvensis)
- Adria-Glockenblume (Campanula portenschlagiana)
- Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum)
- Apfel (Malus pumila)
- Bachbunge (Veronica beccabunga)
- Bergahorn (Acer pseudoplatanus)
- Bergflockenblume (Centaurea montana)
- Berg-Sandrapunzel (Jasione montana)
- Bibernellrose (Rosa spinosissima)
- Birne (Pyrus communis)
- Blauer Lattich (Lactuca perennis)
- Brombeere (Rubus fruticosus)
- Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum)
- Echte Zaunwinde (Calystegia sepium)
- Echter Gamander (Teucrium chamaedrys)
- Echter Honigklee (Melilotus officinalis)
- Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
- Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna)
- Essigrose (Rosa gallica)
- Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria)
- Färber-Reseda (Reseda luteola)
- Färber-Waid (Isatis tinctoria)
- Feldahorn (Acer campestre)
- Feld-Witwenblume (Knautia arvensis)
- Felsenkirsche (Prunus mahaleb)
- Frühlings-Fingerkraut (Potentilla verna)
- Frühlingskrokus (Crocus albiflorus)
- Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys)
- Garten-Mondviole (Lunaria annua)
- Gelbe Reseda (Reseda lutea)
- Gelber Fingerhut (Digitalis lutea)
- Gemeine Winterkresse (Barbarea vulgaris)
- Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris)
- Gemeiner Natterkopf (Echium vulgare)
- Gemeines Leinkraut (Linaria vulgaris)
- Gemeines Sonnenröschen (Helianthemum nummularium)
- Gemüsekohl (Brassica oleracea)
- Gemüsespargel (Asparagus officinalis)
- Gewöhnliche Wiesenmargerite (Leucanthemum vulgare)
- Gewöhnliche Wiesenschafgarbe (Achillea millefolium)
- Gewöhnliches Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
- Gewöhnliches Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis)
- Goldlack (Erysimum cheiri)
- Großblütiger Breitsame (Orlaya grandiflora)
- Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium)
- Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)
- Himbeere (Rubus idaeus)
- Hohes Fingerkraut (Potentilla recta)
- Klatschmohn (Papaver rhoeas)
- Knäuelblütige Glockenblume (Campanula glomerata)
- Knoblauchhederich (Alliaria petiolata)
- Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus)
- Kohldistel (Cirsium oleraceum)
- Kornblume (Centaurea cyanus)
- Kriechender Günsel (Ajuga reptans)
- Kugelköpfiger Lauch (Allium sphaerocephalon)
- Langhaariges Habichtskraut (Hieracium pilosella)
- Meerrettich (Armoracia rusticana)
- Moor-Geißbart (Filipendula ulmaria)
- Moschusmalve (Malva moschata)
- Nesselblättriger Ehrenpreis (Veronica urticifolia)
- Persischer Ehrenpreis (Veronica persica)
- Pfennigkraut (Lysimachia nummularia)
- Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia)
- Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea)
- Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica)
- Purpurweide (Salix purpurea)
- Quendel (Thymus pulegioides)
- Rainfarn (Tanacetum vulgare)
- Rainkohl (Lapsana communis)
- Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus)
- Roter Zahntrost (Odontites vulgaris)
- Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
- Salbeiblättrige Zistrose (Cistus salviifolius)
- Salbeiblättriger Gamander (Teucrium scorodonia)
- Salweide (Salix caprea)
- Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris)
- Schmalblättriger Doppelsame (Diplotaxis tenuifolia)
- Schwarzdorn (Prunus spinosa)
- Schweizer Schöterich (Erysimum rhaeticum)
- Senfrauke (Eruca sativa)
- Silber-Fingerkraut (Potentilla argentea)
- Skabiosenflockenblume (Centaurea scabiosa)
- Stieleiche (Quercus robur)
- Straußblütige Margerite (Tanacetum corymbosum)
- Süßdolde (Myrrhis odorata)
- Süßkirsche (Prunus avium)
- Taubenskabiose (Scabiosa columbaria)
- Traubeneiche (Quercus petraea)
- Traubenkirsche (Prunus padus)
- Walderdbeere (Fragaria vesca)
- Waldweidenröschen (Epilobium angustifolium)
- Wald-Witwenblume (Knautia dipsacifolia)
- Weidenblättriges Rindsauge (Buphthalmum salicifolium)
- Weißer Honigklee (Melilotus albus)
- Weißer Senf (Sinapis alba)
- Wiesenbocksbart (Tragopogon pratensis)
- Wiesen-Ferkelkraut (Hypochaeris radicata)
- Wiesenflockenblume (Centaurea jacea)
- Wiesen-Pippau (Crepis biennis)
- Wilde Malve (Malva sylvestris)
- Wilde Möhre (Daucus carota)
- Wilde Mondviole (Lunaria rediviva)
- Zottiger Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus)
- Zweihäusige Zaunrübe (Bryonia dioica)
- Zwetschge (Prunus domestica)
Welche Pflanzen sonst noch wertvoll für die heimische Insektenwelt sind, welche nützlichen Gartenstrukturen wir selbst anlegen können und wie wir diese pflegen, erfährst du unter anderem in den von mir vorgestellten Büchern »Mein Insektenparadies«, »Wer Schmetterlinge liebt, muss Raupen füttern«, »Biene sucht Balkon«, »Gartenmomente: Bienen- und insektenfreundlich gärtnern«, »Wildnis im Garten« und »Auf ins Beet! 30 wilde Gartenideen für Radieschenräuber und Bienenretter« oder auch online unter Deutschland summt und Wir tun was für Bienen.
Steckbrief
- Lateinischer Name: Andrena chrysosceles KIRBY, 1802
- Flugzeiten: April bis Juni
- Lebensraum: trockene Fettwiesen, Streuobstwiesen, Hochwasserdämme, alte Weinbergbrachen, Feldfluren, Ruderalstellen, Waldränder, Gärten und Parks
- Nahrung: unspezialisiert (polylektisch)
- Nistweise: nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde
- Kuckucksbiene: Rotschwarze Wespenbiene (Nomada fabriciana LINNAEUS, 1767)
- Gefährdung: gilt in der Schweiz (lc) und in Deutschland als ungefährdet, steht jedoch in Berlin und Brandenburg auf der Vorwarnliste
- Besonderheiten: goldene bzw. orangene Färbung der unteren Beinsegmente
Bienenliteratur
- Amiet, Felix & Krebs, Albert: Bienen Mitteleuropas – Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Haupt Verlag, Bern 2012.
- Bellmann, Heiko & Helb, Matthias: Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
- Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna: Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
- Løken, Astrid: Studies on Scandinavian Bumble Bees (Hymenoptera, Apidae). Norsk ent. Tidsskr. 20: 1–218 1973.
- Michener, Charles Duncan: The Bees of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2007.
- Scheuchl, Erwin & Willner, Wolfgang: Wildbienen ganz nah – Die 100 häufigsten Arten schnell und sicher unterschieden. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2024.
- Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim 2016.
- Westrich, Paul: Die Wildbienen Deutschlands, 2. Auflage, 1.700 Farbfotos. Ulmer-Verlag, Stuttgart 2019.
- Wiesbauer, H.: Wilde Bienen – Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2017.
Sissis Resümee
Auch wenn die Gelbbeinige Kielsandbiene derzeit noch nicht gefährdet ist, lohnt es sich doch, die hübsche Wildbiene zu unterstützen. Von einem reichhaltigen Nahrungsangebot profitieren nämlich auch andere Wildbienenarten sowie zahlreiche weitere Insekten. Und ganz nebenbei wird auch dein Garten oder Balkon immer bunter, wilder und naturnaher!
Wenn du dir die oben stehende Liste mit potenziellen Nahrungspflanzen ansiehst, wirst du schnell feststellen, wie einfach es ist, deine grüne Oase in ein Paradies für Wildbienen zu verwandeln. Die meisten der aufgeführten Arten schmecken nicht nur Insekten gut, sondern bezaubern auch mit wunderschönen Blüten. Hinzu kommt, dass Wildpflanzen bei uns heimisch sind und daher besonders gut mit unseren klimatischen Bedingungen zurechtkommen. Selbst Dürreperioden überstehen sie ohne »Wasserschlachten« mit dem Gartenschlauch.
Ich jedenfalls freue mich schon sehr darauf, auch in diesem Jahr wieder den Berner Wildpflanzenmärit zu besuchen. Mehr als 400 verschiedenen Arten einheimischer Wildpflanzen werden auf dem Markt mitten in der Berner Altstadt angeboten und ich bin sicher, dass die eine oder andere dieser Pflanzen künftig bei uns wohnen wird. Mein besonderes Augenmerk gilt dabei heuer drei Themen: Duftpflanzen, Sumpfpflanzen und essbare Wildpflanzen. Natürlich werde ich dir meine neuen Pflanzenschätze nach meinem Besuch des Märits am 23. April vorstellen. Du darfst gespannt sein …
Wir sehen uns im Garten!
XOXO
Sissi
[Quelle: Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Grafik: Dominik Jentzsch via Stiftung für Mensch und Umwelt. Artikelbild: Weibchen der Gelbbeinigen Kielsandbiene (Andrena chrysosceles) auf Gemeiner Schafgarbe (Achillea millefolium), fotografiert von Roland Günter.]