Kein Wespenstich zum Bienenstich: Was tun am Kaffeetisch und bei Wespennestern im Garten?
- Wespen stehen in Deutschland und Österreich unter Naturschutz.
- Entfernung von Wespennestern sind nur in Ausnahmefällen durch Experten erlaubt.
- Verlassene Wespennester verhindern Wiederansiedlung.
Wusstest du schon? Nur zwei der insgesamt rund 630 heimischen Wespenarten interessieren sich für unsere Leckereien und lassen sich von Speisen und Getränken des Menschen anlocken: die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica). Beide zählen zur Gattung der Kurzkopfwespen (Vespula) und gehören damit zu den Echten Wespen (Vespinae).
Während einige Wespen Staaten gründen, bauen andere ihre Nester im Boden oder in kleinen Hohlräumen. Solitärwespen, die friedlichen Schwestern der »lästigen« Wespen, leben als Einzelgänger und sehen ihren schwarz-gelb gestreiften Verwandten meist überhaupt nicht ähnlich. Sehr oft wühlen Markus und ich uns durchs Internet, um sie zu bestimmen – es gibt so unglaublich viele spannende Arten!
Doch obwohl alle Wespenarten ein wichtiger Teil unseres Ökosystems sind, geraten viele Menschen in Panik, wenn sich Gemeine Wespe oder Deutsche Wespe an der Kaffeetafel im Freien über den Kuchen hermachen. Dabei würden die wenigsten von uns den Tieren ein paar süße Krümelchen missgönnen. Doch die beiden Wespenarten zeichnen sich durch eine einzigartige Hartnäckigkeit aus und stechen zu, sobald sie sich bedroht fühlen.
Bei jedem Wespenstich werden Alarmpheromone freigesetzt, die weitere Tiere anlocken und diese ebenfalls zum Stechen animieren. Das Wespengift führt bei Menschen zu vielfältigen Reaktionen – von leichten Symptomen wie Rötungen und Schwellungen über Juckreiz und Entzündungen bis hin zum anaphylaktischen Schock.
Weitere staatenbildende Wespenarten
Die anderen Arten interessieren sich nicht für den menschlichen Speiseplan und sind daher kein Problem für uns. Sie werden nur angriffslustig, wenn sie ihr Nest bedroht sehen. Beispiele für solche Arten sind die Feldwespe (Polistes dominula), die Mittlere Wespe (Dolichovespula media) und die Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica).
Die Mittlere Wespe ist übrigens ist die einzige ursprünglich hier beheimatete Wespenart, die ihre Nester freihängend in Bäumen und Sträuchern oder an Gebäuden baut. Alle übrigen Wespenarten, mit Ausnahme der invasiven und ebenfalls freinistenden Asiatischen Hornisse (Vespa velutina), suchen sich besser vor dem Regen geschützte Standorte für ihre Nester.
Was tun gegen Wespenstiche?
Stechende Kontakte kannst du gut vermeiden, indem du die Wespen vor dem Kuchengenuss mit einem überreifen Stück Obst vom Tisch weglockst. Wir halten hierfür immer ein Tellerchen bereit. Das Wichtigste aber ist: Ruhe bewahren! Wegpusten und heftige Abwehrbewegungen reizen die Tiere. Auch Parfüm oder parfümierte Pflegeprodukte können Wespen aggressiv machen. Speisen und Süßgetränke solltest du im Freien stets abdecken und nach dem Essen zügig abräumen. Mit einer Sprühflasche mit Wasser können einzelne Tiere gezielt vertrieben werden. Wichtig: Rauch vertreibt Wespen nicht!
Und wenn doch einmal eine Wespe zugestochen hat, hilft eine bereitgehaltene Zwiebel. Noch schneller wirkt ein elektrischer Stichheiler, wie beispielsweise der Insektenstichheiler Insect Calm von Terraillon. Dieser schafft sofort Linderung nach Stichen von Wespen, Bienen oder Mücken. Und das vollkommen ohne Chemie, stattdessen mit Hilfe von lokaler Wärmeeinwirkung – also sicher für die ganze Familie.
So verwendest du eine Zwiebel bei einem Wespenstich:
- Schneide eine Zwiebel in zwei Hälften und ritze die Schnittflächen mit einem Messer kreuzweise ein, um mehr Zwiebelsaft zu erhalten.
- Lege eine Zwiebelhälfte auf den Stich und drücke behutsam darauf, um den Saft freizusetzen.
- Lasse die Zwiebel einige Minuten auf der betroffenen Hautstelle, damit der Saft seine wohltuende Wirkung entfalten kann. Gegebenenfalls mit einem Küchentuch fixieren.
Warum wirkt Zwiebelsaft bei Wespenstichen?
Zwiebelsaft besitzt mehrere Eigenschaften, die bei Insektenstichen hilfreich sein können:
- Kühlung: Der Zwiebelsaft kühlt die betroffene Stelle, was den Schmerz und Juckreiz reduzieren kann.
- Desinfektion: Der Saft wirkt leicht desinfizierend und kann so das Risiko einer Infektion minimieren.
- Entzündungshemmung: Zwiebeln haben entzündungshemmende Eigenschaften, die dabei helfen können, die Schwellung zu verringern.
Was tun gegen Wespennester?
Wespen haben im Allgemeinen einen schlechten Ruf. Kein Wunder also, dass wir wenig erfreut sind, wenn wir am eigenen Balkon oder im Garten ein Wespennest finden. Corinna Hölzel, Gartenexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erklärt, warum es keinen Grund zur Panik gibt und wie du mit einem Wespennest umgehen kannst:
Hölzel: »Wespen bauen ihre faszinierenden Nester auf unterschiedliche Weise. Die Nester der harmlosen Arten sind meist grau, hängen frei und können die Größe eines Fußballs erreichen. Die Nester der Gemeinen und der Deutschen Wespe sind in der Regel unterirdisch im Boden, man sieht nur das Einflugsloch. Das sollte zum Schutz von Menschen und Wespen vor dem Betreten geschützt werden.
Für alle Wespenarten gilt, dass sie durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt sind. Denn Wespen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme. Sie bestäuben unsere Pflanzen, beseitigen Aas und ernähren sich von Insekten wie Blattläusen. Wespennester dürfen deshalb auch nur in besonderen Fällen und nur von Fachleuten entfernt werden.«
Umsiedlung in Ausnahmefällen
Hölzel: »In den allermeisten Fällen ist eine friedliche Nachbarschaft mit Wespen möglich. Wenn das tatsächlich nicht geht, können Wespennester in Ausnahmefällen umgesiedelt werden. Dazu erkundigst du dich am besten bei der Umweltbehörde oder dem Naturschutzamt in deiner Region. Experten kümmern sich dann um eine giftfreie Umsiedlung. Dazu werden umherfliegende Tiere in einen Fangkasten eingesaugt, das Nest abgeschnitten und beides zusammen in einem Nistkasten weit entfernt wieder zusammenführt, sodass die Entwicklung dort so gut wie ungestört weitergehen kann.«
So weit muss es aber nicht kommen: Wenn ein Wespennest im Wohnbereich gebaut wurde, kann eine Blende als Sichtschutz anbracht werden. Diese sollte mit etwa zehn Zentimeter Abstand unter dem Nest befestigt werden, sodass die Wespen keine menschlichen Bewegungen sehen. So fühlen sie sich nicht bedroht und bleiben ruhig. Ein altes Bettlaken oder eine Tischdecke, mit einem Haken fixiert, eignet sich dafür gut. Dabei sollte aber nicht die Flugbahn abgeschnitten werden, denn die Wespen dürfen nicht eingesperrt werden.
Gut zu wissen: Wespen besiedeln verlassenen Nester nicht erneut und bauen auch keine neuen in unmittelbarer Nähe eines alten Nestes. Daher ist es sinnvoll, verlassene Wespennester hängen zu lassen, um eine erneute Staatenbildung an derselben Stelle zu verhindern.
Nützliche Links
Sissis Resümee
In diesem Jahr lassen sich in unserem Garten und auf dem Balkon nur wenige Exemplare der Gemeinen Wespe und der Deutschen Wespe blicken. Woran das liegt, wage ich nicht zu beurteilen, habe allerdings die Vermutung, dass der komplette Umbau (oder besser: die vollständige Zerstörung) zweier benachbarter Gärten die Ursache dafür ist. Und nein, ich bin darüber nicht erfreut, denn wir beobachten heuer auch deutlich weniger Hummeln – beides Hinweise darauf, dass bei den tiefgreifenden Gartenarbeiten jede Menge wertvoller Insektennester zerstört wurden. Menschen …
Eigentlich hatte ich mich an die sommerlichen Besuche »unserer« Wespen in den vergangenen Jahren gewöhnt. Ich bin nie gestochen worden, auch Markus oder unsere Gäste nicht. Was vermutlich daran liegt, dass wir jedes Insekt zunächst einmal mit Interesse betrachten und erst dann darüber nachdenken, ob es uns in irgendeiner Hinsicht eventuell zu nahe treten könnte.
Gemeine Stechfliegen (Stomoxys calcitrans), die es in den heißen Monaten hier zuhauf gibt, und Mücken sind da schon ein ganz anderes Thema. Ohne natürliche Insektenabwehrmittel von Puressentiel käme ich nicht durch den Sommer. Aber Wespen? Nein, die bereiten uns nicht wirklich Sorgen. Wenn wir draußen etwas essen oder trinken, decken wir unsere Lebensmittel ab und stellen stets das eingangs schon erwähnte Tellerchen mit überreifem Obst an den Gartenrand. So sind etwaige Wespenbesucher beschäftigt und auch viele Schmetterlinge und andere Insekten erfreuen sich am süßen Fruchtsaft.
Wir sehen uns im Garten!
XOXO
Sissi
[Produktempfehlungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Artikelquelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V. und eigene Recherche. Artikelbild: Sonja Birkelbach; Wespennest: Stefan; Wespe auf dem Nest: Robert Marktl; alle via Adobe Stock.]