Kiebitz-Population am Grünen Band verdoppelt
- Kiebitz brütet wieder vermehrt auf BUND-Flächen am Grünen Band
- BUND schützt stark bedrohten Vogel mit vielfältigen Maßnahmen
- Auch andere bedrohte Arten kehren zurück
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verzeichnet einen bedeutenden Erfolg beim Artenschutz am Grünen Band: Über 60 Kiebitze brüten in diesem Jahr an der ehemaligen innerdeutschen Grenze in der Altmark (Sachsen-Anhalt) – dank angelegter Brutinseln, neuen Schutzzäunen und wiedervernässter Wiesen. Das sind doppelt so viele Vögel wie im Vorjahr. Auch die ersten Bruten verliefen erfolgreich. Zahlreiche junge Kiebitze sind geschlüpft und auch bei den flugfähigen Jungvögeln gab es einen starken Anstieg. Durch die hohen Niederschläge in diesem Jahr haben sich die Brut- und Lebensbedingungen zusätzlich verbessert.
»Dass dieses Jahr das Wasser auf einer großen Fläche und über mehrere Wochen in den Wiesen stand, hat sich positiv auf den Bestand und den Bruterfolg bei vielen Wiesenbrütern ausgewirkt«, sagt Dieter Leupold, BUND-Projektkoordinator Grünes Band in Sachsen-Anhalt.
»Wenn wir das Wasser großflächig in der Landschaft halten können, dann kommen auch die Vögel zurück. Durch die gezielten Maßnahmen und dank der guten Kooperation mit Landwirten, Landschaftsverbänden und Behörden vor Ort kann es also gelingen, dem massiven Artensterben zu begegnen.«
Kiebitz Vogel des Jahres 2024
Der Kiebitz (Vanellus vanellus) ist Vogel des Jahres 2024 und steht auf der Internationalen Roten Liste gefährdeter Vogelarten. Die Zahl der Kiebitze in Deutschland ist allein zwischen 1980 und 2016 um 93 Prozent zurückgegangen. Der bevorzugte Lebensraum des Kiebitzes sind Feuchtgebiete. Doch diese wurden in der Vergangenheit häufig entwässert, um sie landwirtschaftlich zu nutzen. Der Wiesenbrüter aber braucht feuchtes Grünland, um seine Nester im Gras zu verstecken und damit die Küken selbstständig nach Würmern und Insekten suchen können.
Neben dem Kiebitz kehren auch andere seltene Arten wie Bekassine, Knäk-, Schnatter- und Löffelente sowie der Moorfrosch vermehrt in die Altmark zurück. Auch dieser Erfolg zeigt, wie wichtig das Wiedervernässen für den Erhalt der Biodiversität ist.
Quervernetzung Grünes Band
Das Grüne Band – initiiert 1989 vom BUND – hat sich entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze auf 1.400 Kilometern Länge zu einer einzigartigen, länderübergreifenden Lebenslinie entwickelt.
Nun wird aus der Linie ein Netz: Im Projekt »Quervernetzung Grünes Band« legt der BUND in fünf Regionen ökologische Korridore und Trittsteine in die umgebende Landschaft an. So werden selten gewordene Habitate wie Feuchtgebiete, Moore, Trockenrasen und Bergwiesen besser miteinander vernetzt. Davon profitieren neben dem Kiebitz weitere gefährdete Arten wie Kreuzotter und Waldbirkenmaus, aber auch Orchideen und Wildbienen.
Das Projekt »Quervernetzung Grünes Band« wird im Rahmen des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Der Kiebitz-Schutz wird zudem durch das »Wiesenvogelschutzprojekt in der Landgraben-Dumme-Niederung« unterstützt, gefördert vom Land Sachsen-Anhalt durch Fördermittel vom Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums.
Nützliche Links
- BUND-Projekt: Grünes Band: Aus der Linie wird ein Netz
- BUND-Seite: Das Grüne Band: Vom Todesstreifen zur Lebenslinie
- BUND-Meldung: BUND-Erfolg für Vogel des Jahres: Zahlreiche Kiebitze am Grünen Band
Sissis Resümee
Rund 40 Jahre lang war Deutschland durch hohe Mauern und Stacheldraht geteilt (1949 bis 1989). Viele von uns sind mit wahren Horrorgeschichten aufgewachsen, die sich im Schatten der Wachtürme abspielten. Zugleich schützte der Grenzstreifen die Natur vor menschlichen Eingriffen und bot ihr Raum zur Regeneration: Der Todesstreifen entwickelte sich zum Refugium für über 1.200 seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten. Es ist schon erstaunlich, wie aus menschlicher Dummheit etwas so Großartiges entstehen konnte, oder?
Seit dem Mauerfall hat der BUND im Grünen Band eines der größten und bedeutendsten Naturschutzprojekte des Landes geschaffen. Nun wird es Zeit, dort Lücken zu schließen und Verbindungen zu weiteren Rettungsinseln zu schaffen, das Grüne Band als Nationales Naturmonument auszuweisen und als UNESCO-Weltnatur- und -kulturerbe zu sichern. Davon profitieren nicht nur der Kiebitz und seine gefiederten Verwandten, sondern auch viele weitere bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Wie wichtig kleine und große grüne Inseln für bedrohte Vogelarten wie den Kiebitz sind, habe ich erst kürzlich im BirdLife-Naturzentrum Neeracherried erlebt: Ich war dort angetreten, um ehrenamtlich Neophyten zu rupfen und das Feuchtgebiet gegen das schnelle und dichte Vegetationswachstum – hauptsächlich drohende Verlandung durch Schilf – zu schützen.
Neben dem auch in der Schweiz selten gewordenen Kiebitz konnte ich viele andere Vogelarten beobachten: Lachmöwen und ihre Jungvögel zum Beispiel, aber auch Flussseeschwalben, Zwergdommeln und Haubentaucher sowie Teichrohrsänger, allerlei Entenarten und viele, viele weitere Vögel.
Wenn du dich ebenfalls persönlich für den Kiebitz und seine fedrige Verwandtschaft einsetzen möchtest, dann schau doch mal bei BUND, NABU oder BirdLife vorbei: Sicher findest auch du Möglichkeiten für freiwilliges Engagement im Vogelschutz in deiner Region.
Wir sehen uns draußen!
XOXO
Sissi
[Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. und eigene Recherche. Artikelbild: Georg Wietschorke via BUND.]