Wie Vögel lieben
Noch ist es wintergrau und kalt, aber vor allem in den Morgenstunden ist jetzt wieder vermehrt Vogelgesang zu hören. Herzallerliebst und wunderschön, ich genieße das sehr. So kommt mensch doch gleich viel leichter aus dem Bett, oder? Viele Vögel haben bereits Frühlingsgefühle und sind auf der Suche nach einer Partnerin. Zum Valentinstag am 14. Februar gibt der NABU einen Einblick in die Flirtgewohnheiten einiger Vogelarten.
Es sind vor allem Kohl- und Blaumeisen, die zurzeit ihren Gesang ertönen lassen – und zwar insbesondere die Männchen. »Wie bei den meisten Vögeln herrscht bei ihnen Damenwahl«, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. »Mit ihren Gesängen stecken die Männchen ihr Revier ab und locken Weibchen an.« Beste Chancen haben Sänger, die besonders variantenreich singen. Auch das Outfit sollte stimmen: Gutes Aussehen kommt bei Vogeldamen an. »Vögel, die möglichst gesund wirken, also ein glänzendes, farbenprächtiges Gefieder haben, werden bevorzugt, da sie einen guten Bruterfolg versprechen.«
Ein Fisch für die Liebe
Im Spätwinter beginnt auch die Brutzeit der Waldkäuze. Durch »kollernde« Rufe weisen verliebte Käuze der Dame ihres Herzens den Weg zu geeigneten Bruthöhlen. Bei der Balzfütterung präsentieren sie ihre Jagdkünste. Stimmen Qualität und Menge der Beute und sagt der Waldkauzdame der Brutplatz zu, entscheidet sie sich für eine meist lebenslange, treue Paarbeziehung. Auch Eisvögel bitten in Sachen Liebe zu Tisch. »Sie bringen ihrer Liebsten häufig einen kleinen Fisch. Nimmt sie das Geschenk an, sagt sie damit auch zu ihm ›Ja‹«, erzählt Miller.
Eisvogelpaar
Monogamie und Vielweiberei
Viele Vogelpaare sind sich treu – wenigstens für eine Brutsaison lang. So auch der Vogel des Jahres, der Wiedehopf. Neben seinem typischen Balzruf »upupup« beeindruckt er mit seiner aufgestellten orangefarbenen Federhaube. Ist das Weibchen aufmerksam auf ihn geworden, bietet er ihr Leckereien wie beispielsweise Raupen an. Darauf folgen lange Verfolgungsflüge. Schlüpft die so Umworbene anschließend in eine angebotene Bruthöhle, ist der Bund für die Brutsaison besiegelt.
Beim Star ist die Liebe eine recht komplexe »Beziehungskiste«. Einige Stare sind monogam, andere haben mehrere Vogeldamen gleichzeitig. Da Stare oft zwei Mal im Jahr brüten, nutzen viele die Gelegenheit, nach der ersten Brut den Partner zu wechseln. Miller: »Das kommt häufig vor, wenn die erste Brut nicht erfolgreich war. Spät geborene Jungvögel stammen vor allem aus solchen Verbindungen.« Nach der Paarung bleibt das Männchen dicht beim Weibchen, damit sie nicht mit einem Konkurrenten fremdgeht.
Auch queere Liebe und Regenbogenfamilien sind in der Vogelwelt nicht ungewöhnlich. »Es kommt vor, dass sich gleichgeschlechtliche Vögel zusammentun, um den Nachwuchs gemeinsam aufzuziehen«, so Miller, »Beobachtet wurde das schon bei Raubseeschwalben und Sturmtauchern.« Ich selbst kenne ein schwules Pfauenpaar in München und konnte auch unter Enten schon oft verliebte »Männer-WGs« beobachten. Wenig überraschend, denn laut Studien lieben bis zu 20 Prozent der männlichen Stockenten zumindest zeitweise gleichgeschlechtlich.
Doch nicht immer klappt es mit der Liebe für immer. Auch unter Vögeln kommt es manchmal zur Scheidung. Treffen verpaarte Zugvögel im Frühling zu unterschiedlichen Zeiten im Brutgebiet ein, kann es sein, dass der Erstankommende bereits mit einem neuen Schwarm turtelt, bevor sein langjähriger Partner zurück ist. Gelegenheit macht eben Liebe!
Balzendes Starenpaar
Sissis Resümee
Kohl- und Blaumeisen sowie Spatzen machen sich in unserem Gartenumschwung leider rar. Zu groß ist die Zahl der Elstern und Krähen – und nicht zuletzt auch der Rotmilane, die sich in unserem »Fluggebiet« tummeln. An manchen Tagen zählen wir über 70 der majestätischen Greifvögel am Himmel. Seit Kurzem mischen sich außerdem Falken unter die Vogelschar. Kein Wunder also, dass sich die kleinen gefiederten Freunde lieber an die mächtigen schützenden Hecken der umliegenden Bauernhöfe halten.
Zu meiner Freude gibt es gegenüber von unserer Terrasse aber Schwalbenkästen, die eifrig genutzt werden. Auch Amseln lassen sich ab und zu blicken, sodass ich auf ein Brutpaar im Frühling hoffe. Damit die Vögel in eine erfolgreiche Balz- und Brutsaison starten können, gestalte ich Garten und Balkon so vogelfreundlich wie möglich. Heimische früchtetragende Gehölze, Stauden und alte Bäume sowie der Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger sorgen dafür, dass Vögel Brutplätze und Nahrung finden. Viele weitere wertvolle → Tipps für einen vogelfreundlichen Garten findest du beim NABU.
Ans Herz legen möchte ich dir auch den Ratgeber → »So locke ich Vögel in meinen Garten«, der im Dorling Kindersley Verlag erschienen ist. Vielleicht hast du ja in diesem Jahr Lust, am Valentinstag mit deinem Schatz ein Vogelparadies zu gestalten? Das wäre mal etwas anderes und macht garantiert mehr Spaß als die üblichen Blumen und Pralinen oder ein Dinner im Restaurant.
XOXO
Sissi
[Quelle: → NABU und eigene Zwitscherfreuden. Bildquellen: Waldkäuze: NABU/CEWE/Klaus Walther, Eisvögel: NABU/CEWE/Josef Graf, Stare: NABU/CEWE/Lutz Klapp.]