Meckern am Mittwoch

Meckern am Mittwoch

Eigentlich mag ich Menschen. Sehr sogar. Und doch gibt es Tage, an denen wäre ich gern eine Schnecke. Stunden oder auch nur Minuten, in denen ich mich in mein Schneckenhaus zurückziehen möchte. Rummmmms! Schalendeckel zu und Ruhe ist. Dräuende schwarze Wolken treiben dann über meinem Kopf – leider nicht für jeden sichtbar. Denn wenn meine lieben Mitmenschen die Sturmwolken sehen könnten, wären diese eine deutliche Warnung. Eine Warnung, dass ich kurz vor dem Explodieren stehe. Aber so, wie die Dinge laufen, besitze ich weder ein Schneckengehäuse noch bin ich von aufmerksamen Mitmenschen umgeben. Kein Wunder also, dass ich immer mehr zum Misanthropen mutiere … Shit happens!

Der junge Albert Einstein hat gesagt, dass die Dunkelheit nicht existiert. Sie sei nur das Fehlen von Licht. So ergeht es mir nicht selten mit meinen Mitmenschen. Scheinbar völlig lichtlose Gestalten. Kennst du das auch? Ganz gleich, ob online oder offline: Es gibt Freunde, Bekannte oder Verwandte, die immer dann, wenn es uns ohnehin schon schlecht geht oder wir auch nur ein bisserl genervt sind, die Dinge vom Schlechten zum Schlechteren wenden. Sie sparen nicht mit »konstruktiven« Ratschlägen und verletzender Kritik, wobei sie gar zu gern vergessen, dass sie im Glashaus sitzen und besser nicht mit Steinen werfen sollten. Offenbar sind sie nicht bereit, willens und in der Lage, mit Strategien, Lösungen oder wenigstens ein bisserl Unterstützung aufzuwarten. Machmal reichen ja schon ein kleiner Knuddler oder eine frische Tasse Tee.

Damit mir nicht irgendwann der Kopf (oder ein anderes wichtiges Körperteil) platzt, werde ich mich ab sofort immer mal wieder mittwochs im Blogzine über Menschen und Dinge auslassen, die mir auf den Keks gehen: Meckern am Mittwoch. Nicht jeden Mittwoch, aber immer dann, wenn sich etwas angesammelt hat, was einfach raus muss. Sozusagen, die »kleine RTL-II-Schwester« meines üblichen Geschreibsels. Viel Spaß!

 

Beratungsresistente Egomanin

Nehmen wir einmal eine gewisse Dame, die mich monatelang mit ihren Problemen zugeschwallt hat, wann immer wir uns begegneten. Dabei war es ihr vollkommen gleichgültig, ob ich vielleicht gerade selbst an dem einen oder anderen Problemchen kaute. Nicht, dass ich mich mit ihr darüber hätte austauschen wollen. Aber nie zu fragen, wie es anderen geht und stattdessen immer nur über sich selbst zu reden, spricht nun wirklich nicht gerade für eine gute Kinderstube, oder? Die meisten ihrer Probleme waren übrigens hausgemacht.

An eine Flucht war nie zu denken, das wäre den jeweiligen Gastgebern gegenüber sehr unhöflich gewesen. Hilfe gleich welcher Art nahm sie nicht an, weil sie nach eigenen Worten »nie Ratschläge von anderen Menschen annimmt«. Das bringe ihr nichts. Aha. Ihre Problemlösungsstrategie bestand also offenbar darin, andere vollzuquatschen. Normalerweise geht man in solchen Fällen zum Therapeuten. Der wird wenigstens dafür bezahlt und ist auf diesem Gebiet auch besser ausgebildet als du und ich. Mein beim Bayerischen Roten Kreuz absolvierter Wochenenendkurs in Krisenintervention reicht in diesem Fall nicht aus.

Als ich es eines Abends leid war, von Raum zu Raum zu pilgern, während sie mir beharrlich mit dem Glas in der Hand folgte und unbeirrt auf mich einquasselte, schlug ich ihr sehr behutsam vor, doch vielleicht die Hilfe eines Therapeuten anzunehmen. Das ist keine Schande, kein Grund, sich zu schämen! Wenn mir der Bauch schmerzt, gehe ich zum Internisten. Und wenn einem die Seele brennt, kann ein Therapeut vielleicht Abhilfe schaffen. Was dann folgte, hatte ich nicht erwartet. Ein Kübel verbalen Unrats ergoss sich über mich. Zuletzt habe ich solch eine Gossensprache am Hafen von Marseille gehört. Du warst so aufgebracht, dass mir dein Speichel ins Gesicht flog. Gut gemacht, liebe Carina*! Die Gastgeber waren nämlich so entsetzt, dass du nie wieder eingeladen wirst. Und der Rest von uns hat auch die Nase voll von dir. Endgültig.

 

Selbst ernanntes PR-Wunder

Ebenso schräg (wenn auch nicht ganz so schmerzhaft) finde ich das selbst ernannte PR-Wunder in meinem Bekanntenkreis. Die Frau weiß alles über PR und Marketing. Alles! Ernsthaft. Ohne Witz. Und sie hält nicht mit ihrem »wertvollen« Wissen hinter dem Berg. Schonungslos offen erzählt sie mir und allen anderen, die es nicht hören wollen, wie wir als Journalist, Blogger oder Fotograf den wahren Weg zum Reichtum, äh, Glück finden. Angefangen bei unserem Styling und Make-up (!!!) über die Gestaltung unserer Visitenkarten bis hin zu »ausgeklügelten« Selbstvermarktungsinszenarien.

Ist das nicht schön? Da geht einem doch das Herz auf vor Freude und Dankbarkeit! Komisch nur, Sandra*, dass du es seit Jahren nicht schaffst, deinen Job länger als sechs Monate zu behalten. Moment mal … Nennt man das nicht Probezeit? Ach ja, die bösen, bösen Chefs verkennen halt nur immer wieder deine unbestreitbare Genialität! Zu schade, dass das Leben so ungerecht und gemein zu dir ist. Aber sicher liegt das nur daran, dass du schon über 30 bist. Noch nie in eine Kleidergröße 34 gepasst hast. Und nicht blond bist. Genau, daran wird es liegen, Sandra!

Traurige Anekdote am Rande: Unlängst habe ich erfahren, dass du im Gespräch für eine größere Kooperation warst. Dann hat eine Agentur die andere vor dir gewarnt: Blöderweise wurde dein Name verwechselt. Du warst gar nicht gemeint. Dein Name scheint in gewissen Kreisen durch dein ach so kompetentes Verhalten verbrannte Erde zu sein. Als ich das hörte, musste ich erst einmal schlucken. Sicher, du gehst uns auf die Nerven. Aber das hast du nicht verdient. Oder doch?

 

Insta-Bitch

Insta-Bitches gibt es in allen Größen, Formen und Farben. Und nein, damit meine ich nicht etwa die Hautfarben (die interessieren mich bei Menschen ebensowenig wie ihre sexuelle Orientierung oder ihre Religion), sondern die Farben der verwendeten Filter. Ernsthaft: Gibt es eigentlich noch echte Menschen auf Instagram? Ungefiltert? Ohne → Botoxbehandlung, Augenlidstraffung, aufgespritzte Lippen, Brust-Booster und sonstige Eingriffe? So langsam kommen mir Zweifel. Überhaupt geht mir dieser Selbstdarstellungswahnsinn in den sozialen Netzwerken gewaltig auf den Zeiger. Verlieren wir auf der Jagd nach dem perfekten Aussehen nicht so langsam jedes Bewusstsein für Moral? Wer ist sich heutzutage noch seiner selbst bewusst? Seiner ureigenen, unverwechselbaren Persönlichkeit? Seinem Sein – und nicht seinem Sein-Wollen?

 

Follower um jeden Preis?

Auf die Spitze getrieben hat das jetzt eine junge Frau, der ich lange Zeit recht gern auf Instagram gefolgt bin. Mal gab es ein nettes Buidl von ihr und ihren Freundinnen, mal einen charmanten Schnappschuss von ihr und ihrem Hund. Doch vor ein paar Wochen hat sich schleichend eine beunruhigende Wandlung in ihrem Profil vollzogen. An ihrem Aussehen ist nichts mehr echt. Gar nichts! Die Augenbrauen sind gemacht. Ebenso Lippen und Nase. Von ihrem Busen will ich gar nicht erst reden. Titten, Titten, Titten! Immer perfekt ausgeleuchtet, immer in schwarzen Dessous, immer aufreizend nackt.

Logisch, dass ihre Follower-Zahlen anstiegen. Und steigen. Und steigen. Und steigen. Denn inzwischen präsentiert sich die junge Dame quasi nackt. Muss das sein? Follower um jeden Preis? Ich finde das ekelhaft. Nicht die Nacktheit an sich. Die ist natürlich und etwas Schönes. In jungen Jahren habe ich an der Dortmunder Opernbühne eine Zeitlang als Aktstatistin gearbeitet. Klar, damals gab es noch kein Instagram. Aber selbst wenn, hätte ich ganz gewiss nicht vor oder nach der Aufführung ein Nackt-Selfie von mir in den Kulissen gemacht. Undenkbar! Meine Eltern wären vermutlich tot umgefallen. In der Schule musste ich mir sowieso schon so einiges anhören … Heute aber scheint im Instaland nackte Haut normal zu sein. Quasi ein Pflichtprogramm für alle, die »etwas werden wollen«. Fragt sich nur, was das sein soll.

Ich mache da nicht mit, liebe Tamara*, und habe heute dein Profil blockiert. Solche Bilder muss ich mir nicht ansehen. Und will es auch gar nicht. Nie wieder.

 

Sissis Resümee

Ich könnte hier noch ewig meckern: Über die Münchner Verkehrsgesellschaft, die sich gestern weder vor noch nach dem Spiel FC Bayern gegen Besiktas mit Ruhm bekleckert hat. Ebenso wie über den MVG-Mitarbeiter, der am Marienplatz ein paar Sprüche abgelassen hat, die alles andere als in Ordnung waren. Oder über Menschen, die ihre Vierbeiner zwingen, sie auf Messen zu begleiten. Aber das muss warten. Du musst jedoch nicht traurig sein – das nächste Meckern am Mittwoch kommt bestimmt!

Ach ja: Und wenn du denkst, dass ich ausschließlich Menschen mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung kenne, dann irrst du dich. Zum Glück! Nach den obigen Beispielen mag das komisch klingen, aber ich empfinde mein Sozialleben durchaus als harmonisch. Allerdings treffe ich auf Veranstaltungen und Parties immer mal wieder auf Menschen, die ein bisschen seltsam sind. So ist das Leben – bunt und unberechenbar!

Wer oder was hat dich in der letzten Zeit aufgeregt? Ich freue mich wie immer über deinen Kommentar!

XOXO

Sissi

[Artikelbild: Brooke Lark. *Namen von der Redaktion geändert.]