Wilder Spaß auf dem Bärner Wildpflanzenmärit
Die Schweizer Pflanzenwelt hat viel zu bieten. Davon zeugen nicht nur Wanderungen in der Natur oder Besuche in den wunderbaren Botanischen Gärten des Alpenlandes, sondern auch allerlei spannende Projekte und Märkte, die dem Erhalt der biologischen Vielfalt unserer einheimischen Wildpflanzen und Wildkräuter dienen. So wie der Bärner Wildpflanzenmärit, der gestern wieder von 7:00 bis 17:00 Uhr auf dem Berner Bundesplatz stattfand.
Für mich war es der erste Besuch auf dem größten Wildpflanzenmärit der Schweiz. Und beinahe hätte ich den geplanten Ausflug sogar sausen lassen – das Wetter war zu grausig. Über zwei Stunden Zugfahrt je Strecke, um in Regen und Kälte Grünzeug anzuschauen? Och nö … Doch dann erfuhr ich, dass der Bärner Wildpflanzenmärit heuer seinen 30. Geburtstag feierte und mit rund 350 verschiedenen Arten einheimischer Wildpflanzen lockte. Viele davon sind sogar essbar! Andere finden als Heil- und Teekräuter oder Räucherwerk Verwendung. Und alle erfreuen die Insektenwelt, was wiederum die Vögel glücklich macht. Außerdem konnte ich mich am Abend zuvor spontan mit B. verabreden, die für mich ihre verlängerte Mittagspause opferte und gemeinsam mit mir über den Wildpflanzenmärit schlenderte.
Wie in jedem Jahr, stand auch diesmal wieder Biodiversität im Mittelpunkt des Marktes. Kein leichtes Thema und manch ein Gartenfreund mag das Wort vielleicht gar nicht mehr hören … Um den Menschen den Zugang zum Reichtum der Wildpflanzen zu erleichtern, standen daher nicht nur erfahrene Naturgärtner als Ansprechpartner zur Verfügung, sondern es gab auch Stände mit Informationen und Angeboten von Partnerorganisationen wie → Bioterra oder → Pro Natura.
Wer wollte, konnte sogenannte Initialziegel von Sellana erwerben.
Initialziegel sind Wildstaudenmischungen in einer recyclebaren PET-Schale, kultiviert auf einer Schafwollmatte.
Pflanzpläne aller Art boten viel Inspiration.
Stolz Naturgarten zeigte anschaulich, wie hübsch Ruderalflächen blühen können.
Einer meiner neuen Lieblinge: der Schweizer Schöterich (Erysimum rhaeticum).
Symbiose mit viel Theater
In diesem Jahr stand der Bärner Wildpflanzenmärit unter dem Motto »Symbiose«. Zusammenleben – eine Herausforderung für uns alle, umso mehr, wenn es um die Wohngemeinschaft von Menschen und Pflanzen geht. Die → Theaterproduktion »dieWERsieTÄT« von Meret Matter und Philippe Nauer näherte sich dem Thema spielerisch, bot auf unterhaltsame Weise szenische Einblicke ins Leben der Pflanzen und machte so ihre Bedeutung für den Erhalt der Erde deutlich.
Wer die Aufführungen auf dem Wildpflanzenmärit verpasst hat, kann die Ode an die Verschiedenheit als theatralen Rundgang für die ganze Familie im → Botanischen Garten Bern nachholen.
Offen gesagt, habe ich nur die Hälfte verstanden. Ich habe immer noch Probleme mit dem Schweizerdeutschen und tue mich da viel schwerer als Markus. Und Bärndütsch ist ohnehin eine Klasse für sich. Aber was ich verstanden habe, hat mir gefallen – und der begeisterte Applaus des Publikums sprach für sich.
Schildchen informierten detailliert über die dargebotenen Wildpflanzen.
Unscheinbar? Aber nur auf den ersten Blick!
Fällt eigentlich auf, dass ich ein Faible für gelbe und violette Blüten habe?
Auch der Kriechende Günsel (Ajuga reptans) hat es mir angetan.
Steht auf nasse Füße: die Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris).
Über den Bärner Wildpflanzenmärit
Der → Bärner Wildpflanzenmärit wird seit nunmehr 30 Jahren vom Verein Bärner Wildpflanzen Märit durchgeführt. Nach den Anfängen auf dem Berner Waisenhausplatz siedelte der Märit vor zehn Jahren auf den Bundesplatz um und wurde von Jahr zu Jahr größer und schöner.
Das Besondere daran: Alle Aussteller arbeiten zusammen und teilen sich Stände, die sich an den Bedürfnissen der einheimischen Wildpflanzen orientieren. Gezahlt wird dann an einer gemeinsamen Kasse. Das ist nicht nur praktisch, sondert erleichtert auch vor allem Einsteigern ins Thema den Zugang zu den passenden »wilden Pflanzen« für das eigene Balkonkistli oder den eigenen Garten. Organisationen wie Bioterra oder Pro Natura runden das Angebot gelungen ab.
Der Gewöhnliche Tannenwedel (Hippuris vulgaris) erinnert an eine kleine Tanne.
ARTHA Samen gehört zu meinen liebsten Anbietern von biologischem Saatgut.
Blick auf einen Teil von Bs. »Pflanzenbeute«.
Sissis Resümee
Mein fast dreistündiger Besuch auf dem Bärner Wildpflanzenmärit hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich habe alte Pflanzenbekannte getroffen und neue grüne Freunde entdeckt, mir Inspirationen für die Bepflanzung von Kisten und Kübeln geholt und viele gute Gespräche geführt. Und ich habe mich verliebt! Und zwar unter anderem in Hornklee (Lotus corniculatus), Goldklee (Trifolium aureum) und Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), für die ich unbedingt noch einen Platz im Garten finden möchte. Nicht zu vergessen die Schwarznessel (Ballota nigra), welche nicht nur durch ihre hübschen rosafarbenen bis violetten Blüten, sondern auch durch ihren volkstümlichen Namen »Gottvergess« bezaubert.
Mein Ausflug zum Bärner Wildpflanzenmärit hat sich also gelohnt. Gekauft habe ich allerdings nichts, da ich im Anschluss noch zur Berner Filiale von Bächli Bergsport gefahren bin und das den Pflanzen nicht zumuten wollte. Doch ich habe mir die für mich interessantesten Gärtnereien notiert und freue mich schon auf ein Wiedersehen!
Heute findet in Bern übrigens von 07:00 bis 19:00 Uhr der → Graniummärit statt, ebenfalls auf dem Bundesplatz. Sicherlich auch sehr sehenswert und bunt, aber heute ist Sportklettern angesagt, das geht zeitlich nicht aus. Dafür gönne ich mir aber morgen einen Ausflug nach Zürich zum 20. Tomatensetzlingsmarkt. Und am Sonntag geht es zum 9. Setzlings- und Pflanzenmarkt auf Schloss Wartegg. Kurz: Mein Frühling ist grün!
XOXO
Sissi
[Artikelbild: Echter Wundklee (Anthyllis vulneraria) auf dem Bärner Wildpflanzenmärit. Fotos: Sissi St. Croix.]