In einem Zug von Daniel Glattauer

In einem Zug von Daniel Glattauer

Kaum etwas begeistert mich beim Reisen so sehr wie das Reisen in einem Zug und die unerwarteten Begegnungen, die ich dabei habe. Nicht alle diese Begegnungen sind angenehm, lehrreich sind sie jedoch immer. Das Reisen auf Schienen ist eine Einladung, die Augen offen zu halten für die kleinen Wunder des Alltags, für die Begegnungen, die unser Leben bereichern können. Es ist eine Erinnerung daran, dass wir alle Reisende sind, auf der Suche nach Verbindung und Sinn.

Das weiß auch Autor Daniel Glattauer. Der Meister der pointierten Dialoge entführt uns in seinem neuen Roman »In einem Zug« auf eine ungewöhnliche Reise. Zwei Fremde, ein offenes Viererabteil, und ein Gespräch, das alles verändert. Einmal mehr beweist der österreichische Schriftsteller sein Gespür für zwischenmenschliche Dynamiken und die kleinen, feinen Nuancen, die unser Leben bedeutsamer machen.

Was macht zufällige Zugbegegnungen so besonders?

  • Der flüchtige Moment: Im Zug sind wir Reisende auf Zeit, verbunden durch einen gemeinsamen Ort, aber meist ohne gemeinsame Vergangenheit oder Zukunft. Diese Flüchtigkeit schafft einen Raum für Offenheit, in dem wir uns vielleicht ehrlicher zeigen als im Alltag.
  • Die Anonymität: Die Anonymität des Zuges ermöglicht es uns, uns Fremden anzuvertrauen, ohne die Konsequenzen fürchten zu müssen, die eine Begegnung im vertrauten Umfeld mit sich bringen würde.
  • Die unerwartete Nähe: In einem Zugabteil sind wir auf engstem Raum zusammen, gezwungen, die Präsenz des anderen wahrzunehmen, siw womöglich gar physisch zu spüren. Diese Nähe kann zu unerwarteten Verbindungen führen, zu Gesprächen, die uns berühren und inspirieren.
  • Der Zauber des Unbekannten: Jeder Mitreisende trägt eine eigene Geschichte mit sich, ein eigenes Universum an Erfahrungen und Gedanken. Im Zug haben wir die Chance, einen kurzen Blick in diese Welten zu werfen und so unseren Horizont zu erweitern und neue Perspektiven zu gewinnen.

Klappentext

Eduard Brünhofer, ehemals gefeierter Autor von Liebesromanen, sitzt im Zug von Wien nach München. Nicht unbedingt in der Absicht, sich mit der Frau frühen mittleren Alters im Abteil zu unterhalten. Schon gar nicht in der Absicht, mit ihr über seine Bücher zu sinnieren. Erst recht nicht in der Absicht, über seine Ehejahre mit Gina zu reflektieren. Aber Therapeutin Catrin Meyr, die Langzeitbeziehungen absurd findet, ist unerbittlich. Sie will mit ihm über die Liebe reden. Dabei gerät der Schriftsteller gehörig in Zugzwang.

»Was befähigt einen Autor, über die Liebe zu schreiben?«, fragt sie.
»Ihre Frage ist klüger als jede Antwort darauf«, erwidere ich.
»Danke. Probieren Sie es trotzdem.«

»Einer der zauberhaftesten und klügsten Liebesdialoge der Gegenwartsliteratur.«

DER SPIEGEL über »Gut gegen Nordwind« (26. September 2006)

Das Buch auf einen Blick

In einem Zug von Daniel Glattauer (Cover)
In einem Zug

Bibliografische Angaben

Titel: In einem Zug
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: DuMont Buchverlag
Erscheinungsdatum: 13. Januar 2025 (1. Edition)
Sprache: Deutsch
Format: 21,1 x 2,4 x 14,0 Zentimeter
ISBN-10: 3755800403
ISBN-13: 978-3-7558-0040-8
Preis: EUR 23,00 [D] | 23,70 EUR [AT] | CHF 33,90 [CH]

Gut zu wissen: Das Buch ist auch als E-Book und Audiobook erhältlich. Auf den Seiten des Verlages kannst du überdies eine kostenlose Print-Leseprobe bestellen und eine Hörprobe genießen.

Über den Autor

Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, war zwanzig Jahre Journalist beim Standard. Mit »Gut gegen Nordwind« (2006) gelang ihm der schriftstellerische Durchbruch. Es folgten weitere erfolgreiche Romane. Seine Bücher wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und verkauften sich weltweit millionenfach. Er verfasste zahlreiche Theaterstücke, die zu den meistgespielten im deutschsprachigen Raum gehören. Mit seinem Roman »Die spürst du nicht« (2023) stand er wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Sissis Resümee

Ich liebe alles an diesem Buch! Angefangen beim leuchtend orangefarbenen Einband über den schlichten und doch aussagekräftig gestalteten Schutzumschlag bis hin zum ebenfalls orangenen Lesebändchen. Überhaupt: Lesebändchen! Einst ein Standardmerkmal gebundener Bücher, insbesondere von hochwertigen Ausgaben, scheinen sie heutzutage aus der Mode gekommen zu sein. Lesezeichen in verschiedenen Formen und Materialien sind kein Ersatz für das aussterbende Lesebändchen, neigen sie doch dazu, ständig aus dem Buch herauszupurzeln, was insbesondere auf Reisen im Zug ausgesprochen unerquicklich ist.

Kommen wir nun zum Buch selbst! Kein Liebesroman im herkömmlichen Sinne und doch ein Roman über die Liebe. Unerhört geistvoll, tiefsinnig und amüsant, gespickt mit vielen wundervollen Aha-Momenten und inspirierenden Denkanstößen. Schon im ersten Absatz erfahren wir viel über den Ich-Erzähler und wie er sich und die Welt sieht: »Schräg gegenüber sitzt eine Frau mittleren Alters. Eher frühen mittleren Alters. Mehr kann ich vorerst nicht über sie sagen. Ich bin keiner, der schräg gegenübersitzende Frauen im Zug taxiert, schon gar nicht mittleren, geschweige denn frühen mittleren Alters.«

Ohne inhaltlich vorauszugreifen, gestehe ich gern, dass ich das Buch nach diesen Zeilen kaum mehr aus der Hand legen konnte. Wie aus früheren Romanen gewohnt, spielt Daniel Glattauer auch in diesem Werk all sein Können aus. Starke Dialoge und Sprachwitz sind nur zwei seiner »Werkzeuge«, die er meisterlich beherrscht. Fast habe ich das Gefühl, mit seinen beiden Figuren Catrin Meyr und Eduard Brünhofer im selben Wagen zu sitzen. Und während ich sie heimlich belausche, fühle ich mit Eduard, wenn er still für sich feststellt: »Ich liebe zwar die Menschen, ich liebe sie wirklich, aber eher schriftlich und durchaus in ihrer Abwesenheit.«

Es ist auch und nicht zuletzt diese unnachahmliche Authentizität und Ehrlichkeit, die mich an meinen Zugsitz fesselte, während ich Seite für Seite verschlang und mich den Figuren immer näher fühlte. Doch während Eduard mir von Station zu Station mehr ans Herz wuchs, begann Catrin schnell, mich zu nerven. Ihre bohrende Penetranz, ihre Rücksichtslosigkeit im Bestreben, Eduards privateste Gedanken und Gefühle zu erfassen, machte sie mir zunehmend unsympathisch. Oder in Eduards Worten: »Geradeheraus. Aber in allem ein bisschen ›too much‹. Zu sehr ›mit dem Arsch ins Gesicht‹. Auf Dauer anstrengend.«

Catrin bekommt halt immer, was sie will. Zwischenzeitlich befürchtete ich gar ein Anbandeln der beiden, aller Skepsis auf Seiten Eduards zum Trotz. Immerhin war Bordeaux mit im Spiel, als die beiden die Bar des Bordrestaurants plünderten. Und nein, ich werde die uralte Frage, »ob sie sich am Ende kriegen« an dieser Stelle nicht beantworten. Sehr wohl aber möchte ich festhalten, dass das überraschende Ende für mich gar nicht so überraschend kam. Ich habe geahnt, dass mehr hinter dieser Fahrt »In einem Zug« steckt, als uns der Autor zunächst glauben lassen will.

Die detaillierte Ausgestaltung des Schlusskapitels hat mich allerdings sehr wohl überrascht. Der (Reise-)Teufel steckt eben doch im Detail. Und so ziehe ich erneut meinen Hut vor Daniel Glattauer: Habe die Ehre.

Wir sehen uns im Zug!

XOXO

Sissi

[Produktempfehlungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Alle Preisangaben ohne Gewähr. Produktverfügbarkeiten und Preise können im DACH-Raum variieren. Quelle: DuMont Buchverlag und eigenes Lesevergnügen. Artikelbild: YesPhotographers via Adobe Stock.]