Stacheltragende Kegelbiene
Die Stacheltragende Kegelbiene (Coelioxys echinatus) sammelt keinen Pollen. Sie ist vielmehr eine findige Besetzerin fremder Nester. Als Vertreterin der Kuckucksbienen baut sie nämlich keine eigenen Nester, sondern verlässt sich darauf, dass andere für ihren Nachwuchs sorgen. Äußerlich zeichnet sich die acht Millimeter kleine Biene durch ein besonders spitzes Hinterleibsende aus, das sie zur Durchbohrung der Nestverschlüsse ihrer Wirtsbienen verwendet. Dieses Körpermerkmal hat ihr auch ihren volkstümlichen Namen eingebracht.
Diese weitverbreitete, aber selten vorkommende Wildbiene ist in Mittel- und Südeuropa, Nordafrika und bis zum Kaspischen Meer anzutreffen. Sie bevorzugt warme, offene Lebensräume wie Trockenhänge, Waldränder und Binnendünen, findet sich aber auch in Parkanlagen, Gärten und Ruderalflächen. Unterwegs von Juni bis August, passt sie sich gut an verschiedene Habitate an – von naturnahen bis urbanen Grünflächen.
Lebensweise der Stacheltragenden Kegelbiene
Das Überleben der Stacheltragenden Kegelbiene hängt stark vom Vorkommen ihrer Wirtsbienen ab. Als Wirte dienen ihr die Luzerne-Blattschneiderbiene (Megachile rotundata) und möglicherweise auch die Flockenblumen-Blattschneiderbiene (Megachile apicalis). Beide nisten sowohl unter- als auch oberirdisch, oft in Totholz, Pflanzenstängeln oder künstlichen Nisthilfen wie Bambusrohre oder Holzblöcke mit Bohrungen.
Ein Weibchen der Luzerne-Blattschneiderbiene legt im Laufe ihres nur sechs Wochen dauernden Lebens rund 40 Eier. Diese Blattschneiderbienen sind wichtige Bestäuber und fliegen bevorzugt auf Schmetterlingsblütler, Dickblatt- und Lauchgewächse sowie auf Dolden- und Korbblütler. Ohne ein vielfältiges Nahrungsangebot können diese Blattschneiderbienen nicht existieren – und somit auch nicht die Stacheltragende Kegelbiene.
Unsere Wildbiene des Monats legt ihre Eier in die Brutzellen der Blattschneiderbienen. Da sich die Kegelbienenlarve schneller als die Larve der Wirtsbiene entwickelt, schlüpft sie eher und nutzt ihre kräftigen Kiefer, um ihre Konkurrentin zu töten. Sie frisst dann den Pollenvorrat, den die Blattschneiderbiene für ihren Nachwuchs gesammelt hatte. Für das Überleben beider Arten sind geeignete Nistplätze und Nistmaterialien unerlässlich, die innerhalb einer Flugdistanz von etwa 500 Metern erreichbar sein müssen.
Nahrungspflanzen
Da die Stacheltragende Kegelbiene keinen Pollen für ihren Nachwuchs sammelt, konzentriert sie sich ganz auf die eigene Nektarversorgung. Zu ihren bevorzugten Blütenpflanzen gehören der Gewöhnliche Hornklee, die Wilde Resede, die Felsen-Fetthenne und der Sand-Thymian. Letztlich sind sowohl die Kegelbiene als auch ihre Wirte auf einen vielfältigen Lebensraum mit zahlreichen Blütenpflanzen angewiesen.
So unterstützt du die Stacheltragende Kegelbiene
Um Kegelbienen und ihre Wirtsbienen zu fördern, sind geeignete Nistplätze und vielfältige Nahrungsquellen entscheidend. Lasse daher Totholz wie beispielsweise abgestorbene Äste stehen oder vielmehr liegen und biete Nisthilfen aus hohlen Pflanzenstängeln an. Auch kleine offene Bodenflächen bieten Nistplätze. Für Nahrung sorgen insektenfreundliche Wildpflanzen mit unterschiedlichen Blühzeiten, die Nektar und Pollen über die gesamte Vegetationsperiode hinweg bereitstellen. Vermeide unbedingt den Einsatz von Pestiziden!
Wie wir der Stacheltragenden Kegelbiene und ihren Verwandten sonst noch helfen können und worauf es beim Schaffen von insektenfreundlichen Strukturen ankommt, erfährst du unter anderem in den von mir vorgestellten Büchern »Gartenmomente: Bienen- und insektenfreundlich gärtnern«, »Wildnis im Garten« und »Auf ins Beet! 30 wilde Gartenideen für Radieschenräuber und Bienenretter« oder online unter Deutschland summt und Wir tun was für Bienen.

Steckbrief der Stacheltragenden Kegelbiene
- Lateinischer Name: Coelioxys echinatus (Förster 1853)
- Flugzeiten: Juni bis August
- Lebensraum: offenes Grasland, Wiesenränder, naturnahe Gärten = Habitate ihrer Wirtsbienen
- Nahrung: braucht nur Nektarquellen
- Nistweise: baut keine eigenen Nester
- Wirtsbiene: Luzerne-Blattschneiderbiene (Megachile rotundata Fabricius, 1787), möglicherweise auch die Flockenblumen-Blattschneiderbiene (Megachile apicalis Spinola, 1808)
- Gefährdung: in Niedersachsen und Sachsen ausgestorben oder verschollen, in Bayern vom Aussterben bedroht, nur in Baden-Württemberg ungefährdet; in Deutschland insgesamt als »gefährdet« kategorisiert
- Besonderheiten: nutzt ihr spitzes Hinterleibsende, um die Nestverschlüsse ihrer Wirtsbienen zu durchdringen
Weiterführende Literatur
- Amiet, Felix & Krebs, Albert: Bienen Mitteleuropas – Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Haupt Verlag, Bern 2012.
- Bellmann, Heiko & Helb, Matthias: Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
- Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna: Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
- Løken, Astrid: Studies on Scandinavian Bumble Bees (Hymenoptera, Apidae). Norsk ent. Tidsskr. 20: 1–218 1973.
- Michener, Charles Duncan: The Bees of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2007.
- Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim 2016.
- Westrich, Paul: Die Wildbienen Deutschlands, 2.Auflage, 1.700 Farbfotos. Ulmer-Verlag, Stuttgart 2019.
- Wiesbauer, H.: Wilde Bienen – Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2017.
Sissis Resümee
Auch bei uns in der Schweiz hat es die Stacheltragende Kegelbiene nicht leicht und gilt als gefährdet. Sicher weiß ich im Moment nur, dass sie im Regionalen Naturpark Schaffhausen vorkommt. Eine sehr vielfältige Natur- und Kulturlandschaft, die nicht nur für Wildbienen attraktiv ist.
Im Rahmen meiner Recherche bin ich auf ein pfiffiges Tool gestoßen, dass ich dir nicht vorenthalten möchte: den Bee-Finder. Dieser liefert Informationen zur Förderung von Wildbienen an einem beliebigen Standort in der Schweiz. Nach Angabe einer schnell gemachten Standortbeschreibung sucht der Bee-Finder nach Wildbienen, die in einem Umkreis von 4.000 Metern um diesen Standort gefördert werden können, und versorgt dich auch gleich mit einer Liste der Zielarten.
Wer mag, begnügt sich mit der Liste der wichtigsten Zielarten oder lädt sich gleich die vollständige Excel-Datei auf den Rechner. Und das einschließlich der Förderpflanzen mit botanischen und deutschen Namen. Ziemlich praktisch, oder? Ich habe jetzt zum Beispiel gelernt, dass zwar nicht die Stacheltragende Kegelbiene, sehr wohl aber die Rotbeinige Furchenbiene (Halictus rubicundus), die Grobpunktierte Goldfurchenbiene (Halictus tumulorum) und die Gewöhnliche Maskenbiene (Hylaeus communis) zu meiner »Zielgruppe« gehören.
Die entsprechende Liste werde ich nun im Laufe des Monats mit meinen Pflanzplänen abgleichen und so hoffentlich viele Wildbienen satt und glücklich machen.
Wir sehen uns im Garten!
XOXO
Sissi
[Quelle: Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Grafik: Dominik Jentzsch via Stiftung für Mensch und Umwelt. Artikelbild: Weibchen bei der Nahrungssuche auf Oregano (Origanum vulgare), fotografiert von Roland Günter.]