So baust du eine Eidechsenburg – Schritt-für-Schritt-Anleitung
|

So baust du eine Eidechsenburg

Wolltest du schon immer Eidechsen in deinen Garten locken? Dann baue doch am nächsten Wochenende eine Eidechsenburg! Mit etwas Glück siedeln sich die spannenden Tiere dort an. Die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt, wie du aus wenigen Materialien ein solches Reptilienparadies gestaltest.

Doch schauen wir uns zunächst einmal an, welche Eidechsen im DACH-Raum überhaupt leben. In Deutschland gibt es fünf Eidechsenarten: die Mauereidechse (Podarcis muralis), die Zauneidechse (Lacerta agilis), die Waldeidechse (Zootoca vivipara) sowie die Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis) und die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata).

In der Schweiz sieht es ähnlich aus. Hier sind Mauereidechse, Zauneidechse, Waldeidechse und Smaragdeidechse heimisch, wobei in den mir vorliegenden Quellen nur von der Westlichen Smaragdeidechse gesprochen wird. Diese fühlt sich hauptsächlich im warmen Tessin sowie in den Bündner Südtälern und im Wallis wohl. Außerdem findet sich als Besonderheit im Raum Rapperswil (SG) eine eingeschleppte Population der Ruineneidechse (Podarcis siculus).

In Österreich sind fünf Echsenarten verbreitet: Mauereidechse, Zauneidechse, Waldeidechse (hier auch Bergeidechse genannt), Östliche Smaragdeidechse und Kroatische Gebirgseidechse (Iberolacerta horvathi).

Nicht unerwähnt bleiben sollte die Westliche Blindschleiche (Anguis fragilis), die in allen drei Ländern zu Hause ist und zwar ebenfalls zu den Echsen, aber nicht zu den Eidechsen zählt. Letztere lebt übrigens auch in unserem Garten und ist einer meiner persönlichen »reptilischen Lieblingsmitbewohner«. Doch dazu ein andermal mehr!

 

Anleitung zum Bau einer Eidechsenburg

Der Bau einer Eidechsenburg ist relativ kostengünstig, da meist auf vorhandene Materialien zurückgegriffen werden kann. Ideal ist es natürlich, diese bereits bei der (Neu-)Anlage deines Gartens zu berücksichtigen.

 

Benötigte Materialien:

  • Kies oder Schotter in der Größe: 16/32 (Drainage)
  • (Bruch-)Steine wie zum Beispiel Gehweg- oder Terrassenplatten, Tonziegel oder alte Pflastersteine (Füllung)
  • feiner Sand in der Größe: 0/2 (Füllung für den Brutplatz)
  • dünne Steinplatten (Abdeckung)
  • Erdaushub bzw. Mutterboden (Abdeckung und Basis für die Bepflanzung)
  • niedrige Sträucher, Gräser und Stauden (Sandnelken und Heide passen gut)
  • Bruch- und Dekosteine wie Geröll oder Findlinge) in der Größe: 15bis 20 Zentimeter sowie auch größere Steine (Außengestaltung)
  • Wurzeln (Außengestaltung)

 

Voraussichtliche Bauzeit:

Drei bis sechs Stunden, abhängig von der geplanten Größe der Eidechsenburg, der Vorbereitung der Materialien, der Anzahl der beteiligten Personen und der eigenen körperlichen Konstitution.

 

Größe:

Variabel, eine Eidechsenburg plus Nebenfläche kann zum Beispiel zwei Quadratmeter umfassen.

 

Idealer Standort:

Sonnig und trocken.

Illustration einer Eidechsenburg

Illustration einer Eidechsenburg, hier ohne Sandfläche und dünne Steinplatten

 

1. Schritt:

Stecke ein mindestens 80 x 80 Zentimeter großes Stück Land ab und hebe es rund 80 Zentimeter tief aus. Befülle das Loch mit Kies oder Schotter, sodass eine etwa 20 Zentimeter hohe Schicht als Drainage entsteht.

 

2. Schritt:

Stapele über der Drainageschicht Steine, bis du eine Höhe von rund 60 Zentimetern erreichst, wobei auch Hohlräume entstehen. Drumherum kannst du Findlinge oder Geröll platzieren.

 

3. Schritt:

Decke die nach Norden gewandte Seite ab – zum Beispiel mit dünnen Steinplatten –, damit kein bzw. nur wenig Wasser in die Eidechsenburg eindringen kann. Gib anschließend Erde darauf. Lasse den Übergang sanft auslaufen und bepflanze diesen mit heimischen Bodendeckern oder Gräsern.

 

4. Schritt:

Stecke auf der Südseite ein mindestens 60 x 60 Zentimeter großes Stück Land ab, hebe es rund 30 Zentimeter tief aus und befülle das Loch mit feinem Sand. Dieser Bereich kann als zukünftiger Brutplatz dienen. Wichtig: Verwende keinesfalls scharfkantigen Spielplatzsand!

 

5. Schritt:

Bepflanze die Fläche rund um die Eidechsenburg mit kleinen Sträuchern und Stauden, zum Beispiel mit Sandnelken oder Heide. Eine Wildblumenwiese in der unmittelbaren Umgebung ist ebenfalls förderlich.

 

6. Schritt:

Platziere auf und um die Eidechsenburg herum Steine und Wurzeln als Dekoration. Diese Elemente bieten den Reptilien gleichzeitig attraktive Sonnenplätze. Fertig!

 

Einladung zu gemeinsamer Bauaktion

Wer am 9. Juni 2024 in Berlin ist, kann im Rahmen des Events → »Langer Tag der StadtNatur 2024« auch vor Ort lernen, eine Eidechsenburg zu bauen. Eine tolle Sache!

 

Zwei Männchen der Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis) im Kommentkampf

Die Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis) gibt es in Deutschland nur in einigen Reliktvorkommen, eigentlich ist sie weiter südöstlich verbreitet. Auf dem Foto sind zwei Männchen zu sehen, die sich im sogenannten Kommentkampf um ein Revier und die darin befindlichen Weibchen rangeln und ineinander verbeißen.

 

Interview mit Herpetologe Frederic Griesbaum

Eidechsen sind faszinierende Geschöpfe, die sich auch in heimischen Gärten wohlfühlen – so die Bedingungen und ihr Verbreitungsgebiet stimmen. Warum kommen in Deutschland »nur« fünf Arten vor? Sind diese schuppigen Kollegen eigentlich gefährlich und was ist zu tun, um sie ins heimische Grün zu locken? Das erfährst du im folgenden Interview zwischen Ann-Kathrin Scheuerle (Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Stiftung für Mensch und Umwelt) und Frederic Griesbaum (Herpetologe, Mitarbeiter am Museum für Naturkunde Berlin).

 

Ann-Kathrin Scheuerle:

Über 300 Eidechsenarten gibt es weltweit. Bei uns in Deutschland kommt gerade mal eine Handvoll Eidechsenarten vor. Wie ist das zu erklären?

 

Frederic Griesbaum:

Das hat ganz verschiedene Gründe. Vor allem aber ist die Vielfalt der meisten wechselwarmen Tiere, darunter auch der Reptilien, in wärmeren Gefilden wie den Tropen einfach höher. Es gibt zwar in Deutschland und anderen nordeuropäischen Ländern speziell kälteangepasste Arten, aber eben nicht viele.

Eine besonders hohe Eidechsenvielfalt gibt es dagegen schon im Mittelmeerraum, wo sich zum Beispiel auf vielen kleinen Inseln eigene Eidechsenarten gebildet haben. Das trocken-warme Klima gefällt Eidechsen sehr gut, weswegen sich hier über Jahrmillionen Jahren ein großer Artenreichtum entwickeln konnte.

 

Ann-Kathrin Scheuerle:

Welchen Lebensraum brauchen Eidechsen?

 

Frederic Griesbaum:

Die Lebensraumansprüche verschiedener Arten sind ganz unterschiedlich, je nachdem, an welche ökologische Nische sie angepasst sind. Dieser Ausdruck beschreibt all die Beziehungen, die Eidechsen zu ihrer Umwelt haben. Unsere heimische Zaun- und Waldeidechsen unterscheiden sich zum Beispiel teilweise sehr stark in ihren Anforderungen an einen Lebensraum. Die erstgenannte Eidechsenart benötigt lockere, sandige Böden und offene, sonnige Landschaften. Die Waldeidechse hingegen kommt mit feuchteren und auch schattigeren Lebensräumen zurecht oder lebt gar über der Baumgrenze im alpinen Raum. Dort scheint zwar viel Sonne, die Temperaturen sind jedoch viel niedriger.

 

Ann-Kathrin Scheuerle:

Welche Rolle spielen Eidechsen in der Natur?

 

Frederic Griesbaum:

Alle Eidechsen leben hauptsächlich bis vollständig räuberisch. Das heißt: Sie ernähren sich in erster Linie von Insekten, Spinnen und Würmern. Größere Arten erbeuten auch andere kleine Reptilien. Gleichzeitig sind Eidechsen eine wichtige Beute für andere Räuber. Natürliche Fressfeinde sind Greifvögel, Marder, Füchse, größere Echsen und Schlangen.

Für Eidechsenjungtiere sind selbst große Spinnen oder räuberische Käfer natürliche Fressfeinde. Weniger natürlich, dafür umso problematischer, sind freilaufende Katzen. Diese können neben vielen Singvögeln auch Eidechsen in ihrem Bestand gefährden.

 

Ann-Kathrin Scheuerle:

Was macht Eidechsen besonders? Worin unterscheiden sie sich von Schlangen?

 

Frederic Griesbaum:

Das auffälligste Merkmal sind natürlich die Beine, die den Schlangen fehlen. Außerdem haben die meisten Eidechsen auch sichtbare Ohröffnungen am Kopf, die wir bei den Schlangen nicht finden. Genauso fehlen den Schlangen Augenlider, während Eidechsen blinzeln können. Insgesamt gibt es noch eine Vielzahl weiterer Merkmale, insbesondere was die Anatomie der Knochen betrifft. Dennoch haben beide Gruppen einen gemeinsamen Vorfahren, der auch schon eine vierbeinige Echse war, ganz ähnlich zu den heutigen Eidechsen.

 

Ann-Kathrin Scheuerle:

Zählt die Blindschleiche auch zu den Eidechsen?

 

Frederic Griesbaum:

Nein, die Blindschleiche ist zwar keine Schlange, sondern eine beinlose Echse. Zur Familie der Eidechsen (Lacertidae) zählt sie aber auch nicht.

 

Ann-Kathrin Scheuerle:

Sind Eidechsen für uns Menschen gefährlich? Sprich: Können sie uns zum Beispiel durch ihren Biss verletzen?

 

Frederic Griesbaum:

Nein, Eidechsen sind überhaupt nicht gefährlich. Sie beißen nur dann, wenn jemand versucht, sie zu fangen. Das ist allerdings streng verboten, weil unsere heimischen Arten alle geschützt sind, und würde auch kaum gelingen, weil sie vorher sehr schnell und erfolgreich fliehen würden.

 

Ann-Kathrin Scheuerle:

Was fasziniert Sie persönlich an Eidechsen?

 

Frederic Griesbaum:

Ich war schon immer ein großer Fan von Amphibien und Reptilien. Dabei liegt mein wissenschaftlicher Fokus meist eher auf Fröschen und Schlangen. Eidechsen sind mir aber ebenfalls ans Herz gewachsen, weil ich sie recht gut in der freien Natur beobachten kann und sie dabei auch ein sehr interessantes Verhalten zeigen. Insbesondere während der Paarungszeit sind spannende Revierkämpfe und Balzen zu beobachten.

 

Ann-Kathrin Scheuerle:

Welche Rolle spielt eine naturnahe Gartengestaltung für Eidechsen? Und damit verbunden auch die Frage, was Gartenfreunde in Deutschland tun können, um bessere Lebensbedingungen für Eidechsen zu schaffen?

 

Frederic Griesbaum:

Tatsächlich spielt die naturnahe Gartengestaltung eine sehr große Rolle! Sie entscheidet darüber, ob im Garten Eidechsen leben können oder nicht. Ein Tipp dazu: Kleine Steinmauern oder Totholzhaufen helfen Eidechsen sehr. Selbstverständlich ist auch der Verzicht auf Pestizide, insbesondere auf Insektizide, sehr wichtig. Aber: Bevor ein Garten nicht die entsprechenden Strukturen bietet, die Eidechsen brauchen, kann man so wenig Gift verspritzen, wie man will … Es werden sich keine Eidechsen ansiedeln.

Sowohl private Hausgärten als auch Kleingärten können aufgrund ihrer kleinräumigen Strukturen hervorragende Lebensräume darstellen und auch eine wichtige Funktion bei der Vernetzung anderer natürlicher Habitate spielen. Daher wäre es sehr wünschenswert, dass mehr Menschen einen kleinen Platz für diese netten Insektenfresser im Garten schaffen.

Leider sind Eidechsen aus großen Teilen der Landschaft bereits verschwunden. Insbesondere im urbanen Raum können sie auch kaum mehr neue Flächen besiedeln. In diesen Fällen und auch angesichts der flächenmäßig stark überrepräsentierten Landwirtschaft kann der oder die Einzelne also gar nicht sehr viel ausrichten. Politisch Druck zu machen, ist zum Beispiel eine gute Idee!

Lesetipp: → Wildnis im Garten: Grüne Oasen schaffen

 

Sissis Resümee

Mir blutet das Herz, weil ich aufgrund der örtlichen Gegebenheiten keine Eidechsenburg bauen kann. Wir können hier einfach nicht tief genug graben. Auch bin ich mir nicht sicher, ob eine Eidechsenburg angesichts der vielen freilaufenden Katzen eine gute Idee wäre. Vom Marder und Fuchs, die regelmäßig zu Besuch kommen, und den Dutzenden Rotmilanen ganz zu schweigen … Umso wichtiger ist es mir, diese Idee zu verbreiten und zu hoffen, dass möglichst viele unserer Leser das wundervolle Projekt in ihrem Garten umsetzen.

Einen kleinen Trost gibt es aber immerhin: Unsere Blindschleichenpopulation erfreut sich bester Gesundheit. Das wundert mich angesichts der vielen Räuber sehr, aber scheinbar bietet der Untergarten ausreichend Versteckmöglichkeiten. Das → »Projekt Käferkeller« habe ich ebenfalls noch nicht ganz aufgegeben. Wenn ich mir nämlich ansehe, wie gut Morsch- und Totholz von der Insektenwelt angenommen werden, lohnt es sich unbedingt, hier noch ein bisschen mehr Zeit und Arbeit zu investieren. Zu gu­ter Letzt entstehen gerade weitere → Nisthilfen für Wildbienen und Insektentränken.

Du siehst: Jeder von uns kann etwas dazu beitragen, für mehr Wildnis im Garten zu sorgen. Machst du mit?

XOXO

Sissi

[Quelle: → Stiftung für Mensch und Umwelt, → Museum für Naturkunde Berlin und eigene Recherche. Artikelbild: Zauneidechse (Lacerta agilis), fotografiert von Frederic Griesbaum. Auch die schöne Aufnahme der Östlichen Smaragdeidechsen stammt von ihm. Illustration der Eidechsenburg: Dominik Jentzsch.]