Ohne Bienen stirbt die Natur
Am kommenden Mittwoch ist der dritte Weltbienentag. Eingeführt im Jahr 2018, soll er auf die wichtige Bedeutung der Blüten besuchenden Insekten hinweisen. Denn Wild- und Honigbienen bestäuben Wild- und Kulturpflanzen und sichern dadurch nicht nur einen Großteil unserer Nahrungsmittel, sondern erhalten als wichtiger Teil des Ökosystems auch die Naturvielfalt und sind ein wichtiger Umweltindikator. Die Lebensbedingungen für Bienen, Hummeln und Co. haben sich jedoch in den letzten Jahrzehnten verschlechtert. So haben Honigbienen häufiger mit hohen Überwinterungsverlusten zu kämpfen und von den 560 in Deutschland registrierten Wildbienenarten stehen rund die Hälfte auf der Liste der gefährdeten Arten. Nach dem Prinzip des Gebens und Nehmens bedeutet das: Wenn Bienen auch weiterhin die wichtigen Bestäubungsdienste erfüllen sollen, so muss der Mensch ihnen helfen. Und damit ist jeder Einzelne von uns gefragt.
Olaf Lück, Geschäftsführer des Deutschen Imkerbundes (D.I.B.), sagt: »Gern hätten wir durch vielfältige Aktionen bundesweit auch in diesem Jahr den Weltbienentag genutzt, um uns als Imker für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Bienen einzusetzen. Die Corona-Pandemie macht das leider unmöglich. Die besondere Situation bietet aber auch Chancen, denn viele Menschen verbringen jetzt viel Zeit zu Hause in ihren Gärten oder auf ihren Terrassen und Balkonen. Und genau dort kann jeder Einzelne Bienen am besten unterstützen.«
So kannst auch du Bienen helfen
Dazu musst du kein Imker sein. Helfen können schon ein kritischer Blick und die Frage: Ist mein Garten, ist mein Balkon bienenfreundlich gestaltet?
»Bienen, insbesondere Wildbienen, finden immer weniger Lebensräume und es fehlt Blütenbesuchern an vielfältiger pollen- und nektarreicher Nahrung. Das muss sich schnellstens ändern«, so Lück.
Denn immer wieder verwandeln sich Gärten in aufgeräumte, triste Steinwüsten, in welchen Insekten weder Nistmöglichkeiten noch Futter finden. Das ist weder ökologisch, noch sind solche Gärten pflegeleichter. Mit wenig Aufwand kannst du viel im Sinne der Bienen bewirken. So ist ein durchgängiges Blütenangebot vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst wichtig. Pflanzen, die besonders bienenfreundlich sind, findest du zum Beispiel im Pflanzenlexikon des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL), das gerade im Zuge der Aktion → »Bienen füttern«, die der D.I.B. als Akteur unterstützt, neu erschienen ist. Der D.I.B. informiert auf seiner → Website unter der Rubrik »Bienen und Bestäubungsleistung« ebenfalls mit zahlreichen Links über bienenfreundliche Pflanzen und Saatgutmischungen.
Weitere Tipps sind eine artenreiche Blumen- oder Kräuterwiese, die Lebensraum für viele Insekten ist und dem Gartenbesitzer das lästige Rasenmähen erspart. Ein- und mehrjähriges, heimisches, regionales Saatgut wird dafür mittlerweile von vielen Saatgutherstellern angeboten. Weitere Möglichkeiten sind die Anlage blühender Hecken als Grundstückbegrenzung, die Schaffung von Nistmöglichkeiten für Wildbienen und eine Bienentränke sollte ebenfalls nicht fehlen. Und ganz besonders wichtig: Keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel anwenden, denn diese gefährden Insekten.
»Gärten, Balkone und Terrassen, die nach diesen Regeln gestaltet sind, werden nicht nur den Insekten gefallen, sondern auch ein Blickfang und ein besonderer Erholungsort für uns Menschen sein«, sagt Lück. »Außerdem kann jeder unseren Honigbienen helfen, indem er regionalen Honig mit wertvollen Inhaltsstoffen beim Imker kauft und damit die Bestäubungsleistung vor Ort sichert. Diese kann man nämlich im Gegensatz zum Honig nicht importieren.«
Kommunen stehen ebenfalls in der Pflicht
Aber nicht nur Privatpersonen, sondern auch Kommunen stehen in der Verantwortung. Die stetig wachsende Flächenversiegelung und die daraus resultierende Pflanzenarmut führen nicht nur zu Problemen für Blütenbesucher, sondern auch zur Reduzierung des Wasserrückhaltevermögens, zur Verringerung der Sauerstoffproduktion und CO2-Bindung, fehlender Kühlung im Sommer und vielem anderen mehr.
Auch hier gibt es Beispiele, die zeigen, dass es anders geht. Immer mehr Städte und Gemeinden gestalten beispielsweise freie Flächen, Verkehrsinseln und Straßenränder mit Blühmischungen, verbieten die sogenannten Schottergärten oder integrieren Dach- und Fassadenbegrünungen in Bebauungsvorschriften für Neubaugebiete.
Lück ist überzeugt: »Die wichtigsten Ansprechpartner für den D.I.B. werden zukünftig trotzdem die Politik und die Landwirtschaft bleiben, wenn es um die Verbesserung der Nahrungs- und Lebensbedingungen von Bienen geht. Denn die Monotonie des Angebotes an Kulturpflanzen und der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln im ländlichen Raum darf nicht dazu führen, dass Honigbienen vermehrt in Stadtgebieten gehalten werden und eine flächendeckende Bestäubung gefährdet ist.« Konkrete Forderungen und Vorschläge dazu formuliert der Verband in seinen Positionspapieren zur Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik seit Jahren und arbeitet in entsprechenden Gremien mit.
Das sagt der Alpenlümmel
Obwohl unser Garten winzig klein ist, haben wir von Anfang an viel Wert darauf gelegt, ihn so bienenfreundlich wie möglich zu gestalten. Das fängt bei einem reichen Blütenangebot von Wildkräutern und Co. an, geht mit gut angenommenen Nisthilfen für unterschiedliche Wildbienenarten weiter und hört bei selbst gebauten Bienentränken wie Sissis Bienenigel noch lange nicht auf. Neben den oben schon genannten Quellen ist bei unserem Engagement das Portal → »Deutschland summt!« der Stiftung für Mensch und Umwelt eine wertvolle Hilfe. Nicht zuletzt informieren erfreulicherweise auch immer mehr Gärtnereien darüber, wie bienenfreundlich die von ihnen angebotenen Pflanzen sind.
Unser Lesetipp zum Thema: → »Wilde Kübel – unkompliziert, naturnah, insektenfreundlich« von Simone Kern.
Noch ein Hinweis zum Schluss: Habe bitte keine Angst vor Bienenstichen! In all der Zeit, in der wir uns für Bienen engagieren, sind wir trotz zunehmender Wildbienenpopulation im Garten noch nie gestochen worden. Bienen sind friedlich, solange du nicht nach ihnen schlägst und ihnen dabei unmittelbar gefährlich wirst. Überdies kann eigentlich nur der Stachel der Honigbiene die menschliche Haut durchdringen, die Stacheln der meisten Wildbienen jedoch nicht.
XOXO
Markus
[Quelle: → Deutscher Imkerbund und eigene Recherche. Artikelbild: Kai Wenzel.]