Würziger Genuss in der Appenzeller Schaukäserei
Das Appenzellerland hat viel zu bieten. Kultur, Natur, Tradition, Brauchtum … – und den wohl würzigsten Käse der Schweiz! Shelley ist eine wahre Käsefreundin, da lag es natürlich nahe, mit ihr die Appenzeller Schaukäserei zu besuchen und uns den ersten Stempel im Schweizer Käse Pass zu holen. Gedacht, getan! Und so machten wir uns vergangenen Dienstag bei schönstem Wetter auf den Weg. Unsere Fahrt führte uns durch sanfte Hügellandschaften, durch die sich wilde Bäche in den Tobel schlängeln. Die urtümliche, voralpine Kulisse mit Ausblick auf das Säntismassiv, den Bodensee und nicht zuletzt ins Rheintal ist atemberaubend schön! Oder um es mit Shelleys Worten zu sagen: »Hier sieht die Schweiz aus, wie man sich die Schweiz in Deutschland vorstellt.«
Am Besucherzentrum angekommen, fanden wir auf Anhieb einen kostenlosen Parkplatz im Schatten eines Baumes. Und wie es so ist, wenn zwei unternehmungslustige Freundinnen quatschen, verfehlten wir den Eingang zur Schaukäserei um Längen. Prompt fanden wir uns in der einladenden Lobby des Appenzeller Volkskundemuseums Stein wieder. Nachdem wir mit der freundlichen Rezeptionistin herzlich über unseren Fehler gelacht hatten, schauten wir uns im hauseigenen Shop um. Die dort feilgebotenen handgemachten textilen Stücke lockten mich ebenso wie die regionalen Leckereien. Doch wir hatten an diesem Tag noch viel vor, sodass ich den Besuch des Museums auf die kalte Jahreszeit verschob. Auf in die Schauchäsi!
Entdeckungsreise der besonderen Art
Unser Besuch in der Appenzeller Schaukäserei entpuppte sich als interaktiver Erlebnisrundgang. Von langweiligem Museum keine Spur! Nach dem Kauf unseres Kombitickets (für den anschließenden Besuch in Maestrani’s Chocolarium) erhielten wir ein Vesper-Tröckli mit Käsemustern, ein – noch – leeres Kräutersäckli und einen Schlüssel. Gespannt betraten wir den ersten Raum und staunten nicht schlecht: Hier wollen Klappen, dort kleine Türen geöffnet werden. Alles ist so gestaltet, dass es sowohl großen als auch kleinen Käsefreunden Spaß macht. Für uns Erwachsene gibt es jede Menge unterhaltsam aufbereiteter Informationen, für die lieben Kleinen vergnügliche Abenteuergeschichten mit der Hausmaus Chäsli Jakob.
Raum für Raum, Ausstellungsstück für Ausstellungsstück tauchten wir tiefer in die traditionsreiche Welt der Appenzeller ein. Dabei kamen wir dem Geheimnis auf die Spur, warum der Appenzeller Käse der würzigste Käse überhaupt ist. Zwar hat uns niemand das Rezept für die sagenumwobene Kräutersulz verraten. Aber wir durften einen ausgiebigen Blick in das riesige Käsekessi werfen, den imposanten Käsekeller mit rund 12.500 Käselaiben bestaunen, frische Molke degustieren und zu guter Letzt die Kräutersäckli mit unserer eigenen Kräutermischung füllen.
Auf Schritt und Tritt kitzelte dabei der würzige Duft der Kräuter unsere Nasen. Zwischendurch naschten wir an besonders gekennzeichneten Stationen Käsewürfel aus unseren Vesper-Tröckli. Auf diese Weise »arbeiteten« wir uns entspannt vom Appenzeller Mild-Würzig (drei Monate Reifezeit) über Appenzeller Kräftig-Würzig (vier bis fünf Monate Reifezeit), Appenzeller Bio Kräftig-Würzig (vier bis fünf Monate Reifezeit) und Appenzeller Extra-Würzig (sechs Monate Reifezeit) bis zum Appenzeller Edel-Würzig (vier bis fünf Monate Reifezeit) hoch.
Erlebnisangebote und mehr
Für uns war bereits der Besuch der Appenzeller Schaukäserei ein echtes Erlebnis. Doch für alle, die nicht genug vom Appenzeller bekommen können, hat die Schauchäsi noch mehr zu bieten. Öffentliche Führungen etwa sowie Führungen speziell für Gruppen und Schulen. Wer mehr über die Handwerkskunst des Appenzeller Käses und das Brauchtum des Appenzellerlandes lernen möchte, kann eines der vielseitigen Erlebnisangebote buchen. Diese erstrecken sich von Degustationen und Apéros über die Herstellung verschiedener Käsespezialitäten bis hin zu ganztägigen Appenzeller Abenteuern, bei denen du Land und Leute besser kennenlernen kannst.
Einziger Wermutstropfen: Viele Angebote sind nur von und für Gruppen ab mindestens sechs Personen buchbar. Das finde ich aus organisatorischen Gründen zwar nachvollziehbar, aber dennoch schade. Zu gern würde ich einen Tag im Appenzellischen verbringen, auf den Pfaden der berühmtesten Appenzeller Exklusivitäten wandeln und dabei hautnah einige der urchigen Traditionen erleben. Doch was nicht ist, kann ja noch werden, oder? Notfalls muss ich halt auf eigene Faust losziehen. Das wäre schließlich nicht das erste und ganz gewiss nicht das letzte Mal. Und auch die Appenzeller Schauchäsi werde ich ganz gewiss noch einmal besuchen!
Shop der Appenzeller Schaukäserei
Nach dem Erlebnisrundgang in der Appenzeller Schaukäserei kannst du im angeschlossenen Spezialitätengeschäft nach Herzenslust einkaufen. Das haben wir uns natürlich nicht zwei Mal sagen lassen! Neben über 80 verschiedenen Käsesorten an der offenen Theke findest du auch bereits abgepackte Käsepäckli für jeden Geschmack und Geldbeutel sowie ein attraktives Angebot an Appenzeller Geschenkideen.
Restaurant der Appenzeller Schaukäserei
Wer gut einkauft, sollte auch gut essen. Und das kannst du im gemütlichen Restaurant der Appenzeller Schaukäserei ganz hervorragend. Geboten wird durchgehend warme Küche. Käse ist natürlich der kulinarische Held auf der abwechslungsreichen Speisekarte. Unser Tipp für den kleinen Hunger ist die köstliche Käsesuppe zu einem Glas kühlen Weißwein oder einer Flasche Apfelmost von Möhl.
Wenn du mehr Zeit mitbringst, solltest du dir unbedingt ein Fondue gönnen. Oder du buchst eines der Erlebnisangebote und kochst in der Gruppe Chäshörnli im Käsekessi. Das Schönste: Du kannst das Restaurant auch ohne einen Abstecher in die Schauchäsi besuchen! Wahre Schlemmer tun das am besten am Sonntagmorgen und genießen das reichhaltige Frühstücksbüffet.
Adresse
Appenzeller Schaukäserei
Dorf 711
9063 Stein AR
Schnappschüsse von der Schauchäsi
Sissis Resümee
Der Besuch der Appenzeller Schaukäserei war in jeder Hinsicht ein Hochgenuss. Das bestätigen auch Icy und Markus, die bereits Ende Juni diese Entdeckungsreise der besonderen Art gemacht haben. Mir hat beim Rundgang durch die Erlebniswelt besonders gut gefallen, dass die Verbundenheit der Appenzeller mit ihren Traditionen deutlich spürbar war. Das Appenzellerland und seine Menschen leben und lieben ihren Käse – das schmeckt man in jedem einzelnen Käsestückchen.
Tief beeindruckt hat mich ebenfalls das im Kino gezeigte Filmmaterial. Ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern. Daher nur so viel: Es lohnt sich, auf einer der Holzbänke Platz zu nehmen und mehr über den Alltag der Sennen zu erfahren. Angesichts ihres rauen, einfachen Lebens im Einklang mit der Natur erscheinen viele unserer modernen Probleme plötzlich nichtig oder sogar lächerlich. Die Natur ist unser schönstes und höchstes Gut. Ein Wissen, das die Sennen schon mit der Muttermilch aufsaugen und die »Klimakleberkinder« selbst in 100 Jahren nicht wirklich verstehen werden.
Ich hatte schon immer sehr viel Respekt für alle Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten. Seitdem ich in der Schweiz lebe, wächst dieser Respekt täglich und ich mache mir verstärkt Gedanken darum, wie sehr der Klimawandel ihre Arbeit beeinflusst. Was ich in meinem Garten im Kleinen erlebe, erfahren diese Menschen tagtäglich im Großen. Mit dem Unterschied, dass von der Produktivität meiner bescheidenen Gartenernte nicht unser aller Lebensmittelkonsum abhängt. Unvorstellbar, dass die Appenzeller Kühe künftiger Generationen auf der Alm keine würzigen Kräuter mehr finden, ebenso unvorstellbar, dass es in einer vielleicht gar nicht mehr so fernen Zukunft keinen Appenzeller Käse mehr gibt.
Gruselige Gedanken, oder? Aber Gedanken, die mich zusammen mit etlichen Stücken leckerem Käse nach Hause begleitet haben. Damit das Käseland Schweiz so einzigartig bleibt, wie es ist, wird derzeit nicht nur im Appenzellerland viel unternommen. Erlebniswelten wie die Schauchäsi tragen dazu bei, das Bewusstsein der Menschen für qualitativ hochwertige Lebensmittel wie den Appenzeller Käse zu wecken und zu schärfen. Denn auch das ist Nachhaltigkeit: Hin zu mehr Traditionsqualität und weg von Billigwaren aus dem Discounter, die kaum den Namen Käse verdienen …
Seit der Eröffnung der Appenzeller Schaukäserei im Jahre 1978 haben über acht Millionen Menschen die Schauchäsi besucht. Bleibt zu hoffen, dass sie alle den himmlisch würzigen Appenzeller Käse und die herrliche Region in ihrem Herzen tragen.
Wenn auch du die Schaukäserei besuchen willst, kannst du das an 364 Tagen im Jahr tun. Der Eintritt für Individualbesucher kostet CHF 12,00. Das Kombiticket mit dem Volkskunde Museum (Stein AR) ist für CHF 17,00 und das Kombiticket mit Maestrani’s Chocolarium (Flawil SG) für CHF 20,00 zu haben. Darüber hinaus profitierst du von 20 Prozent Rabatt auf den Eintrittspreis, wenn du mit dem ÖV anreist. Diese und viele weitere wertvolle Informationen findest du laufend aktualisiert auf der Website der Appenzeller Schaukäserei.
Wir sehen uns auf der Alm!
XOXO
Sissi
[Redaktioneller Hinweis: Korrekt schreibt sich Appenzeller® Käse mit einem hübschen ®. Der besseren Lesbarkeit zuliebe haben wir jedoch auf diese Schreibweise verzichtet. Artikelbild: Appenzellerland Tourismus AR. Die Schnappschüsse aus der Appenzeller Schaukäserei stammen von mir.]