Rote Lichtnelke (Silene dioica)

Rote Lichtnelke

Schon der botanische Name einer Pflanze gibt uns Hinweise auf ihre Eigenschaften – so auch bei unserer Pflanze des Monats April 2025. Der Artname dioica steht für »zweihäusig«. Das bedeutet, dass weibliche und männliche Blüten auf unterschiedlichen Pflanzen wachsen. Das trifft in der Regel auch auf die Rote Lichtnelke (Silene dioica) zu. Männliche Exemplare sind an den auffälligen, weit herausragenden Staubbeuteln zu erkennen. Die ersten pinkfarbenen Blüten erscheinen im April. Die Hauptblüte endet meist im Mai. Eine spätere erneute Blüte ist oft die Folge von Mahd oder Fraß, beispielsweise durch Rehe.

Die Rote Lichtnelke bietet vielen Insekten Nahrung. Aufgrund ihres langen Blütenkelchs gelangen aber nur langrüsselige Bestäuber wie Schmetterlinge mühelos an den Nektar. Hummeln tricksen, indem sie den Kelch seitlich aufbeißen, um leichter an die süße Belohnung zu kommen. Den frei zugänglichen Pollen nutzen Käfer, Hummeln und Schwebfliegen. Einige Furchen- und Sandbienen sammeln ihn gezielt, um ihren Nachwuchs zu versorgen. Auch für verschiedene Schmetterlingsraupen ist die Wildstaude eine wichtige Nahrungsquelle. So leben zum Beispiel die Raupen der Kapseleulen und Kapselspanner versteckt in den Samenkapseln der Roten Lichtnelke, wo sie Nahrung und Schutz finden.

Wir können also allerlei entdecken, wenn wir uns die Rote Lichtnelke in den Garten oder auf den Balkon holen. Sie mag frischen bis feuchten Boden mit vielen Nährstoffen. Bei den Lichtverhältnissen ist sie flexibel, sodass sie auch für (halb)schattige Stellen im Garten oder für den Nordbalkon geeignet ist.

In der Natur wächst die Rote Lichtnelke vor allem in Auwäldern, an Waldrändern, in feuchteren Wiesen und an Gewässerufern. Sie ist mehrjährig, lebt jedoch nur wenige Jahre. Für ihren Fortbestand sorgt sie mit zahlreichen Samen, die in Kapseln lagern. Sobald der Wind sie bewegt, werden die Samen »herausgeschaukelt«. Auf offenen Bodenstellen können sie dann keimen.

Übrigens: Samen brauchen in aller Regel offene Bodenstellen zum Keimen. In dichtem Bewuchs haben Pflanzensamen keine Chance. Während offene Stellen in der Natur durch Erosion, Witterungseinflüsse oder durch Tiere entstehen, die wühlen, scharren oder die Erde auftreten, können wir sie im Garten künstlich schaffen – und sollten das auch tun, um der Vermehrung von Wildpflanzen eine Chance zu geben.

Sissis Resümee

Trotz ihres ein wenig irreführenden Namens erfreut uns die Rote Lichtnelke von April bis in den späten Sommer hinein mit leuchtend rosa Blüten und sollte als Insektenmagnet in keinem naturnahen Garten fehlen. Sie erweist sich als unkomplizierte Gartenbewohnerin und erfordert keinen besonders grünen Daumen. Einmal etabliert, benötigt sie kaum Aufmerksamkeit.

Die Rote Lichtnelke bevorzugt helle bis halbschattige Standorte und belohnt einen frischen, durchlässigen Boden mit üppiger Blütenpracht. Gehölzränder und Heckensäume, die tendenziell feuchter sind, eignen sich ideal. Trockenheit und saure Böden verträgt sie hingegen nicht. Ansonsten ist die Rote Waldnelke eine ausgesprochen pflegeleichte Wildstaude, die vor allem in größeren Gruppen ein echter Blickfang ist.

Wie fast alle Nelken­gewächse kannst du auch diese pinkblühende Wildstaude wunderbar im Kübel ziehen, wo sie fröhliche Farbakzente auf der Terrasse oder dem Balkon setzt. Meine Empfehlung ist, jetzt im April Jungpflanzen aus der Gärtnerei oder von einem Wildpflanzenmarkt zu holen und im Spätsommer die Samenkapseln stehen zu lassen, damit sich die Rote Lichtnelke immer wieder selbst aussät.

Wir sehen uns im Garten!

XOXO

Sissi

[Quelle: Markus Schmidt für die Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Artikelbild: Rote Lichtnelke (Silene dioica), kuratiert von Maksims via Adobe Stock.]