Unterwegs in der Taubenlochschlucht
Einer unserer schönsten Ausflüge war heuer die Wanderung durch die wildromantische Taubenlochschlucht bei Biel. Eingebettet in eine malerische Landschaft erstreckt sich die Taubenlochschlucht über rund drei Kilometer. Die idyllische Umgebung, geprägt von Höhlen und überhängenden Felsen, macht sie zu einem der beliebtesten Ausflugsziele in der Region. Ein dichter, urtümlicher Wald sorgt während der Wanderung für angenehme Frische. Und die Schüss, die sich hier ihren Weg durch die Felsen bahnt, verleiht der Schlucht eine besondere, fast magische Atmosphäre.
Von unserem Chalet in Les Prés-d’Orvin brauchten wir mit dem Auto nur eine knappe halbe Stunde bis nach Frinvillier, unserem Startpunkt zum Schluchtbesuch. Kurz hinter einer kleinen Brücke fanden wir einen kostenlosen Parkplatz und entdeckten im Nu den Wegweiser, der uns zur Taubenlochschlucht führte. Wir spazierten zunächst am Restaurant des Gorges und einem aufgrund seiner offenen Bauweise beeindruckenden Kanal vorbei, dann tauchten wir tief ins satte Grün der Taubenlochschlucht ein.
Highlights
- Naturstätte
- Einzige Schlucht Europas in Stadtnähe
- Einblick in 150 Millionen Jahre Erdgeschichte
- Picknickplatz mit Grillstellen vis-à-vis vom ESB-Kleinwasserkraftwerk
- Kostenloses Quiz »Rätsel in der Taubenlochschlucht«
Impressionen
Woher stammt der Name Taubenloch?
Der Name Taubenloch wird erstmals in einem Dokument aus dem Jahr 1532 erwähnt. Als Hobbyhistorikerin habe ich mich natürlich schlau gemacht und nachgeforscht, woher die Taubenlochschlucht ihren Namen hat.
Auf den ersten Blick scheint die Namensgebung der Schlucht offensichtlich: Zahlreiche Tauben haben in den Felsspalten ihren Lebensraum gefunden. Der Schweizer Ethnologe und Sprachforscher Albert Samuel Gatschet widerspricht dieser Annahme jedoch. Er führt den Namen auf die mundartlichen Begriffe »Daube«, »Dube« oder »Tube« zurück, die sich vom lateinischen »doba« ableiten und »Graben« oder »Senke« bedeuten. Diese sprachwissenschaftliche Erklärung klingt für mich logisch und nachvollziehbar.
Romantiker bevorzugen als Erklärung der Namensgebung vielleicht eher die Sage vom Taubenloch:
Die Sage vom Taubenloch
In den Schatten des Bözingenberges, wo der Fluss tief und dunkel durch die Felsen rauscht, entfaltete sich einst eine Liebe, so rein wie der erste Schnee des Winters. Walter, der junge Müller von Bözingen, verliebte sich in ein Mädchen aus dem Dorf Flüglistal, das so schön und lieblich war, dass alle sie La Colombe (Taube) nannten. Die beiden waren unzertrennlich und wollten heiraten. Doch ihr Glück sollte von kurzer Dauer sein.
Denn Ritter Ingelram, der grausame Herr der Burg Rondchâtel, verliebte sich ebenfalls in die wunderschöne Maid. Sein gieriges Herz verzehrte sich nach ihr. Am Hochzeitstag der jungen Leute stürmte der Ritter mit seinen Gefolgsmannen aus den Schatten hervor und entführte die Braut. Die Feier endete in einem Blutbad. Um dem Ritter nicht in die Hände zu fallen, stürzte sich die junge Braut in die Tiefe. Ihre Seele schwebte davon wie eine weiße Taube. Ihr zu Ehren nannte man die Schlucht fortan Taubenloch oder Gorges de la petite colombe.
Die Burg Rondchâtel wurde zur Strafe für Ingelrams Grausamkeit erobert und dem Erdboden gleichgemacht. Der Ritter fand sein verdientes Ende. Doch sein Geist, so munkelt man, haust noch immer in den Ruinen, unfähig, zur Ruhe zu kommen. In den Frühlingsnächten, wenn der Mond über den Berg steigt, hört man manchmal ein wehmütiges Klagen. Die Legende sagt, es sei die Stimme der kleinen Taube, die noch immer nach ihrem verlorenen Geliebten sucht.
Praktische Informationen
Anreise
Der nördliche Schluchtzugang befindet sich in Frinvillier und ist stündlich mit dem Zug ab Biel bequem zu erreichen. Von dort aus gehst du zu Fuß zur Schlucht. Das dauert nur ein paar Minuten. Zum südlichen Schluchtzugang in Biel-Bözingen fährst du vom Stadtzentrum bzw. dem Bahnhof Biel mit den Buslinien 1 oder 2 und steigst an der Haltestelle »Taubenloch« aus.
Du kannst es natürlich auch so wie wir halten, mit dem Auto nach Frinvillier fahren und vor Ort parken. Wichtig: Die Parkplätze beim Restaurant des Gorges sind nur für Gäste! Oder du fährst für deinen Schluchtbesuch mit dem Auto nach Biel und parkst entweder im Parking Bahnhof Biel oder der Tissot Arena und nimmst dann den Trolleybus Nr. 1 oder 2 bis zur Haltestelle »Taubenloch«.
Ich finde den Schluchtzugang von Frinvillier aus schöner, aber das darf jeder Wanderer für sich entscheiden.
Je nach Lust und Laune kannst du am Ende der Schlucht wieder zurückwandern oder mit dem Bus zurück nach Biel bzw. Frinvillier fahren. Wir haben uns dazu entschieden, den Weg wieder zurück zu gehen und die Taubenlochschlucht so aus einer neuen Perspektive zu erleben.
Öffnungszeiten
Die Taubenlochschlucht ist rund ums Jahr 24/7 zugänglich. Es kann allerdings aufgrund schlechter Witterung oder gefährlicher Wegverhältnisse vorkommen, dass die Stadt Biel die Schlucht sperrt. Informationen über die jeweils aktuelle Lage findest du beispielsweise auf der Website der Taubenloch-Gesellschaft.
Eintritt
Die Wanderung durch die Taubenlochschlucht ist kostenlos. Gut zu wissen: Das Feuerholz am Picknickplatz wird ebenfalls kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Streckenlänge
Rund drei Kilometer.
Auf- und Abstiege
Aufstiege: 172 Meter, Abstiege: 102 Meter.
Zeitaufwand
Ein bis zwei Stunden, abhängig vom Fitnesslevel, der Tagesform und den Wetterbedingungen.
Weiterführende Informationen
Tourisme Bienne Seeland
Rue Centrale 60
2501 Bienne
Telefon: +41 (0)32-329-84-84
E-Mail: info@biel-seeland.ch
Website: www.biel-seeland.ch
Sissis Resümee
Der Bergwanderweg durch die Taubenlochschlucht ist perfekt geeignet für einen kleinen Ausflug, wenn du schauen, staunen und dich ein bisschen bewegen möchtest, ohne es gleich zu übertreiben – also ideal für uns am fünften Tag unserer Aktivitäten! Die wildromantische Naturlandschaft hat uns alle in ihren Bann gezogen – Flora und Fauna sind traumhaft schön! Wer Moose und Farne liebt, wird in der Taubenlochschlucht aus den »Ahs« und »Ohs« gar nicht mehr herauskommen. Entzückt war ich auch von den Wasseramseln, so etwas wie die Maskottchen der Taubenlochschlucht: Die Wasseramsel ist der einzige Singvogel, der schwimmen und tauchen kann und ein Tier, das ich sonst nicht allzu oft zu Gesicht bekomme.
Sämtliche Wege und Stege sind gut ausgebaut und so abgesichert, dass niemand in die Schüss purzeln kann. Doch aufgepasst: Bei feuchter Witterung besteht Rutschgefahr! Festes Schuhwerk ist also ebenso ein Muss wie eine warme, regendichte Jacke an kühleren Tagen. Wanderstöcke benötigst du nur dann, wenn du einen der steileren Wege hinunter zur Schüss gehen möchtest, was an einigen Stellen problemlos möglich ist.
Familien haben sicher viel Spaß mit dem webbasierten Quiz »Rätsel im Taubenloch«, bei dem Eichhörnchen Moritz und Wasseramsel Charlotte mit dir auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Taubenlochschlucht gehen. Sehr nützlich kann es sein, sich vorher die kostenlose Wanderkarte herunterzuladen (PDF).
Zum Schluss noch ein Extratipp: Wäre ich allein unterwegs gewesen, hätte ich am Ende der Wanderung noch einen Abstecher in den Tierpark Biel gemacht. Am Fuße des Bözingenbergs haben nämlich rund 150 heimische Tiere ein Zuhause gefunden. Der frei zugängliche Tierpark liegt idyllisch im Wald und beherbergt unter anderem Wildschweine, Murmeltiere, Hirsche, Wölfe und Eulen. Ein Picknick- und ein Spielplatz laden überdies zum Entdecken, Spielen und Verweilen ein. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, oder?
Wir sehen uns draußen!
XOXO
Sissi
[Ausflugsempfehlungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Sage vom Taubenloch: Frei nacherzählt von Sissi St. Croix. Fotos: Sissi St. Croix.]