Paddelabenteuer auf dem Doubs | Bild: Switzerland Tourism/swiss-image.ch/Markus Buehler-Rasom

Paddelabenteuer auf dem Doubs

Ein Abenteuertrip ohne Wasserspaß ist für mich kein Urlaub. Und so war klar, dass wir mit den Wilden Weibern auch in diesem Jahr wieder Kanu fahren wollen. Nur wo? Die Schweiz ist ein Land voller herrlicher Gewässer und das reinste Süßwasserparadies – da fällt die Entscheidung schwer! Unser Chalet stand mitten im Drei-Seen-Land, also wäre es nur logisch gewesen, auf dem Bieler-, Murten- oder Neuenburgersee zu paddeln. Doch wo bleibt schon die Logik, wenn mir Flusspaddeln besser gefällt als Seepaddeln? Und so entschieden wir uns für ein Paddelabenteuer auf dem Doubs.

Gesagt, getan! Nach einigem Stöbern im Internet stießen wir auf den Anbieter Flot Nature, der uns mit seinen Bildern auf Instagram überzeugen konnte. Dahinter steckt Marcel Binggeli, seines Zeichens Kanuguide und diplomierter Gästebetreuer. Wir nahmen Kontakt auf und buchten die rund 15 Kilometer lange Kanutour von Goumois nach Soubey. Kostenpunkt: CHF 60,00 pro Person, was für die Schweiz angemessen ist.

Ursprünglich wollten wir uns um 9:30 Uhr in Goumois unter der Brücke treffen. Kurz vor unserer Reise wurde dann umdisponiert, der neue Treffpunkt war um 9:45 Uhr in Soubey. Für uns war das perfekt, denn so konnten wir den Wagen vor Ort stehen lassen und mussten uns nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie wir wieder zurück zum Auto gelangen. Gute Planung ist eben alles!

Blick auf den Doubs bei Soubey
Blick auf den Doubs bei Soubey | Bild: Anna

Kartenlesen ist eine Kunst

Wir trafen pünktlich ein, fanden sofort einen kostenlosen Parkplatz am Ufer und hatten sogar noch genug Zeit, um im Hôtel & Restaurant du Cerf direkt am Fluss einen Tisch für den Nachmittag zu reservieren. Und dann konnte es auch schon losgehen! Ohne große Worte komplimentierte einer der Mitarbeiter von Marcel alle Paddler in den Shuttle Bus und fuhr uns über romantische Bergstraßen nach Goumois.

Bei unserer Ankunft lagen die Kanus schon bereit: flache und schnittige Dinger – ideal für das an dieser Stelle breite Flussbett des Doubs mit seiner geringen Wassertiefe. Auch die Schwimmwesten und Stechpaddel machten einen soliden Eindruck. Zum Service gehörte überdies eine Kanutonne pro Paddelteam, in der wir flugs unsere Sachen verstauten. So weit, so gut. Doch dann gab es ein gewisses Kuddelmuddel:

Der Mitarbeiter, dessen Namen ich vergessen habe, rief die Paddler zusammen, wedelte mit einem bunten Blatt in einer Klarsichthülle und sprach von diversen Stromschnellen sowie zwei kleinen Wasserfällen. Aha. Die Stromschnellen sollten wir einfach mit Tempo durchfahren. Kein Ding, dachte ich mir, das kann auch nicht schwerer sein, als im Bodensee bei Wind von Kreuzlingen nach Konstanz zu paddeln. Und die Wasserfälle? Nun, die seien klein und mit Vorsicht leicht zu überwinden. Vorsichtshalber sollten wir aber beim ersten besser aussteigen, die Kanus hinunterschubsen und wieder einsteigen.

Blöd an der Geschichte waren nur zwei Dinge: 1. konnten einige von uns seine Karte gar nicht sehen. Die Sonne blendete auf das schräg gehaltene Blatt. Und 2. sprach unser »Einweiser« davon, dass wir uns an der und der Stelle scharf rechts halten sollten und »nicht wie die Franzosen kreuzen« sollten. So haben zumindest Perdita und ich es verstanden. Das führte zu einem unterhaltsamen Zwischenfall, aber dazu später mehr.

Janne und Geli machen sich auf den Weg
Janne und Geli machen sich auf den Weg | Bild: Anna

Paddelspaß mit Stolperstart

Nach einer kurzen Abstimmung unserer Pfeif- und Handsignale wollten wir unsere Kanus zu Wasser lassen. Janne und Geli in einem Kanu, Anna, Perdita und ich im anderen. Zu dritt, weil Perdita Paddelanfängerin war. Plötzlich aber hieß es, wir sollten unsere Rucksäcke aus den Kanus nehmen (sinnvoll!) und ins Auto packen, wir würden sie dann in Soubey am Ufer finden. Wie bitte? Klar doch, ich stelle meine Wertsachen und Papiere doch immer gern irgendwo zum Mitnehmen ans Ufer. Also hieß es: umpacken.

Dann aber ging es endlich los! Mit fröhlichen Gesichtern starteten Janne und Geli ihre Tour und waren schon bald außer Sicht. Auch wir kletterten aufgeregt in unser Kanu, paddelten los und saßen, wohl durch die vorherige Hektik des Umpackens und noch nicht aufeinander abgestimmt, nach wenigen Metern am Ufer fest. Ich fand das durchaus witzig, immerhin war mir so etwas zum ersten Mal passiert. Natürlich blieb uns nichts anderes übrig, als das Kanu zu verlassen und uns in den kühlen Fluten des Doubs zu erfrischen.

Ein willkommenes Bad bei der herrschenden Hitze! Lächelnd schob ich das Kanu anschließend wieder »auf Kurs«, dann hielten Anna und ich es fest, damit Perdita als erste einsteigen konnte. Nun sollte Anna folgen, wusste aber nicht, wie. Kein Wunder, das Wasser war an der Stelle knapp hüfthoch und wenn man so etwas noch nie gemacht hat, ist das gar nicht so einfach!

Also machte ich es ihr vor und saß in Sekundenschnelle wieder an meinem Platz als Steuerfrau. Gelernt ist halt gelernt. Lieben Dank an dieser Stelle an meine Ausbilder vom Paddel-Club Kreuzlingen! Anna bemühte sich tapfer, gelangte aber einfach nicht wieder ins Kanu. Ihre Versuche kosteten Kraft. Viel Kraft. Daher beschloss sie, zurück zum Ufer zu waten, sich ein Solokanu zu organisieren und allein durchzustarten.

Anna allein auf dem Doubs
Anna allein auf dem Doubs | Bild: Anna

An die Paddel, fertig – Abenteuer!

Perdita und ich paddelten los und entdeckten kurz darauf Janne und Geli in einer Ausbuchtung, die auf den Rest unserer Truppe warteten. Leider waren wir da schon fast an ihnen vorüber. Wir brauchten eine Weile, bis wir einen geeigneten »Parkplatz« fanden, waren aber immerhin noch in Sichtweite der beiden anderen. Dann warteten wir auf Anna. Und warteten. In der Zwischenzeit lauschte ich dem Flüstern des Flusses und beobachtete die heimische Vogelwelt. Libellen umtanzten unser Kanu und versüßten mir die Wartezeit.

Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte Anna endlich auf – mit einem breiten Grinsen im Gesicht paddelte sie entspannt auf uns zu und setzte sich lässig an die Spitze unserer kleinen Paddelgruppe. Von nun an ging es zügig vorwärts. Mal schneller, mal langsamer bewegten wir unsere Paddel und gaben uns dem Rhythmus des Flusses hin. Die ersten Stromschnellen passierten wir mühelos. Wobei ich denke, dass Perdita noch heute mein »Paddel! Paddel! Paddel!« in den Ohren gellt. Kicher …

Nach dieser kleinen Herausforderung zeigte sich der Doubs überwiegend von seiner sanften Seite und so hatten wir ausreichend Muße, die herrliche Landschaft um uns herum zu genießen. Natur pur! Tief tauchte meine Seele ein in eine Welt aus unberührtem Grün, wo nur das Plätschern des Wassers und der Gesang der Vögel zu hören war. Hinter jeder Biegung des Flusses warteten neue Entdeckungen auf uns – ein unvergessliches Abenteuer!

Auf Entspannung folgt Action

Perdita und ich fanden einen guten Rhythmus. Zwar vergaß sie zwischendurch immer mal wieder, dass ich als Steuerfrau die Kommandos geben sollte und gab selbst welche, aber das tat unserer guten Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil: Ich war und bin stolz darauf, wie gut sie ihren ersten – und hoffentlich nicht letzten – Paddelausflug gemeistert hat. Immerhin war die Kanutour stolze 15 Kilometer lang.

Doch genug des Lobes und der entspannten Stimmung! Das Leben ist wie ein reißender Fluss und da dachte sich der Doubs wohl, er müsse sich angemessen »flussgerecht« verhalten. Immer wieder paddelten wir über Untiefen hinweg, in denen sich große Felsbrocken versteckten. Überhaupt mussten wir sehr darauf achten, nicht auf im Wasser lauernde Felsen aufzulaufen, während wir den deutlich sichtbaren auswichen. Zwei, drei Mal drohten wir zu kentern, was ich aber zum Glück jedes Mal durch eine Verlagerung meines Körpers verhindern konnte. Mein European Paddle Pass (EPP) hat sich wirklich gelohnt.

Janne und Geli hatten nicht so viel Glück. Während Perdita und ich gut gelaunt über den Doubs paddelten, hatten wir die anderen längst aus den Augen verloren. Bei all den Mäandern des Flusses keine Überraschung. Irgendwann begannen wir, uns Sorgen zu machen. Wir beschlossen, an der nächsten Bucht anzulanden und auf die anderen zu warten. Bereits nach kurzer Zeit kam Anna in Sicht. Gut gelaunt tauschten wir unsere Entdeckungen und Erfahrungen aus und stillten unseren Durst.

Warten auf Janne und Geli
Warten auf Janne und Geli | Bild: Anna

Gekentert!

Als Janne und Geli schließlich auch auf die Bucht zupaddelten, zeigten sie trübe Gesichter. Was war passiert? Ein Angriff des Roi du Doubs aka Rhone-Streber (Zingel asper)? Hatten die im Doubs endemisch vorkommenden Zebraforellen mit den typischen dunklen Querbändern ein Loch in ihr Kanu geknabbert? Oder war ihnen womöglich ein Flussungeheuer begegnet? Weit gefehlt. Sie waren schlicht und ergreifend gekentert.

Keiner weiß, wie es passiert ist. Aber es ist passiert. Janne und Geli sind beide im Wasser gelandet. Und mit ihnen auch Jannes Jacke sowie Gelis Handy samt allen Papieren und ihre Wasserflasche. Nicht lustig. Zum Glück ist nicht mehr passiert. Die verlorenen Gegenstände lassen sich ersetzen und Anna konnte später am Tag sogar die munter an uns vorbei schwimmende Wasserflasche einfangen.

Der Doubs ist eine eher sanfte Süßwasserperle

Wenn du jetzt denkst, der Doubs sei auf der Strecke Soubey  ⇔  Goumois wild und unberechenbar, dann kann ich dich beruhigen: Die Halbtagestour steckt zwar voller Überraschungen, gefährlich ist sie aber nicht. Das zeigt auch die vom Jura Tourisme kostenlos zum Download zur Verfügung gestellte Karte mit praktischen Informationen zum Kanufahren auf dem Doubs.

Der Karte zufolge hat der Doubs auf der von uns gepaddelten Strecke den Schwierigkeitsgrad I bis II, was einfachen bis mäßig schwierigen Durchfahrten entspricht. Diese Einstufung wurde gemäß der Wildwasserklassifizierung der International Canoe Federation vorgenommen.

Weiter östlich von unserer Einstiegsstelle, Richtung Tariche, gibt es sehr hübsche Stromschnellen mit dem Schwierigkeitsgrad IV, die du allerdings bei Bedarf durch Aussetzen und Umtragen umgehen kannst.

Exkurs: Schwierigkeitsgrade beim Paddeln

  • Grad I bis II: entspricht einfachen bis mäßig schwierigen Strecken.
  • Grad III: entspricht schwierigen Strecken.
  • Grad IV bis VI : entspricht sehr schwierigen und äußerst schwierigen Strecken sowie Strecken an der Grenze der Befahrbarkeit. Letztere sind nur für überaus erfahrene Kanuten geeignet.

Extratipp: Auch in der Schweiz sind Schwimmwesten beim Paddeln obligatorisch. Das Tragen eines Helmes, unerlässlich ab Schwierigkeitsgrad III, wird bereits ab Grad II empfohlen. Soll heißen: Auch auf dem Doubs solltest du besser einen Helm tragen, vor allem, wenn du noch relativ wenig Erfahrung beim Paddeln hast.

Wächst der noch oder ist das schon ein Wasserfall?
Wächst der noch oder ist das schon ein Wasserfall? | Bild: Anna

Blaue Flecken …

Nach einer kurzen Erholungspause paddelten wir zu fünft weiter und gelangten schnell an den ersten Wasserfall nahe der Moulin Jeannotat. Bei höherem Pegelstand hätten wir ihn vermutlich gemütlich überfahren können. So aber folgten wir brav den Empfehlungen unseres »Einweisers«, steuerten die angekündigte Ausstiegstelle an und schubsten unsere Kanus den kleinen Wasserfall hinunter.

Bei Anna klappte das tadellos, Perdita und ich mussten uns schon ein bisschen mehr anstrengen. Dann wateten wir durch durch das sumpfgasig müffelnde Uferwasser an Land (O-Ton Anna: »Geschlonze im Wasser!«) und kletterten ein paar Stufen hoch zur Badebucht auf der anderen Seite. Dort war das Wasser wieder klar und sauber. Entspannt sammelten wir unsere Kanus ein und warteten auf Janne und Geli.

Ungewohnt antriebslos gaben die beiden ihrem Kanu einen Schubs. Das blieb prompt stecken. Guter Rat war teuer: Was nun? Während die beiden von oben versuchten, das Kanu wieder flott zu machen, ohne den Wasserfall hinunter zu purzeln, bemühten wir uns von unten, das Gefährt zu packen. Nach ein paar Minuten gab es einen Ruck und das Kanu war frei. Mehr oder weniger.

Irgendwo hing es noch. Daher watete ich ins Wasser und versuchte, an das Kanu heranzukommen. Fehlanzeige! Tiefer und tiefer watete ich ins Wasser und dachte schon, ich müsse schwimmen. Das dachte der Doubs wohl auch, denn plötzlich rutschte der steinige Flussgrund unter mir weg, das Kanu prallte auf meinen Körper, es machte »Platsch!« und ich stand wadentief im Gesteinsschotter.

Autsch! Und: Brrr, ganz schön frisch! Glücklicherweise ist mein Sprunggelenk heil davongekommen. Dafür habe ich jetzt, acht Tage nach dem Vorfall, mehr Prellungen und blaue Flecken am Körper, als eine Frau meines Alters für gewöhnlich haben sollte. Blau-bunte Souvenirs, die mich noch lange an diesen Tag erinnern werden.

Blick auf die andere Seite des Doubs
Blick auf die andere Seite des Doubs | Bild: Anna

Flussparadies

Die Moulin Jeannotat liegt ungefähr auf der Hälfte der Strecke Soubey  ⇔  Goumois. Durch unsere kleinen Eskapaden hatten wir Zeit verloren und so hatte niemand so recht Lust, in der Badebucht zu verweilen. Schließlich sollten wir gegen 17:00 Uhr wieder in Goumois sein. Ich war schon geschwommen, wenn auch unfreiwillig, und daher war auch ich damit einverstanden, unsere Fahrt fortzusetzen.

Die nächsten Streckenabschnitte verliefen relativ ereignislos. Ein paar Felsen hier, ein paar winzige Stromschnellen dort. Um uns herum eine eine spektakuläre Landschaft mit einzigartiger Flora und Fauna. Insbesondere die vielen verschiedenen Libellenarten haben es mir sehr angetan. Im klaren Wasser bestaunte ich immer wieder den Fischreichtum des Doubs: Unter anderem bekam ich Barsche, Zebraforellen (Salmo rhodanensis) und ein Mal sogar zwei Äschen zu Gesicht – traumhaft schön!

Gefangen im Wasserfall

Dann wurde es spannend. Schon von Weitem hörten wir das typische Rauschen. Wir näherten uns der Moulin du Plain und damit dem zweiten Wasserfall auf der Strecke. Kein Ding, oder? Tja … Perdita und ich erhöhten die Schlagzahl unserer Paddel, nahmen Fahrt auf und – blieben mitten im Wasserfall stecken!

Wir ruckelten und zuckelten mit unseren Hintern, doch nichts tat sich. Ich musste so sehr lachen, dass am Ufer erschreckt einige Enten aufflogen. Perdita nahm die Nummer mit der ihr eigenen Gelassenheit. Spontan überlegte ich, mich vom hinteren Sitz auf den mittleren zu setzen, verwarf den Gedanken aber sofort wieder, weil ich Angst hatte, dass durch die so in Gang gesetzte Hebelwirkung zwar das Kanu befreit, aber vielleicht auch Perditas Kopf in Mitleidenschaft gezogen worden wäre.

In dem Moment sagte Perdita zu mir: »Du musst dich umsetzen, Sissi.« Pragmatisch wie immer, die Gute. Letztendlich blieb uns nichts anderes übrig. Du kannst nicht gleich die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) rufen, nur weil du in einem kleinen Wasserfall steckst! Also wechselte ich den Platz und wir wackelten erneut mit unseren Hintern. Et voilà – wir waren wieder frei und sausten den Wasserfall hinunter! 

Die anderen umfuhren den Wasserfall scharf links und wir erfuhren, dass wir genau das ebenfalls hätten tun sollen. Das kommt davon, wenn es bei der ohnehin eher laschen Einweisung kuddelmuddelig wird. Und dennoch: Was für ein Spaß! Ich möchte keine Sekunde davon missen.

Janne und Geli kurz vorm Ziel
Janne und Geli kurz vorm Ziel | Bild: Anna

Soubey in Sicht!

Der Rest der Fahrt auf dem idyllischen Grenzfluss zwischen der Schweiz und Frankreich verlief ruhig und unbeschwert. Ich hätte ewig so weiter paddeln können. Langsam spürte ich allerdings, wie meine Arme schwerer wurden und auch Perdita äußerte erste Ermüdungserscheinungen. Anna bat gar um eine Pause, jedoch gab es vor unserem Zielort keine geeignete Anlandungsstelle mehr. Wir paddelten also tapfer weiter und ehe wir uns versahen, kam bereits Soubey in Sicht.

Auf den letzten Kilometern hatten wir einen blinden Passagier an Bord, eine winzige Bänderschnecke, die es sich auf dem mittleren Platz gemütlich gemacht hatte. Keine Ahnung, wo sie herkam oder warum sie uns begleiten wollte. Wir fuhren ans Ufer und ich setzte die kleine Schnecke behutsam ins Grüne. Erst dann stieg ich aus und zog das Kanu mit Perdita darin zum steilen Ausstieg. Dort kam uns charmanterweise ein anderer Paddler zu Hilfe und zog erst unser Kanu und dann das von Anna die Böschung hinauf.

Dankbar ließ ich mich ins Gras sinken, leerte meine Wasserflasche und sah Janne und Geli beim Anlanden zu. Auch sie bekamen tatkräftige Unterstützung. Nach und nach verstauten wir fachgerecht unser Equipment, packten den Inhalt unserer Kanutonnen wieder in unsere Rucksäcke und verabschiedeten uns. Wenige Minuten später saßen wir auch schon auf der Terrasse des Hôtel & Restaurant du Cerf und ließen bei Snacks und kühlen Getränken die Paddeltour auf dem Doubs Revue passieren.

Extratipp: Gönne dir das Apéroplättli für zwei Personen mit dem köstlichstem hausgemachten Hummus, das ich je gegessen habe, würzigen Nüssen, knackigen Oliven und Tortilla-Chips für zwei! Dazu ein Appenzeller Vollmond-Bier, der Blick auf den Doubs und du kannst den Tag aufs Schönste ausklingen lassen.

Sissis Resümee

Ich habe die Stunden auf dem Doubs ausgesprochen genossen. Ein traumhafter Fluss in einer traumhaften Landschaft! Ich habe mich sogar so sehr in das Gewässer verliebt, dass schon jetzt feststeht, dass ich ihm im nächsten Jahr erneut einen Besuch abstatten werde. Und vielleicht gibt es vorher sogar noch einen kleinen Extrabericht mit Hintergrundinformationen über den Fluss.

Ein bisschen Kritik habe ich aber auch. Nicht über den Doubs, sondern über Flot Nature. Die Einweisung war mir zu lasch. Immerhin hatten wir eine absolute Paddelanfängerin dabei. Und auch das Kuddelmuddel mit der Karte am Anfang wäre leicht zu vermeiden gewesen. So hätte man zum Beispiel jedem Teilnehmer der international zusammengesetzten Paddlergruppe die oben verlinkte Karte digital zur Verfügung stellen können.

Dann hieß es bei Jura Tourisme, dass Flot Nature für Gruppen bis 15 Personen einen Gruppenrabatt von fünf Prozent bietet. Davon haben wir nichts gesehen oder gehört. Mit fünf Frauen waren wir definitiv eine Gruppe, wurden aber als Einzelgäste behandelt. Schade, trotzdem ist der Preis absolut in Ordnung.

Die Leihkanus waren prima und perfekt auf das Gewässer abgestimmt. Auch die Schwimmwesten und die Paddel waren solide. Ärgerlich fanden wir die hochstehenden Metallringe an einigen Kanus, die uns beim Paddeln immer wieder über die Finger ratschten. Das war schmerzhaft und hatte zur Folge, dass ich mein Paddel nicht wie gewohnt hielt und mir prompt eine fette Blase an der Daumenballenfalte zugezogen habe.

Last but not least, habe ich Helme vermisst. Angesichts des niedrigen Pegelstandes und der vielen im Wasser des Doubs verborgenen Felsen hätten diese durchaus Sinn gemacht. Abgesehen von dieser berechtigten Kritik kann ich Flot Nature dennoch jedem Paddler mit Grundkenntnissen empfehlen und würde auch selbst jederzeit wieder mit diesem Anbieter »in Fluss stechen«.

Wir sehen uns auf dem Doubs!

XOXO

Sissi

[Ausflugsempfehlungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Artikelbild: swiss-image.ch/Markus Buehler-Rasom für Switzerland Tourism. Übrige Fotos: Anna Möller.]