Pain au chocolat

Pain au chocolat

Viele Menschen assoziieren Frankreich mit Baguette, Käse und Wein. Perfekte Zutaten für ein Picknick an der Seine, keine Frage! Aber gibt es da nicht noch mehr? Eine Umfrage nach den fünf beliebtesten Backwaren unter meinen frankophilen Freunden ergab folgende Rangskala: 1. Croissant, 2. Baguette, 3. Pain au chocolat, 4. Éclair und 5. Macaron.

Das kam für mich tatsächlich ein wenig überraschend, da es sich hier überwiegend um Kleingebäck handelt und französische Spezialitäten wie Tarte Tatin, Quiche Lorraine oder mein persönlicher Liebling, die Tarte flambée à l’alsacienne (Flammekueche), in dieser Liste gar nicht auftauchen. Doch der Menschen Wille ist ihr Himmelreich und so habe ich mich dazu entschieden, mein Rezept für Pain au chocolat mit der Welt zu teilen.

Franzose mit österreichischen Wurzeln

Warum ich mit dem dritten Platz beginne? Nun, mein Rezept für Baguette habe ich schon vor Ewigkeiten veröffentlicht und meine Anleitung für das Backen von original französischen Croissants bedarf dringend einer Überarbeitung. Also beginnen wir mit Pain au chocolat. Das köstliche Gebäck aus Plunderteig und Schokolade blickt auf eine Geschichte, die so wunderbar ist wie sein Geschmack.

Die Ursprünge des Pain au chocolat führen uns nämlich nach Österreich. Es soll ein österreichischer Bäcker namens August Zang gewesen sein, der im 19. Jahrhundert nach Frankreich kam, dort seine Backkunst verfeinerte und sowohl das Croissant als auch das Pain au chocolat auf den Markt brachte. Fun Fact: Die Verwendung von Schokolade in Backwaren war seinerzeit noch relativ neu, ja geradezu revolutionär!

Ein Österreicher hat also die »typisch französischen Leckereien« erfunden? Verblüffend, aber wenig verwunderlich. Denn insbesondere die Wiener Backtradition ist seit jeher für ihre Vielfalt und Qualität bekannt. Durchaus denkbar, dass die Idee, Plunderteig mit schmelzender Schokolade zu füllen, einst in den Wiener Backstuben entstand und von August Zang nach Frankreich gebracht worden ist.

Pain au chocolat auf dem Siegeszug

In Frankreich wurde das Plundergebäck schnell populär. Kein Wunder: Wer könnte diesem Meisterwerk aus buttrigen Teigschichten und schokoladiger Füllung schon widerstehen? Die Franzosen passten das Ursprungsrezept mit der Zeit ihrem eigenen Geschmack an und nannten das Ergebnis Pain au chocolat (Schokoladenbrot), um die Verbindung zum Brotbacken zu betonen.

Im Südwesten Frankreichs wird das Gebäck übrigens oft als »Chocolatine« bezeichnet, wobei der Fokus mehr auf der Schokoladenfüllung liegt als beim klassischen Pain au chocolat. Auch unterscheiden sich die Rezepte von Region zu Region. Die »perfekte« Rezeptur mag ebenso umstritten sein wie die Herkunft, doch eines ist gewiss: Ofenfrische Schokocroissants sind heutzutage mit der leckerste Import, den Frankreich zu bieten hat. Und haben längst ihren Siegeszug um die Welt angetreten.

Rezept für Pain au chocolat

Zutaten für den Hefeteig:

  • 20 Gramm frische Hefe (Ein Muss für dieses Rezept!)
  • 50 Gramm weißer Rohrohrzucker
  • 150 Milliliter lauwarme Milch von munter muhenden Kühen
  • 1 Teelöffel selbst gemachtes Vanillesalz
  • 500 Gramm Weizenmehl Type 404 oder 550 plus ein wenig Mehl für die Arbeitsfläche
  • 150 Gramm eiskalte, fein gewürfelte Butter
  • zum Bestreichen: 1 verquirltes Eigelb vom glücklichen gackernden Huhn

Zutaten für die Füllung:

  • 100 Gramm Schokoladenstäbchen

Extratipp: Du kannst wunderbar Schoggireste für die Zubereitung von Pain au chocolat verwenden! Backprofis greifen für Pain au chocolat gern zu Zartbitterschokolade mit mindestens 80 Prozent Kakaoanteil.

Zubereitung von Pain au chocolat

  1. Bereite zuerst den Hefeteig vor. Verrühre hierfür in einer kleinen Schüssel die Hefe und den Zucker mit der lauwarmen Milch. Die Hefe sollte sich dabei vollständig auflösen und keine Klumpen bilden.
  2. Vermenge dann das Vanillesalz mit dem Mehl in einer Rührschüssel, gib die Hefe-Milch-Mischung dazu und verknete alles zu einem glatten Teig.
  3. Knete nun nach und nach die Butterwürfel unter den Teig, bis dieser glatt und elastisch ist.
  4. Lasse den Teig abgedeckt an einem warmen Ort rund eine Stunde gehen, bis er sich deutlich vergrößert hat.
  5. Rolle den Teig anschließend auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche etwa fünf Millimeter dick aus und schneide den ausgerollten Teig in Rechtecke von 10 x 20 Zentimetern Größe.
  6. Lege ein Schokoladenstäbchen auf die untere, kurze Seite jedes Rechtecks. Schlage den Teig ein Mal darüber und lege ein zweites Schokoladenstäbchen daneben. Rolle den Teig vollständig auf, sodass ein »Päckchen« entsteht. 
  7. Heize den Backofen auf 200°C Ober-/Unterhitze vor (Umluft/Heißluft: 180°C).
  8. Lege jedes Pain au chocolat auf ein mit Backpapier oder Dauerbackfolie ausgelegtes Backblech und bestreiche es mit dem verquirltem Eigelb.
  9. Backe dein Pain au chocolat im vorgeheizten Ofen auf der mittleren Schiene in 15 bis 20 Minuten goldbraun und lasse das Plundergebäck im Anschluss auf einem Kuchenrost vollständig auskühlen. Tipp: Die Backzeit kann je nach Ofen variieren.

Extratipp: Selbstverständlich ist es möglich, mein Rezept zu veganisieren. Greife dazu einfach zu deinen Lieblingsalternativen für Butter, Milch und Eier. Beachte dabei bitte, dass dein veganes Pain au chocolat gegebenenfalls weniger fluffig ausfällt und du vielleicht auch die Backzeit anpassen musst.

Schummelrezept für Pain au chocolat

In der Liebe und beim Backen ist alles erlaubt – auch ein bisschen Schummelei. Für mein Schummelrezept brauchst du lediglich 400 Gramm Butterblätterteig aus dem Kühlregal (Inzwischen gibt es auch im Bio-Laden ganz fantastische Fertigteige! ), 20 Riegel dunkle Tafelschokolade und ein verquirltes Eigelb. Ansonsten folgst du der Anleitung im Rezept und passt je nach Packungsanweisung des Teiges die Backtemperatur und -zeit an.

Et voilà le travail! Dein Pain au chocolat nach der Blitzbackmethode ist fertig.

Nützliche Links für Freunde der französischen Küche

Sissis Resümee

Sprechen wir über Frankreich, denken die meisten von uns an berühmte Persönlichkeiten wie Napoleon Bonaparte, Marie Antoinette oder Jeanne d’Arc, an historische Gebäude wie den Eiffelturm oder den Louvre und an Kunst und Literatur von Claude Monet, Auguste Rodin oder François-Marie Arouet alias Voltaire. Accros à la mode schwärmen vielleicht von französischen Designern wie Coco Chanel, Christian Dior oder Yves Saint Laurent und verbinden Frankreich mit Eleganz, Luxus und einem ausgeprägten Sinn für Stil.

Unsere Gedanken sind geprägt von Stereotypen und romantischen Vorstellungen. Doch Frankreich ist ein vielfältiges Land mit einer reichen Kultur und Geschichte, die weit über diese Stereotypen hinausgeht. Für mich gehört die französische Küche unbedingt dazu! Nicht ohne Grund genießt sie weltweit einen hervorragenden Ruf. Und so assoziiere ich »La Grande Nation« nicht nur mit traumhaften Landschaften und einer bewegten Vergangenheit, sondern vor allem auch mit einer entspannten Lebensart, die den Genuss von gutem Essen in den Mittelpunkt stellt. Immer mit am Tisch: Familie und Freunde.

Lange Jahre habe ich in Frankreich gelebt. Manches vermisse ich, anderes nicht. Was mir bei aller Neugier auf meine aktuelle Wahlheimat Schweiz und die Schweizer Küche am meisten fehlt, sind kulinarische Köstlichkeiten aus französischen Landen. Daher habe ich mir vorgenommen, nach über drei Jahren voller Schweizer Küchenexperimente auch mal wieder den Franzosen in die Töpfe und Pfannen und aufs Backblech zu schauen. Und da geteilte Freude bekanntlich doppelte Freude ist, werde ich in naher Zukunft das eine oder andere wiederentdeckte Rezept mit dir teilen.

Wir sehen uns in der Küche!

XOXO

Sissi

[Artikelbild: grinchh.]