Grubenhummel
In diesem Jahr starten wir mit einer Vertreterin unserer 41 heimischen Hummelarten: der Grubenhummel. Sie ist derzeit noch in der Winterpause, zeigt sich aber im späten Frühling. Die Grubenhummel ist robust gebaut. Ihre Flügel sind gleichmäßig dunkel gefärbt, und ihr Körper weist ein kurzes, dichtes Haarkleid auf. Ihre Färbung reicht von Schwarz bis Schwarz-Grau, wodurch ein hübscher Kontrast zu ihren sonnenblumengelben Streifen entsteht. Die Königin eines Volkes kann bis zu 20 Millimeter groß werden, womit sie stattlicher ist als die maximal 15 Millimeter großen Arbeiterinnen und Drohnen ihres Volkes.
Zwar gilt die Grubenhummel in Deutschland als weitverbreitet, ist aber leider eher selten. Wir finden sie in erster Linie im Offenland, wo sie vor allem offene Wiesen und Kleefelder bewohnt. Ihre Nester baut sie bis zu zwei Meter tief unter der Erdoberfläche, oft in großen Kolonien. Dank ihres außergewöhnlichen Anpassungsvermögens nutzt die Grubenhummel auch ehemalige Mäusenester und Maulwurfsgänge als Nistplatz. Ganz schön pfiffig, oder? Diese unterirdischen Netzwerke bieten den Hummeln Schutz. Kein Wunder, dass diese Biene oft auch »Unterirdische Hummel« genannt wird, obwohl sie natürlich wie alle Hummeln oberhalb der Erde fliegt.
Lebensweise der Grubenhummel
Im Gegensatz zu vielen anderen Hummelarten, die bereits zeitig im Jahr starten, erscheinen die überwinterten Königinnen der Grubenhummel erst Anfang Mai und fliegen dann bis in den September hinein. Im Laufe der Saison schlüpfen zunächst die Arbeiterinnen. Später werden Männchen und Jungköniginnen geboren.
Im Durchschnitt erreicht ein Grubenhummelvolk eine Größe von etwa 50 bis 200 Individuen. Unter günstigen Bedingungen können Kolonien sogar mehrere Hundert Individuen umfassen, wobei die meisten dieser Tiere Arbeiterinnen sind. Sie übernehmen Aufgaben wie den Nestbau, die Nahrungsbeschaffung, die Versorgung der Königin und die Verteidigung des Volkes.
Die Königin ist für die Eiablage verantwortlich, während die Jungköniginnen und Männchen zur Fortpflanzung und Gründung neuer Kolonien beitragen. Zum Ende des Sommers stirbt das Volk. Nur die neuen Jungköniginnen überwintern und gründen im nächsten Jahr neue Völker.
Nahrungspflanzen
Zur Versorgung des Volkes brauchen Grubenhummeln vor allem reiche Rotkleebestände, welche jedoch nicht mehr überall in der Landschaft zu finden sind. Auch Waldgeißblatt (Lonicera periclymenum), Weiße Taubnessel (Lamium album) und Natternkopf (Echium vulgare) sind begehrte Futterquellen. Aufgrund ihrer außerordentlich guten Bestäubungsleistung wurde unsere Wildbiene des Monats sogar nach Neuseeland eingeführt, um dort die Bestäubung von Klee zu fördern. Wer hätte das gedacht? Hummeln als Exportschlager …
So unterstützt du die Grubenhummel
Die Grubenhummel ist in Deutschland stark gefährdet und in manchen Bundesländern bereits ausgestorben. Doch es gibt Grund zur Hoffnung: Im Jahr 2021 wurde sie in Rheinland-Pfalz nach 64 Jahren wiederentdeckt! Wie wir der Grubenhummel & Co. helfen können und worauf es beim Schaffen von insektenfreundlichen Strukturen ankommt, erfährst du unter anderem in den von mir vorgestellten Büchern »Gartenmomente: Bienen- und insektenfreundlich gärtnern«, »Wildnis im Garten« und »Auf ins Beet! 30 wilde Gartenideen für Radieschenräuber und Bienenretter« oder online unter Deutschland summt und Wir tun was für Bienen.
Steckbrief der Grubenhummel
- Lateinischer Name: Bombus subterraneus (Linnaeus 1758)
- Flugzeiten: Königinnen ab Mai, Jungköniginnen und Männchen ab Juli
- Lebensraum: Offenland = strukturreiche Landschaften mit Hecken und Wiesen
- Nahrung: unspezialisiert (polylektisch), fliegt gern auf Rotklee (Trifolium pratense)
- Nistweise: nistet unterirdisch
- Kuckucksbiene: keine bekannt
- Gefährdung: stark gefährdet; in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und im Saarland ausgestorben oder verschollen
- Besonderheiten: weitverbreitet, aber selten; nutzt alte Mäusenester und Maulwurfsgänge für den Nestbau (bis zu zwei Meter tief)
Weiterführende Literatur
- Amiet, Felix & Albert Krebs: Bienen Mitteleuropas – Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Haupt Verlag, Bern 2012.
- Bellmann, Heiko & Helb, Matthias: Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
- Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna: Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
- Løken, Astrid: Studies on Scandinavian Bumble Bees (Hymenoptera, Apidae). Norsk ent. Tidsskr. 20: 1–218 1973.
- Michener, Charles Duncan: The Bees of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2007.
- Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim 2016.
- Westrich, Paul: Die Wildbienen Deutschlands, 2.Auflage, 1.700 Farbfotos. Ulmer-Verlag, Stuttgart 2019.
- Wiesbauer, H.: Wilde Bienen – Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2017.
Sissis Resümee
In der Schweiz ist die Grubenhummel (Bombus subterraneus) in erster Linie als Erdbauhummel bekannt. Ein Name, der mir tatsächlich logischer erscheint. Als Hummelfreundin stimmt es mich traurig, dass diese hübsche Hummel in der Schweiz ebenfalls stark gefährdet ist. Und es verblüfft mich auch:
Rotklee (Trifolium pratense), Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus), Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare), Vogel-Wicke (Vicia cracca), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) und Weiße Taubnessel (Lamium album), die als klassische Unterstützerpflanzen der Grubenhummel gelten, sind hier allerorten zu finden – nicht nur in der Natur, sondern auch in Parks und Privatgärten.
Doch es braucht natürlich neben den Nahrungsquellen auch ideale Nistbedingungen! Und solange es immer noch Menschen gibt, die Mäusenester und Maulwurfsgänge zuschütten oder gar ihre »Gärten« in lebensfeindliche Schotterwüsten verwandeln, haben es Hummeln schwer. Wenn ich daran denke, was zwei unserer Nachbarn im letzten Sommer getrieben haben, kann ich gar nicht so viel essen, wie ich wieder von mir geben möchte … Bei gewissen Umbauarbeiten für ihre »Schottergärten« wurde ja nicht nur unsere Wildblumenwiese zerstört, sondern auch mehrere Hummelvölker, die uns zuvor tagtäglich besucht haben.
Inzwischen arbeiten immer mehr Schweizer Gemeinden an einem Verbot solcher Steinwüsten, wie es in Deutschland schon oft der Fall ist. Und ich hoffe sehr, dass sich dieser Trend zu mehr Naturverbundenheit durchsetzt. Schottergärten können sich im Sommer auf bis zu 50 Grad erhitzen, bieten keinerlei ökologischen Nutzen und sind überdies lange nicht so pflegeleicht und unkrautfrei, wie viele Menschen denken. Hässlich sind sie obendrein. Daher werde ich in diesem Jahr wieder alles daransetzen, Aufklärungsarbeit zu leisten und unsere heimischen Wildbienen zu unterstützen.
Wir sehen uns draußen!
XOXO
Sissi
[Quelle: Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Grafik: Dominik Jentzsch via Stiftung für Mensch und Umwelt. Fotos: Weibliche Grubenhummel (Bombus subterraneus) bei der Nahrungsaufnahme auf Winterhartem Majoran (Origanum x majoricum), fotografiert von Roland Günter.]