Langjährige Naturschutzarbeit zahlt sich aus – Die Wildkatze kehrt zurück

Langjährige Naturschutzarbeit zahlt sich aus – Die Wildkatze kehrt zurück

  • Schutzarbeit für Wildkatze in elf Bundesländern.
  • Rettungsnetz umfasst schon 33 grüne Korridore.
  • Wildkatze steht für artenreiche und klimarobuste Lebensräume.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland feiert 20 Jahre Naturschutzprojekt »Rettungsnetz Wildkatze«. Die Rückkehr der Wildkatze belegt eindrucksvoll, dass sich langjährige und länderübergreifende Naturschutzarbeit auszahlt, erklärte der Verband anlässlich des Jubiläums.

Jens Klocksin, BUND-Schatzmeister: »Zwanzig Jahre nach der Gründung des Rettungsnetzes für die Wildkatze verzeichnet der BUND beeindruckende Erfolge: Mittlerweile ist er in elf Bundesländern aktiv für die Wildkatze. Er schaffte 33 grüne Korridore, pflanzte über 100.000 heimische Bäume und Sträucher und aktivierte über 2.600 Freiwillige. Diese beteiligten sich im ganzen Land an Pflanzaktionen sowie bei der Bestandserfassung der Art.

Insgesamt reichte der BUND über 7.000 Genproben ein und wies über 2.000 verschiedene Wildkatzen nach. Wir verdanken diese Erfolge vielen Menschen, die über zwei Jahrzehnte lang mit den unterschiedlichsten Akteuren zusammengearbeitet haben.«

Rettungsnetz Wildkatze

Im Jahr 2004 war wenig über die Europäische Wildkatze und ihre Lebensräume bekannt. Zu wenig Menschen wussten überhaupt von der Art. So gründeten der BUND Naturschutz in Bayern sowie die BUND-Landesverbände Hessen und Thüringen gemeinsam das »Rettungsnetz Wildkatze«.

Das Ziel war damals wie heute, die bedrohte Europäische Wildkatze zu schützen und ihren Lebensraum in Deutschland zu erhalten und zu vernetzen. Der BUND wählte die heimische Waldkatze, um den Biotopverbund voranzubringen. Die Wildkatze steht symbolisch für den Erhalt unserer Wälder und ihrer Biodiversität. Indem wir sie schützen, fördern wir gleichzeitig viele andere Arten und die Gesundheit unserer Ökosysteme.

Thomas Mölich, BUND-Wildkatzenkoordinator, erklärt die vier Naturschutz-Instrumente des Rettungsnetzes für die Wildkatze: »2004 führten wir großflächig eine Methode in die Praxis ein, um Wildkatzenbestände zu erfassen. So ist heute eine deutschlandweite Erfassung der Art und ihrer Ausbreitung möglich. Daran schließt sich die Entwicklung des 2007 vorgestellten Wildkatzenwegeplans an. Sie ist bis heute eine wichtige Grundlage für die Vernetzung von Wildkatzenwäldern.

Um Menschen von unseren Naturschutzmaßnahmen zu überzeugen, bedarf es einer intensiven Kommunikation. Ein Meilenstein war die Eröffnung des Wildkatzendorfes in Hütscheroda. Hier können Menschen die Wildkatze in ihrer natürlichen Umgebung erleben. Das Herzstück des Projektes ist die Schaffung grüner Korridore. Diese Waldstreifen verbinden die isolierten Lebensräume der Wildkatze miteinander und ermöglichen ihr sowie anderen Tierarten die zum Überleben wichtigen Wanderungen. Aktuell liegt unser Schwerpunkt in der Wiederherstellung artenreicher Waldsäume.«

So geht es weiter mit der Wildkatze

Der Einsatz für die Art lohnt sich. In den letzten Jahren häuften sich neue Nachweise der bedrohten Art. Die gute Zusammenarbeit der BUND-Landesverbände und des Bundesverbandes sowie die enge Kooperation mit zahlreichen Akteuren trägt Früchte. Doch Naturschutz ist eine langfristige Aufgabe. Mit dem Projekt »Wildkatzenwälder von morgen«, gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, ist der BUND auch künftig in der Vernetzung von Wildkatzenlebensräumen aktiv.

Jens Klocksin: »Es gilt, viele Menschen, Behörden, Flächenbesitzende und weitere Interessengruppen einzubeziehen und zu überzeugen. Das scheint uns mit der Wildkatze gut zu gelingen. Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Gemeinsam mit Menschen vor Ort sorgen wir weiterhin dafür, dass sich die Wildkatze in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet wieder ausbreiten kann.«

Bei der Feier in Thüringen sprachen auch BUND-Landesgeschäftsführer Sebastian König, Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele, Volker Wachendörfer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und Hubert Weiger, BUND-Ehrenvorsitzender.

Zum Hintergrund

Im Rettungsnetz für die Wildkatze engagieren sich elf BUND-Landesverbände sowie der Bundesverband und die BUNDjugend für den Schutz der Europäischen Wildkatze und ihrer Lebensräume. Damit decken sie das gesamte Verbreitungsgebiet der Art in Deutschland ab.

Europäische Wildkatze

Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) lebt zurückgezogen in strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern. Ursprünglich in ganz Deutschland heimisch, leben heute etwa 6.000 bis 8.000 Tiere überwiegend in Mittel- und Süddeutschland. Die Wildkatze benötigt große, zusammenhängende und strukturreiche Wälder. Sie steht dabei stellvertretend für viele andere Waldbewohner. Dort, wo sich die Wildkatze wohlfühlt, sind die Bedingungen für viele Arten wie Luchs, Bechsteinfledermaus oder Mittelspecht optimal.

Lockstock-Monitoring

Das Lockstock-Monitoring ist eine wissenschaftliche Methode, mit der Vorkommen von Wildkatzen untersucht werden, ohne die Art zu stören. Hierbei werden mit Baldrian präparierte Holzstäbe, sogenannte Lockstöcke, in den Wäldern aufgestellt. Die Wildkatzen reiben sich daran und hinterlassen Haare, die genetisch analysiert werden.

Wildkatzenwegeplan

Der Wildkatzenwegeplan zeigt neben den aktuellen Wildkatzenvorkommen in Deutschland wie diese Gebiete wieder verbunden werden können. Außerdem weist er große Waldgebiete auf, die für Wildkatzen geeignet sind.

Die grünen Korridore verbinden voneinander isolierte Lebensräume der Wildkatze. Sie bestehen aus Hecken, Baumreihen und Sträuchern. Sie helfen den scheuen Wildkatzen, sich aus der Deckung ihres Waldes herauszutrauen und entlang dieser Linien neue Gebiete zu besiedeln. Als Wanderwege für Wildkatzen und viele andere Arten unterstützen die grünen Korridore dabei, genetische Vielfalt zu sichern und das Überleben der Arten zu gewährleisten.

Wildkatzenwälder von morgen

Das sechsjährige Projekt Wildkatzenwälder von morgen wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Das Projekt setzen der BUND-Bundesverband, die BUNDjugend und die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen um.

Sissis Resümee

Ist die Europäische Wildkatze nicht ein wunderschönes kleines Raubtier? Leider habe ich seit meiner Kindheit keine Wildkatze mehr in freier Wildbahn gesehen. Die scheuen Waldkatzen hatten es schwer und haben sich, so sie in einigen Regionen überhaupt noch ansässig waren, tief in die Wälder zurückgezogen. Vielleicht haben sie uns immer noch beobachtet, gesehen habe ich sie aber auf den Waldwanderungen mit meinen Eltern seit den Achtzigerjahren nicht mehr. Ganz schön traurig, oder?

Umso schöner ist es, dass die Europäische Wildkatze nun in Deutschland wieder heimisch wird! Das hat die Wildkatze nicht nur dem Naturschutzprojekt »Rettungsnetz Wildkatze« zu verdanken, sondern auch dem Einsatz von vielen Freiwilligen, die unermüdlich Aufklärungsarbeit geleistet haben und leisten.

Hinzu kommt sicher, dass die Wildkatze uns Menschen an unsere Hauskatzen erinnert und nicht so »bedrohlich« wirkt wie Luchs, Fuchs oder Bär.

So furchtbar es auch ist, dass diese größeren Raubtiere kaum eine Chance haben, über Jahrhunderte hinweg gewachsene Vorurteile vor allem in der Landwirtschaft zu überwinden, so glücklich macht es mich auch, dass wenigstens eine Raubtierart die Möglichkeit bekommt, wieder durch unsere Wälder zu streifen. Und vielleicht profitieren die anderen Raubtiere ja ebenfalls von diesen ersten Erfolgen der Wildkatze.

Ein Anfang ist jedenfalls gemacht und ich bin dankbar für alle, die sich im Wildtierschutz engagieren.

Wir sehen uns im Wald – aber Pssst! – leise sein! Wir wollen die Wildkatze ja nicht erschrecken.

XOXO

Sissi

[Quelle: BUND und eigene Recherche. Fotos: Thomas Stephan | BUND.]