Wer Schmetterlinge liebt, muss Raupen füttern

Heute tauchen wir ein in die zauberhafte Welt der Schmetterlinge. Diese filigranen Geschöpfe, die mit ihren farbenprächtigen Flügeln durch unsere Gärten tanzen, sind nicht nur ein Augenschmaus, sondern auch wichtige Bestäuber und Indikatoren für ein gesundes Ökosystem. Doch um diese elfengleichen Wesen in ihrer vollen Pracht genießen zu können, müssen wir uns auch mit ihren weniger glamourösen, aber ebenso wichtigen Lebensphasen auseinandersetzen: den Raupen und Puppen. Denn, wie es im Titel des neuen Buches aus dem KOSMOS Verlag so treffend heißt: »Wer Schmetterlinge liebt, muss Raupen füttern«.

Heimische Schmetterlingsvielfalt

In Deutschland, Österreich und der Schweiz beheimaten wir eine beeindruckende Vielfalt an Schmetterlingsarten. Von den majestätischen Schwalbenschwänzen (Papilio machaon), die mit ihren markanten Flügeln an kleine Drachen erinnern, über die zarten Aurorafalter (Anthocharis cardamines), die im Frühling wie kleine Lichtpunkte durch die Luft schweben, bis hin zu den farbenfrohen Tagpfauenaugen (Inachis io), die mit ihren auffälligen Augenflecken jeden Betrachter in Staunen versetzen – unsere heimische Schmetterlingswelt ist ein wahres Paradies voller hochinteressanter Bewohner.

Die genaue Anzahl der Schmetterlingsarten variiert in den einzelnen Ländern je nach Quelle und Zählweise. Dennoch möchte ich dir hier eine grobe Übersicht über die Größenordnungen geben:

• In Deutschland gibt es rund 3.700 Schmetterlingsarten. Diese Zahl umfasst sowohl Tag- als auch Nachtfalter.
• Österreich zeichnet sich durch eine besonders hohe Schmetterlingsvielfalt aus. Hier sind es über 4.000 Arten. Überhaupt glänzt das Land mit einer sehr großen Artenvielfalt und liegt in Europa im oberen Bereich.
• In der Schweiz sind etwa 3.668 Schmetterlingsarten zuhause.

Bitte beachte, dass diese Zahlen Schätzungen sind und sich aufgrund von Forschung und Veränderungen in den Lebensräumen ändern können. Zudem ist es so, dass die Zahl der Nachtfalter die der Tagfalter um ein Vielfaches übertrifft. Und diese sind übrigens beileibe nicht so beigebraun und unscheinbar, wie du vielleicht denkst!

Warum wir Schmetterlinge schützen müssen

Unsere heimische Schmetterlingswelt ist bedroht. Lebensraumverlust durch intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und die Klimakrise setzen auch den Schmetterlingspopulationen massiv zu. Viele Arten sind bereits auf der Roten Liste gefährdeter Tiere zu finden. Schmetterlinge sind jedoch nicht nur schön anzusehen, sie erfüllen auch wichtige Aufgaben im Ökosystem:

• Bestäubung: Als Bestäuber tragen Schmetterlinge zur Vermehrung von Wild- und Kulturpflanzen bei.
• Nahrungskette: Schmetterlinge dienen als Nahrungsgrundlage für Vögel, Spinnen und andere Tiere.
• Indikatoren: Ihr Vorkommen und ihre Vielfalt geben Auskunft über den Zustand unserer Umwelt.

Liebe deine Raupen wie dich selbst

Um Schmetterlinge zu schützen, müssen wir uns von dem Gedanken verabschieden, dass Raupen Schädlinge sind. Denn ohne Raupen keine Schmetterlinge! Raupen sind die Larven der Schmetterlinge und durchlaufen eine faszinierende Metamorphose, bevor sie sich in die geflügelten Schönheiten verwandeln, die wir so lieben.

Exkurs: Unsere Erfahrungen mit dem Buchsbaumzünsler

Ich gebe zu, dass dieser Gedanke nicht immer leicht ist. Nach unserem Umzug in die Schweiz entdeckte ich zum Beispiel, dass der sanft abfallende Vorgarten zum Kirchweg hin durch eine Miniaturhecke aus Buchsbäumchen abgegrenzt war. Nun bin ich schon lange keine Freundin von Buchs (Buxus sempervirens) mehr, denn Buchs ist äußerst anfällig für den Buchsbaumpilz (Cylindrocladium buxicola) und den aus Ostasien stammenden Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis).

Dennoch habe ich zu Beginn meiner Gartenaktivitäten im neuen Umschwung erst einmal so ziemlich alles stehen gelassen und hauptsächlich das Wachsen und Werden beobachtet. Grundsätzlich eine gute Idee, wenn du in einem neuen Garten voller dir noch unbekannter Pflanzen stehst!

Doch der Schrecken folgte auf dem Fuße: Waren es 2021 noch nur wenige Zünsler, die hier und da ihr Unwesen im Garten trieben, fraßen die hungrigen Raupen 2022 und 2023 viele Buchspflanzen, Stechpalmen (Ilex purpurea) und Spindelsträucher (Euonymus japonicus und Euonymus alatus) ab. Zurück blieben lediglich die kahl gefressenen Blattgerippe. Die eingesponnenen Skelette sahen so gruselig aus, dass wir von Gemeindemitgliedern aufgefordert wurden, »etwas zu unternehmen«.

Dumm gelaufen! Ich bin kein Raupenmörder. Da die Buchsbaumzünsler jedoch seit 2023 in der Ostschweiz zu einer regelrechten Plage geworden sind, kann ich die um ihre Gärten zitternden Menschen durchaus verstehen. Wir arbeiteten also mit allerlei Tricks, um die hiesige Vogelwelt, vor allem Spatzen und Kohlmeisen, an die Futterquelle zu locken, und schnitten die Buchsbäumchen anschließend radikal zurück. Ein voller Erfolg! Leider wiederholte sich die Nummer 2024, sodass wir das Ziergehölz erneut stutzen mussten. Ende offen.

Freunde werden der Buchsbaumzünsler und ich nicht. Zwar finde ich den vermutlich 2007 als »blinder Passagier« in Containern mit Granitplatten- oder Buchsbaumlieferungen aus China nach Deutschland eingereisten Schmetterling recht hübsch, doch ziehe ich unsere einheimischen Schmetterlinge und ihre Raupen vor. Diese dürfen sich gern in unserem Garten pappsatt futtern!

Raupenfutterpflanzen

Jede Schmetterlingsart hat ihre eigenen Vorlieben bei der Wahl ihrer Futterpflanzen. Einige sind sehr wählerisch, während andere ein breiteres Spektrum an Pflanzen akzeptieren. Hier sind einige Beispiele:

• Brennnesseln: Sie sind die Lieblingsspeise von Raupen des Tagpfauenauges, des Kleinen Fuchses und des Landkärtchens. Plus: Brennnesseln tauchen von allein auf und machen auch in der Küche eine gute Figur!
• Gräser: Viele Gräser sind Futterpflanzen für verschiedene Dickkopffalter-Arten.
• Kreuzblütler: Aurorafalter-Raupen lieben Wiesenschaumkraut und andere Kreuzblütler.
• Veilchen: Die Raupen des Kaisermantels sind auf Veilchen angewiesen.

So unterstützt du Schmetterlinge & Raupen

• Vielfalt schaffen: Pflanze eine bunte Vielfalt an heimischen Wildblumen und Gehölzen, die als Futterpflanzen für Raupen dienen.
• Auf Pestizide verzichten: Verwende keine chemischen Pflanzenschutzmittel, da diese Raupen und andere Insekten schädigen.
• Wilde Ecken zulassen: Lasse in deinem Garten wilde Ecken mit Brennnesseln, Disteln und anderen Wildkräutern stehen.
• Nisthilfen anbieten: Schaffe Unterschlupfmöglichkeiten für Schmetterlinge und Raupen, zum Beispiel durch Laub-, Stein- und Totholzhaufen.
• Lichtverschmutzung reduzieren: Vermeide übermäßige Beleuchtung im Garten, da diese nachtaktive Schmetterlinge beeinträchtigen kann.
• Das Buch »Wer Schmetterlinge liebt, muss Raupen füttern« lesen: Dieses Buch ist ein unverzichtbarer Ratgeber für alle, die Schmetterlinge und andere Insekten in ihrem Garten fördern möchten. Es enthält wertvolle Informationen über die Lebensweise von Schmetterlingen und Raupen, gibt Tipps zur Gestaltung eines insektenfreundlichen Gartens und stellt die wichtigsten Futterpflanzen vor.

Klappentext: Wer Schmetterlinge liebt …

Magie der Insekten – staunen, verstehen und einfach schützen!

Im Jahr 2023 gab es so wenige Schmetterlinge wie noch nie zuvor. Der aktive Schutz der schönen Insekten ist daher zunehmend wichtig. Doch wie können wir Schmetterlinge & Co. unterstützen? Was können einzelne Gartenbesitzer tun, um die Vielfalt zu erhalten? Frank und Katrin Hecker geben in ihrem Buch spannende Einblicke in die faszinierende Welt der flatternden und krabbelnden Insekten. In großartigen Aufnahmen zeigen sie ihre Entwicklungsstadien und ihre Lebensweise, und geben Rat, was jeder im Kleinen schon bei der Gartenarbeit Großes gegen das Insektensterben bewirken kann. So geht insektenfreundliches Gärtnern von Frühling bis Winter!

Das Buch auf einen Blick

Über die Autorin

Katrin Hecker ist Diplom-Biologin mit den Schwerpunkten Zoologie, Botanik und Meeresbiologie und arbeitet als freie Autorin. Mit ihrem ganz persönlichen Blick auf die Natur entwickelt sie immer wieder neue Ideen, wie du die Tier- und Pflanzenwelt für dich neu entdecken und erleben kannst.

Über den Fotografen

Frank Hecker ist Diplom-Biologe mit den Schwerpunkten Zoologie, Botanik und Meeresbiologie. Seit vielen Jahren veröffentlicht der Naturfotograf Reportagen zu naturkundlichen Themen in namhaften Zeitschriften und Zeitungen und ist Autor mehrerer Bücher.

Sissis Resümee

Was für ein zauberhaftes Buch! Wäre ich nicht schon immer eine Insektenfreundin gewesen, wäre ich es spätestens jetzt. Schon die Klappenbroschur (nach innen umgeschlagene Klappen) entführt dich tief in die Welt der Schmetterlinge und ihrer Raupenkinder. Vorn lernst du die Top 10 der Tagfalter samt den Lieblingspflanzen ihrer Raupen kennen, hinten findest du das Pendant zur Top 10 der Nachtfalter.

Im Garten ist was los

Nach einem einleitenden Vorwort über die Magie der Insekten folgt im Kapitel »Im Garten ist was los« ein Streifzug durch die Jahreszeiten im Insektengarten. Dabei erfährst du auch gleich allerlei über die Kreateure Katrin und Frank Hecker und ihren eigenen Garten. Die beiden schlicht »Autorin und Fotograf «zu nennen, erscheint mir angesichts des Füllhorns an inspirierendem Wissen, der ausgesprochen charmanten Schreibe und den traumhaft schönen Fotografien allzu profan. Die beiden sind ein eingespieltes Team mit viel Liebe zur Natur und all ihren kleinen Geschöpfen – das sieht und spürt man auf jeder Seite, bei jedem einzelnen Foto.

Insektenporträts

Ab Seite 26 findest du detaillierte Insektenporträts mit anregenden Informationen darüber, was du selbst im eigenen Garten für Insekten tun kannst. Dabei kommen neben Schmetterlingen auch Käfer, Bienen, Wespen und Ameisen, Fliegen, Schnaken und Weber, Libellen, Heuschrecken und weitere Insekten von Ameisenjungfer bis Zikade nicht zu kurz. Top: Eine Zeitleiste zeigt dir genau, wann du die erwachsenen Tiere im Garten fliegen oder krabbeln siehst. So bist du »insektoid« immer up to date!

Ein Königreich für Insekten

Im Anschluss folgt das ausführliche Kapitel »Ein Königreich für Insekten« mit spannenden Tipps zur Gestaltung des eigenen Insektengartens. Darin enthalten sind Klassiker wie Nisthilfen oder Insektentränken, aber auch frische Ideen sowie Extras zu den Themen »Raupen mögen’s ungezähmt«, »Ein Sandarium anlegen«, »Im Totholz lebt’s« und »Wo sind all die Schmetterlinge hin?«.

Beim Lesen des Kapitels zum Bau eines Sandariums war ich allerdings ein bisschen traurig, denn wie so oft wird auch hier zwar erwähnt, dass ich dieses auch »in einem großen Blumenkübel anlegen« kann, doch exakte Angaben zu Volumen und Ausmaßen des Gefäßes fehlen. Inzwischen habe ich immerhin herausgefunden, woher ich bei uns im Thurgau Wildbienensand bekomme, doch eine konkrete Anleitung für ein Sandbeet en miniature fehlt mir nach wie vor. Und für ein »echtes« Sandarium fehlt einfach die Bodentiefe.

Das ist aber auch schon meine einzige Kritik an diesem wunderbaren Buch! Abgerundet wird der stimmungsvoll bebilderte Gartenratgeber für Insektenfreunde durch einen kleinen Serviceteil samt Register. Persönlich sehr gefreut hat mich, dass Katrin und Frank Hecker in ihrem Werk auch eine Lanze für Insekten brechen, die bei vielen Gartenfreunden nicht ganz so beliebt sind, wie beispielsweise meine kleinen Kumpel, die Feuerwanzen (Pyrrhocoris apterus), von denen eine stetig wachsende Kolonie in unmittelbarer Nähe unseres Hibiskus lebt.

Und wie geht’s weiter?

Nach der Lektüre fühle ich mich inspiriert und motiviert, in diesem Jahr weitere insektenfreundliche Projekte in unserem im wahrsten Sinne des Wortes »ver-rückten« Garten umzusetzen. Eines ist gewiss: Der Gartenratgeber »Wer Schmetterlinge liebt, muss Raupen füttern: Insekten im Garten fördern und schützen« wird dabei mein ständiger Begleiter sein. Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Gärten wieder zu blühenden Paradiesen für Schmetterlinge und andere Insekten werden! Denn nur so können wir diese faszinierenden Geschöpfe auch für kommende Generationen erhalten.

Wir sehen uns im Garten!

XOXO

Sissi

[Produktempfehlungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Alle Preisangaben ohne Gewähr. Produktverfügbarkeiten und Preise können im DACH-Raum variieren. Quelle: KOSMOS Verlag und eigene Insektenmagie. Artikelbild: Raupe des Blaukopfes (Diloba caeruleocephala) und Marienkäfer, kuratiert von blackdiamond67 via Adobe Stock.]