Samenbomben selber machen – DIY-Anleitung für Seedbombs
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Samenbomben selber machen

Lasst uns Bomben werfen! Blühende Bomben, die Brachflächen begrünen und Insekten glücklich machen. Die Rede ist natürlich von Samenbomben, also einer gänzlich friedlichen »Munition«. Wenn diese Sprengkörper explodieren, hinterlassen sie nämlich keine Zerstörung, sondern eine Spur bunter Blüten und wohlduftender Wildkräuter. Und das Schönste: Sie sind kinderleicht gemacht! Damit ist das Basteln von Samenbomben eine kreative Beschäftigung für Groß und Klein und noch dazu ein wunderbarer Zeitvertreib an einem verregneten Nachmittag.

Vor allem Kinder, aber auch Erwachsene, haben einen Riesenspaß daran, mit beiden Händen zu mischen, zu matschen und Kugeln zu formen. Und das mit rein natürlichen Ingredienzien! Samenbomben bestehen nämlich nur aus Erde, Ton, einheimischem Saatgut und Wasser. Das ist schon alles.

Rezept für selbst gemachte Samenbomben

Zutaten für rund 30 Samenbomben:

  • 50 Gramm heimische Kräuter-, Wildblumen- oder Gemüsesamen
  • 200 Gramm torffreie Pflanzenerde (Tipp: Tomaten- und Gemüseerde eignet sich besonders gut!)
  • 200 Gramm Tonerde oder Lehmpulver (zum Beispiel Bentonit aus dem Baumarkt oder Tierfachgeschäft)
  • Leitungs- oder Regenwasser

Außerdem brauchst du eine kleine und eine große Schüssel zum Mischen und leere Eierkartons zum Trocknen deiner »Seedbombs«. Alternativ eignen sich auch ein paar Lagen Zeitungspapier.

Herstellung der Samenbomben

  1. Vermische zuerst die Kräuter- oder Blumensamen in der kleinen Schüssel.
  2. Lockere dann die Pflanzerde in der großen Schüssel auf und entferne dabei Wurzelstückchen und Ästchen.
  3. Gib anschließend die Tonerde oder das Lehmpulver und die Pflanzensamen dazu und mische alles gut durch.
  4. Füge nun so viel Wasser hinzu, dass eine formbare Masse entsteht. Tipp: Sollte das Samenbombengemisch zu flüssig werden, kannst du einfach noch ein wenig Erde und Tonpulver dazugeben.
  5. Fast geschafft! Jetzt ist Fingerspitzengefühl gefragt: Nimm eine kleine Portion des »Samenbombenteiges« und drücke die Masse mit den Fingern sanft zu einer Kugel. Tipp: Die Kugeln lassen sich nicht so rollen, wie du es vielleicht von Keksteig gewohnt bist. Am besten lassen sie sich formen, wenn du einen Klecks der Masse in die eine Hand nimmst und diese mit den Fingern der anderen Hand »in Form stupst«.
  6. Lege deine fertigen Samenbomben zum Schluss in alte Eierkartons und lasse sie trocknen. Das dauert rund zwei bis drei Tage. Es hilft, wenn du die Saatkugeln alle paar Stunden behutsam ein wenig drehst, sodass sie gleichmäßig trocknen.
  7. Wenn du magst, kannst du die Samenbomben hübsch verpacken und andere Naturfreunde damit überraschen. Oder du suchst dir ein Fleckchen Brachfläche und wirfst deine Samenbomben selbst aus. Der beste Zeitpunkt dafür ist kurz vor einem Regenguss – so haben deine Saatkugeln den besten Start.

Welches Saatgut eignet sich für Samenbomben?

Beim Saatgut hast du die Qual der Wahl. Wichtig ist allerdings, dass du ausschließlich Samen von in Mitteleuropa heimischen Pflanzen verwendest! Exotische Pflanzen können schnell das ökologische Gleichgewicht stören und so die einheimische Pflanzenwelt bedrohen. Perfekt ist Bio-Saatgut heimischer Wildpflanzen. Diese sind an die Umgebung optimal angepasst, meist ausgesprochen trockentolerant und machen nicht zuletzt Bienen, Hummeln und Schmetterlinge glücklich.

Du kannst natürlich auch Samenbomben mit Kräutern oder fast in Vergessenheit geratenem Gartengemüse herstellen. Mischen kannst du dabei ganz nach Lust und Laune! Mehr als drei bis fünf Pflanzenarten würde ich jedoch nicht verwenden. Und noch ein wichtiger Tipp: Achte darauf, dass die Pflanzen ähnliche Ansprüche an Licht, Wasser und Bodenart haben. Denn nur so können sie sich nach dem Auswerfen der Samenbomben optimal entwickeln.

Saatgut für Samenbomben von A bis Z:

100 Pflanzen, die sich für Samenbomben eignen

Gute Erfahrungen haben wir mit folgenden Pflanzen gemacht:

  1. Ackergauchheil (Anagallis arvensis)
  2. Acker-Ringelblume (Calendula arvensis)
  3. Akelei, gemeine (Aquilegia vulgaris)
  4. Alant, echter (Inula helenium)
  5. Arnika, echte (Arnica montana)
  6. Barbarakraut, echtes (Barbarea vulgaris)
  7. Bärlauch (Allium ursinum)
  8. Bärwurz (Meum athamanticum)
  9. Beifuß, gewöhnlicher (Artemisia vulgaris)
  10. Beinwell (Symphytum officinale)
  11. Bergflockenblume (Centaurea montana)
  12. Berglauch (Allium senescens)
  13. Bergminze, echte (Calamintha nepeta)
  14. Bergsandglöckchen (Jasione montana)
  15. Betonie, echte (Betonica officinalis)
  16. Bischofskraut (Ammi visnaga)
  17. Borretsch (Borago officinalis)
  18. Diptam (Dictamnus albus)
  19. Eberraute (Artemisia abrotanum)
  20. Edelweiß (Leontopodium alpinum)
  21. Eibisch, echter (Althaea officinalis)
  22. Eisenhut, blassgelber (Aconitum anthora) – Vorsicht: sehr giftig!
  23. Eisenhut, blauer (Aconitum napellus) – Vorsicht: sehr giftig!
  24. Eisenkraut (Verbena officinalis)
  25. Engelwurz, echte (Angelica archangelica)
  26. Enzian, gelber (Gentiana lutea)
  27. Erdbeerspinat (Blitum capitatum)
  28. Erdkastanie (Conopodium majus)
  29. Erdrauch (Fumaria officinalis)
  30. Färberdistel (Carthamus tinctorius)
  31. Färber-Wau (Reseda luteola)
  32. Feldrittersporn (Consolida regalis)
  33. Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
  34. Fingerhut, roter (Digitalis purpurea) – Vorsicht: sehr giftig!
  35. Frauenmantel, gelbgrüner (Alchemilla xanthochlora)
  36. Gänseblümchen (Bellis perennis)
  37. Gartenmelde, grüne (Atriplex hortensis)
  38. Gartenmelde, rote (Atriplex hortensis)
  39. Gelblauch, scharfer (Allium obliquum)
  40. Hasenohr, sichelblättriges (Bupleurum falcatum)
  41. Heinrich, guter (Chenopodium bonus-henricus)
  42. Hirtentäschel, gewöhnliches (Capsella bursa-pastoris)
  43. Huflattich, gemeiner (Tussilago farfara)
  44. Hundszunge, gewöhnliche (Cynoglossum officinale)
  45. Johanniskraut, echtes (Hypericum perforatum)
  46. Kamille, echte (Matricaria chamomilla)
  47. Karde, wilde (Dipsacus fullonum)
  48. Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum)
  49. Kerbel, echter (Anthriscus cerefolium)
  50. Klatschmohn (Papaver rhoeas)
  51. Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)
  52. Kornblume, wilde (Centaurea cyanus)
  53. Kornrade, gewöhnliche (Agrostemma githago) – Vorsicht: sehr giftig!
  54. Krokus (Crocus vernus)
  55. Küchenschelle, gewöhnliche (Pulsatilla vulgaris) – Vorsicht: leicht giftig und hautreizend!
  56. Kümmel, echter (Carum carvi)
  57. Kugelblume, gemeine (Globularia punctata)
  58. Kugeldistel, blaue (Echinops ritro)
  59. Lein, gemeiner (Linum usitatissimum)
  60. Löffelkraut (Cochlearia officinalis)
  61. Löwenzahn, gewöhnlicher (Taraxacum officinale)
  62. Lungenkraut, echtes (Pulmonaria officinalis)
  63. Meier, roter (Amaranthus lividus)
  64. Möhre, wilde (Daucus carota ssp. carota)
  65. Nachtviole, gewöhnliche (Hesperis matronalis)
  66. Rainfarn (Tanacetum vulgare)
  67. Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus)
  68. Rasselblume, blaublühende (Catananche caerulea)
  69. Rauke, wilde (Rucola selvatica; auch: Diplotaxis muralis)
  70. Ringelblume (Calendula officinalis)
  71. Rohrkolben, breitblättriger (Typha latifolia)
  72. Ruchgras, wohlriechendes (Anthoxanthum odoratum)
  73. Schafgarbe (Achillea millefolium)
  74. Schierling (Conium maculatum) – Vorsicht: sehr giftig!
  75. Schlüsselblume, echte (Primula veris)
  76. Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
  77. Seifenkraut, echtes (Saponaria officinalis)
  78. Silberdistel (Carlina acaulis)
  79. Sonnenhut, roter (Echinacea purpurea)
  80. Sonnenhut, schmalblättriger (Echinacea angustifolia)
  81. Stechapfel, weißer (Datura stramonium) – Vorsicht: sehr giftig!
  82. Sterndolde, große (Astrantia major)
  83. Stranddistel (Eryngium maritimum)
  84. Strand-Grasnelke (Armeria maritima)
  85. Sumpfdotterblume (Caltha palustris)
  86. Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea)
  87. Tollkirsche (Atropa belladonna) – Vorsicht: hochgiftig!
  88. Tollkirsche, gelbe (Atropa belladonna var. lutea) – Vorsicht: hochgiftig!
  89. Waldgeißbart (Aruncus dioicus syn. A. sylvestris)
  90. Waldmeister (Galium odoratum)
  91. Waldrebe, gewöhnliche (Clematis vitalba)
  92. Wasserdost, gewöhnlicher (Eupatorium cannabinum)
  93. Wegwarte, gemeine (Cichorium intybus)
  94. Weidenröschen, zottiges (Epilobium hirsutum)
  95. Weinberglauch (Allium vineale)
  96. Wermut (Artemisia absinthium)
  97. Wiesenknopf, großer (Sanguisorba officinalis)
  98. Wolfsmilch, kreuzblättrige (Euphorbia lathyris) – Vorsicht: leicht giftig und hautreizend!
  99. Wundklee, echter (Anthyllis vulneraria)
  100. Zaunrübe (Bryonia dioica)
Eins, zwei, Polizei …

Wo darfst du Samenbomben werfen?

Im eigenen Garten oder auf dem Balkon kannst du dich nach Herzenslust austoben und deine Samenbomben auswerfen, wie es dir gefällt. Wenn du ein bisschen mehr Kontrolle über den erhofften Wildwuchs haben möchtest, kannst du die Samenbomben auch in Pflanzgefäßen verteilen. Einpflanzen musst du sie nicht – das Saatgut ist im Inneren der Kugel gut geschützt. Lediglich in längeren Trockenperioden solltest du ab und zu nach deinen Saatkugeln schauen und ihnen gegebenenfalls einen Schluck Regenwasser aus der Gießkanne gönnen.

Das Werfen von Samenbomben auf fremden Privatgrundstücken, landwirtschaftlich genutzten Flächen und in Naturschutzgebieten gilt als Sachbeschädigung und wird bestraft. So verführerisch es auch erscheinen mag, trostlose Seitenstreifen und kahle Verkehrsinseln in blühende Insektenparadiese zu verwandeln oder den »Golfrasen« deiner spießigen Nachbarn mithilfe von Wildstauden aufzubrechen – erlaubt ist das nicht. Du kannst aber jederzeit in deiner Gemeinde anfragen, ob du nicht – vielleicht sogar in Kooperation mit einer Schule oder Gärtnerei – triste Brachflächen im öffentlichen Raum begrünen darfst. Inzwischen haben immer mehr Menschen ein offenes Ohr für Artenvielfalt und eine grüne Stadt.

Und was ist mit den Nachbarn? Nun, denen schenkst du vielleicht einfach ein Säckchen Samenbomben mit einer kurzen Anleitung und kommst so mit ihnen ins Gespräch.

Sissis Resümee

Guerilla Gardening mag reizvoll sein, ist aber kein Kavaliersdelikt. Daher finde ich es viel schöner, Samenbomben für liebe Gartenfreunde herzustellen und diese zu besonderen Gelegenheiten zu verschenken: Valentinstag, Muttertag, Geburtstag, Namenstag, Weihnachten … In einem liebevoll dekorierten Glas oder einer handgemachten Verpackung aus Papier, sind die blühenden Kugeln eine gern gesehene Gabe.

Sehr reizvoll kann es auch sein, Saatgut zu einem bestimmten Motto zusammenzustellen. Etwa Samenkugeln mit Steingartenpflanzen oder kleine Distelgesellschaften, rosarote, gelbe oder violette Blütenmischungen für jeden Geschmack oder ein weiß-blauer Blütenmix als Symbol Bayerns. Ich bin sicher, du hast noch viele eigene Ideen!

Und weil mir das Thema selbst so viel Spaß macht, werde ich in der kommenden Zeit immer mal wieder Rezepte für gelungene Samenmischungen vorstellen. Erste Ideen habe ich schon.

Trocken aufbewahrt, halten sich Samenbomben übrigens rund zwei Jahre. Danach nimmt die Keimfähigkeit der Samen ab. Aber so lange bleiben sie garantiert ohnehin nicht liegen! Passendes Saatgut bekommst du in der Biogärtnerei deines Vertrauens und auf Spezialmärkten wie dem Bärner Wildpflanzenmärit.

XOXO

Sissi

[Artikelbild: Liliya.]